Augenzeugenbericht

Frauen und Kinder erzählen: So starb Osama bin Laden

Ausland
09.07.2013 13:15
Wie kam es, dass Terrorpate Osama bin Laden unbehelligt über sechs Jahre lang mit drei Ehefrauen und zahlreichen Kindern nicht einmal 50 Kilometer von der pakistanischen Hauptstadt Islamabad entfernt leben konnte? Dieser Frage ist eine Untersuchungskommission des Landes nachgegangen, deren Bericht nun an die Öffentlichkeit gelangt ist. Darin haben sich auch erstmals Bin Ladens Ehefrauen und Kinder zu Wort gemeldet und die dramatischen letzten Augenblicke im Leben des einst gefürchtetsten Terroristen der Welt geschildert.

Als ein Navy Seal den roten Laserstrahl seiner Waffe auf Osama bin Laden richtete, habe sie sich dem Eindringling entgegengeworfen, berichtet eine der Frauen des Terrorpaten. Sie habe die Hoffnung gehabt, dem Soldaten die Waffe entreißen zu können, sei jedoch von einem Schuss in ihr Knie und weiteren Kugeln gestoppt worden. Während sie verletzt auf dem Bett gelegen sei, hätten Männer mit amerikanischem Akzent ihre Töchter nach dem Namen des Mannes gefragt, den sie soeben getötet hatten.

So hat Osama bin Ladens Familie die Tötung des Mannes miterlebt, der die USA mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 schwer getroffen hatte. Die Aussagen sind die ersten Augenzeugenberichte von Bin Ladens Ehefrauen und ihren Kindern. Für den Bericht wurden insgesamt über 200 Zeugen befragt - herausgekommen sind peinliche Versäumnisse Pakistans, weshalb das Papier ein halbes Jahr lang von der Regierung des Landes unter Verschluss gehalten worden sein soll. Nun jedoch hat der arabische TV-Sender Al-Jazeera das 336 Seiten dicke Werk veröffentlicht.

Blitzschneller Angriff auf Top-Terrorist
Demnach wurde die Familie - Bin Laden lebte mit drei Frauen und zahlreichen Kindern in einer Villa im pakistanischen Abbottabad - am frühen Morgen des 2. Mai 2011 von einem vermeintlichen Sturm geweckt. Dabei handelte es sich jedoch um Black-Hawk-Hubschrauber der US-Armee. Nur wenige Minuten, nachdem die ersten Schritte zu hören gewesen seien, sei Bin Laden auch schon tot gewesen, berichtet seine Familie.

Tochter berichtet von Anblick des toten Vaters
Summaya, eine Tochter des Terrorpaten, sagte, sie habe sofort gewusst, dass er tot war. Ihr Vater habe eine Kugel in der Stirn gehabt, Blut sei "nach hinten über seinen Kopf geflossen". Den Ehefrauen Bin Ladens sei anschließend erlaubt worden, sein Testament und einige Schmuckstücke mitzunehmen, bevor sie in die Obhut des pakistanischen Geheimdienstes übergeben wurden.

Der Bericht soll unter anderem aufklären, warum sich Osama bin Laden über sechs Jahre lang nahe der pakistanischen Hauptstadt verstecken konnte. Die Abbottabad-Kommission kommt unter anderem zu dem Schluss, dass es den Behörden hätte möglich sein müssen, Bin Ladens Netzwerk zu infiltrieren.

Stattdessen habe sich der Top-Terrorist beinahe frei durch den Nordwesten des Landes bewegen, für alle sichtbar ein Haus bauen und Kinder zeugen können. Zudem hätte Bin Laden schon 2002 oder 2003 festgenommen werden müssen - damals wurde er wegen einer Geschwindigkeitsübertretung angehalten. Sein Wächter Ibrahim al-Kuwaiti habe die Angelegenheit mit dem Verkehrspolizisten aber "schnell erledigt".

Mischung aus Tricks und Angst schützte Familie
Auch bei anderen Gelegenheiten konnte sich der Terrorist demnach auf seine Vertrauten verlassen: So erklärte einer von ihnen etwa bei den Geburten von Bin Ladens Kindern, die Frau sei taub und zurückgeblieben, um die Ärzte von allzu neugierigen Fragen abzuhalten. Auch der nicht genehmigte Bau der massiven Villa hätte laut der Kommission Fragen aufwerfen müssen - doch die Bevölkerung habe zu viel Angst davor gehabt, Warlords oder andere Gangster gegen sich aufzubringen.

Pakistanische Regierung "fahrlässig und inkompetent"
Insgesamt kommen im Bericht der Abbottabad-Kommission sowohl die pakistanische Regierung als auch das Militär schlecht weg: Dass Bin Laden all die Jahre unbehelligt im Land gelebt habe, sei auf "Fahrlässigkeit und Inkompetenz auf fast allen Ebenen der Regierung" zurückzuführen, so das Fazit. Auch sei nicht auszuschließen, dass irgendjemand inner- oder außerhalb der politischen Führung vom Terrorpaten gewusst und diesen geduldet habe, heißt es. Doch auch die USA werden heftig kritisiert: Die Tötung Bin Ladens sei ein "amerikanischer Kriegsakt" und eine "Demütigung" Pakistans gewesen, ist in dem Bericht zu lesen.

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