Alles hat idyllisch begonnen: Das Wanderfalken-Paar „Inge“ und „Ivica“ brütete gemeinsam am Turm der Herz-Jesu-Kirche in Graz. Doch eine Rivalin drang ins Revier ein und könnte „Inge“ sogar getötet haben. „Ivica“ kämpft nun alleine ums Überleben der Küken.
Die Natur kann brutal sein. Das wissen all jene, die die per Live-Cam übertragene Brütsaison der Wanderfalken auf der Grazer Herz-Jesu-Kirche heuer mitverfolgt haben. „Wir haben schon recht früh bemerkt, dass etwas nicht stimmt“, sagt Ornithologe Leander Khil. Die Vögel, vor allem Weibchen „Inge“, waren abgelenkt. „Sie hat immer nach oben hin Ausschau gehalten.“ Eines Tages kam „Inge“ nicht mehr zurück. „Wir haben sie nie mehr gesehen und gehen davon aus, dass sie tot ist – sonst hätte sie sicher versucht, zu den Küken zurückzukommen.“
Weniger als 24 Stunden danach stand im Nest ein neues, unbekanntes Weibchen. „Tavda“ nannte Khil das Tier. „Es kann sein, dass es zu einem Revierkampf gekommen ist“, sagt der Initiator des Projekts.
„Ivica“ blieb als alleinerziehender Vater zurück. Die Fütterung der vier Küken war für das kleine Männchen zu viel, vor allem, weil „Tavda“ ihm und den Nestlingen die Beute stahl. „Im Raum stand, dass kein einziger Jungvogel durchkommt – deswegen habe ich mich entschieden, einzugreifen und ein Küken zu entnehmen.“ Eine schwierige Abwägung für Khil, will er doch so wenig wie möglich in die Natur eingreifen. „Der Tod eines Jungvogels ist leider normal. Dass alle Nachkommen sterben, kann aber nicht der Sinn eines Artenschutzprojektes sein.“
Küken haben noch einen Rückstand
Schließlich wurden zwei Küken mehrere Tage vom Verein für kleine Wildtiere in großer Not aufgepäppelt, bis Khil sie am Freitag wieder zurück ins Nest setzte. „Sie haben noch einen Rückstand und sind kleiner als ihre Geschwister, aber es funktioniert gut.“ Eindringling „Tavda“ stiehlt weiterhin Futter und Aas. „Eigentlich essen Wanderfalken keine Beutereste. Sie wirkt auf mich sehr merkwürdig, ich weiß nicht genau, was sie will“, sagt Khil. Es kann aber gut sein, dass „Tavda“ und „Ivica“ im nächsten Jahr gemeinsam brüten. „Er würde sich ihr unterwerfen.“
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