Kein Ende der Gewalt

Ägypten: Auch “Freitag der Wut” war tödlich

Ausland
16.08.2013 20:17
Der von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi ausgerufene "Freitag der Wut" in Ägypten ist wie befürchtet in Gewalt ausgeartet. Alleine in Kairo wurden bei Protesten von Islamisten Sicherheitskreisen zufolge etwa 50 Menschen getötet. Auch in anderen Städten kam es zu Zusammenstößen, bei denen es mindestens 20 Todesopfer gab.

Nach dem Freitagsgebet demonstrierten landesweit Zehntausende Islamisten gegen die Polizeigewalt. In Kairo wurden zudem zahlreiche Opfer des Blutbads vom Mittwoch mit offiziell über 600 Toten und mehr als 4.200 Verletzten zu Grabe getragen.

Anwohner in Zusammenstöße involviert
Nach Angaben von Augenzeugen waren an den gewalttätigen Zusammenstößen in der Hauptstadt nicht nur Islamisten und Angehörige der Sicherheitskräfte beteiligt, sondern auch Anwohner, welche die Demonstranten mit Steinen und Messern attackierten. Das Nachrichtenportal "Al-Ahram" meldete, sieben Menschen seien in einem Kugelhagel ums Leben gekommen, als sich die Polizei und angreifende Islamisten ein Gefecht um die Esbekiya-Polizeistation lieferten. Die Station liegt in der Nähe des Ramses-Platzes, auf dem die zentrale Kundgebung der Muslimbruderschaft stattfand.

In der Provinz Kafr al-Sheikh starben zehn Menschen, als sich die Polizei Islamisten entgegenstellte, die versuchten, das Gouverneursgebäude und eine Polizeistation zu stürmen. Außerdem wurden in der Stadt Ismailia vier Demonstranten von der Polizei erschossen. Fünf Tote zählten die Behörden in der Stadt Damietta, wo Anhänger von Mursi ebenfalls eine Polizeistation angriffen. Ein junger Mann starb bei einem Schusswechsel zwischen Polizisten und Demonstranten neben einer Moschee in Al-Arish auf der Sinai-Halbinsel. In der Oasenstadt Fayoum wurden nach Straßenschlachten fünf Leichen in ein Krankenhaus gebracht.

Scharfe Ashton-Kritik an Übergangsregierung
Indes erklärte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton, dass die Hauptverantwortung für die Gewalt in Ägypten bei der Übergangsregierung liege. Sie habe die Mitgliedstaaten gebeten, über Reaktionen zu beraten und stehe diesbezüglich in ständigem Kontakt mit den EU-Außenministern, teilte Ashton am Freitag mit. Die Diplomatin nannte die aus Ägypten gemeldeten Opferzahlen schockierend. Die Verantwortung dafür laste schwer auf der Übergangsregierung, aber ebenso auf der "breiten politischen Führung" des Landes, meinte sie.

Angesichts der blutigen Eskalation wollen die Regierungen der 28 EU-Staaten möglichst rasch eine gemeinsame politische Haltung zur Krise in Ägypten finden. Über ein mögliches Sondertreffen der EU-Außenminister wird laut Diplomaten voraussichtlich Anfang der kommenden Woche entschieden. Nach der bisherigen EU-Terminplanung würden sich die Außenminister erst wieder am 6. September in der litauischen Hauptstadt Vilnius treffen. Mehrere Minister haben jedoch deutlich gemacht, dass sie raschere Beratungen wünschen.

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