Fünf Tote geborgen

Kanada: Geisterzug mit Öl löst Inferno in Kleinstadt aus

Ausland
07.07.2013 18:50
Nach der Explosion eines führerlosen Tankzuges mit Hunderten Tonnen Öl an Bord werden in der kanadischen Kleinstadt Lac-Megantic zahlreiche Tote befürchtet. Bis Sonntagabend wurden fünf Leichen geborgen, teilte die Polizei der Provinz Quebec mit. 40 Personen werden auch mehr als 24 Stunden nach der Katastrophe noch vermisst. Der Tankzug war am Samstag im Stadtgebiet entgleist. Die darauffolgenden Explosionen verwandelten das Stadtzentrum in ein Flammenmeer.

Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist auch am Tag danach ungeklärt. Der Lokführer habe den Zug am Ende seiner Schicht auf einem Hügel etwa 13 Kilometer von Lac-Megantic entfernt abgestellt und sowohl die Bremsen als auch die Hunderte Tonnen schwere Ladung kontrolliert, berichteten kanadische Zeitungen. Dann habe er in einem Hotel eingecheckt. Aus unbekannter Ursache hätten sich die Waggons von der Lok abgekoppelt. Durch sein eigenes Gewicht sei der Zug ins Rollen geraten, auf Lac-Megantic zugerast und entgleist.

Große Teile der Stadt durch Explosionen verwüstet
Noch ist nicht geklärt, wie viele der 72 Waggons, die jeweils 100 Tonnen Rohöl geladen hatten, daraufhin explodierten. Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen von fünf bis sechs Explosionen. Das folgende Großfeuer verwüstete große Teile der 6.000-Einwohner-Stadt in der Provinz Quebec im Südosten des Landes. Durch die Wucht der Detonationen kamen zumindest fünf Personen ums Leben. Weitere Todesopfer werden befürchtet, nach unterschiedlichen Angaben werden noch bis zu 40 Menschen vermisst.

Die Ungewissheit über die Zahl der Opfer lasse laut Behörden darauf schließen, dass viele als vermisst Gemeldete entweder sofort an Ort und Stelle starben oder unverletzt davongekommen sind. "Wir wissen, dass es weitere Tote gab", sagte ein Polizeisprecher am Sonntagnachmittag. Eine genaue Zahl könne man nicht nennen.

Rettungsarbeiten durch Angst vor Explosionen behindert
Auf Bildern, die kurz nach dem Unglück aufgenommenen wurden, ist ein riesiger Feuerball zu sehen. "Innerhalb einer Minute stand das gesamte Ortszentrum in Flammen", sagte ein Augenzeuge. Noch Stunden später stiegen schwarze Rauchwolken in den Himmel. Die Lösch- und Rettungsarbeiten können nur sehr vorsichtig durchgeführt werden - es wird befürchtet, dass weitere Waggons explodieren könnten. Etwa 2.000 Einwohner der Stadt wurden in Sicherheit gebracht.

Der Unfall ereignete sich etwa eine Stunde nach Mitternacht (Ortszeit) in der 250 Kilometer östlich der Metropole Montreal gelegenen Stadt. Zeugen berichteten, dass zur Unglückszeit noch viele Menschen auf den Straßen unterwegs waren. In einer Bar in unmittelbarer Nähe des Unglücksortes hätten sich zum Zeitpunkt der Explosionen mindestens 50 Menschen aufgehalten, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Nach dem Unglück sei von dem Lokal "nichts mehr übrig".

Industrieminister: "Das Schlimmste kommt erst"
"Wenn man die Schäden sieht, weiß man nicht, wie man das überstehen soll", sagte Bürgermeisterin Colette Roy-LaRoche. "Aber ich kann sagen, dass alle Beteiligten sehr hilfreich waren. Wir haben alles Menschenmögliche getan." Auch Industrieminister Christian Paradis fand klare Worte: "Ich denke, das Schlimmste kommt erst", so der Minister im Radio.

"Das Stadtzentrum ist zerstört", sagte die Premierministerin der Provinz Quebec, Pauline Marois. Kanadas Premierminister Stephen Harper äußerte sich schockiert: "Es ist leider klar, dass es den Verlust von Menschenleben gegeben hat, auch wenn wir das genaue Ausmaß noch nicht kennen." Harper sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und sicherte Quebec jede notwendige Hilfe der Zentralregierung zu.

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