Politik Inoffiziell

ÖVP und Wirtschaftskammer: Wann reicht es Mattle?

(Bild: Manuel Schwaiger, Christof Birbaumer)

Nach außen hin ist alles ruhig. Intern aber brodelt es in der Tiroler Volkspartei. LH Anton Mattle könnte sich demnach bald die Wirtschaftskammer-Präsidentin vornehmen, um ein Machtwort zu sprechen.

Auch wenn nach außen hin alles versucht wird, um Ruhe auszustrahlen, sprich zu kalmieren, geht es hinter den Kulissen bei der Wirtschaftskammer Tirol und beim Wirtschaftsbund nach wie vor rund, bildlicher ausgedrückt: Es fliegen die Hackeln weiter sehr tief und vor allem gezielt. Auslöser sind – die „Krone“ berichtete – vorerst drei bekannt gewordene Personalentscheidungen, die für viele Beobachter und Kenner der Szene nicht nachvollziehbar sind, die Kopfschütteln auslösen und die zahlreichen Spekulationen Tür und Tor öffnen.

Im Mittelpunkt stehen die WK-Bezirksobleute von Kufstein und Kitzbühel, namentlich Manfred Hautz und Peter Seiwald, denen die WK-Präsidentin Barbara Thaler sprichwörtlich den Stuhl vor die Tür setzte, indem sie sie in wenigen Wochen als Obmänner absetzen will. Dazu kommt noch der langjährige WK-Bezirksgeschäftsführer von Kufstein, Peter Wachter, der möglicherweise nur ein „Bauernopfer“ in einem brutalen Polit-Machtkampf ist, angeblich bereits rechtlich gegen seine Demontage vorgeht.

Novum in Kammergeschichte
Auch wenn WK-Präsidentin Thaler noch so oft medial und sonst überall erklärt, dass es sich hier um einen „ganz normalen Vorgang“ handle, weil sie „ihr Team“ neu aufstelle, wird das nicht glaubwürdiger. Fakt ist vielmehr, dass es sich hier um ein absolutes Novum in der langen Kammergeschichte handelt. Und bei näherer Betrachtung drängt sich natürlich die Frage auf, warum man noch vor wenigen Wochen mit Seiwald und Hautz in die WK-Wahl ging. So stand als Wahlvorschlag an der Spitze auf der Liste des Handels beim „Landesgremium Maschinen- und Technologiehandel“ Folgendes zur Wahl: „Dein Tiroler Wirtschaftsbund – Präsidentin Barbara Thaler und Peter Seiwald“.

WK-Präsidentin Barbara Thaler(Bild: Birbaumer Christof)

Dieses Novum an öffentlich ausgetragener Ämter-Demontage führt zu den zuvor genannten – wohlgemerkt höchst inoffiziellen – Mutmaßungen, die bis hin zur Landesspitze, sprich LH Anton Mattle, reichen. Dieser hält sich – so wie in der Vergangenheit immer wieder bei einigen brenzligen ÖVP-internen Angelegenheiten – staatsmännisch zurück. Zumindest nach außen. Dass er diesem, letztlich der Tiroler Volkspartei schadenden Treiben im Wirtschaftsbund bzw. in der Wirtschaftskammer so lange schon zusieht, finden Gerüchten zufolge auch engere „Parteifreunde“ alles andere als „führungsstark“. „Er muss jetzt endlich auf den Tisch hauen. So kann das im Wirtschaftsbund nicht mehr weitergehen. Wir machen uns langsam lächerlich“, meint ein Insider.

Thaler (2.v.r.) und Mattle feierten gemeinsam.(Bild: Birbaumer Christof)

Wird Thaler erste Landeshauptfrau?
Aber zurück zu den Mutmaßungen. Eine lautet, dass Thaler „alles und alle aus dem Weg räumt“, was ihr am Weg zur Landeshauptfrau hinderlich sein oder schaden könnte. Erste Landeshauptfrau von Tirol zu werden, sei ihr Ziel.

In einem Kommentar einer großformatigen Tiroler Zeitung wurde ihr ob ihrer Vorgangsweise in den Bezirken Kufstein und Kitzbühel „Entscheidungsstärke“ adjustiert. So etwas freut die WK-Präsidentin naturgemäß. „Man muss dazu aber schon wissen, dass diese Zeitung speziell von der Wirtschaftskammer Tirol, was Inserate anbelangt, auffällig gut bedient wird“, ätzt ein Wirtschaftsbund-Insider, der freilich nicht genannt werden will und betont: „Denn sonst bin ich vielleicht der Nächste, der ,abgeschossen‘ wird“.

Dass schon in Bälde wieder Ruhe im Wirtschaftsbund und in der Wirtschaftskammer einkehrt, scheint derzeit wohl nur ein frommer Wunsch zu sein. Eher werden die Hackeln weiterhin tief und gezielt fliegen.