"Unbedingt 144 rufen"

Ein Drittel weniger Krankentransporte in der Stmk

Österreich
02.07.2013 12:22
In der Steiermark herrscht nach wie vor ein vertragsloser Zustand zwischen dem Roten Kreuz und der Gebietskrankenkasse, was dazu führt, dass die Patienten derzeit für die Krankentransporte selbst zur Kasse gebeten werden. Bereits am ersten Tag brach deshalb die Zahl der Transportfahrten um gut ein Drittel ein. Landeshauptmann Franz Voves sieht in der "fürchterlich polarisierenden Haltung" der beiden Vertragspartner den Grund für die verfahrene Lage.

Seit Montag herrscht in der Steiermark der Ausnahmezustand in puncto Patiententransporte. Denn sowohl für einfache Transportfahrten als auch für Notfalleinsätze landen die Rechnungen jetzt bei den Patienten. Diese können zwar später die Belege bei der GKK einreichen, zunächst muss aber alles aus eigener Tasche bezahlt werden.

"Betroffenheit und die Verunsicherung sind groß"
Am Montag verzeichnete das Rote Kreuz bereits einen Rückgang der Krankentransporte um gut ein Drittel. "Laut Landesleitstelle gab es ein Drittel weniger Bestellungen", erklärte August Bäck vom Roten Kreuz am Dienstag: "Die Betroffenheit und die Verunsicherung sind groß." Für die Patienten bedeutet der vertragslose Zustand in der Praxis ein ähnliches Prozedere wie bei der Wahlarztverrechnung, wie Rotes Kreuz und GKK informierten: Ein Rettungs- bzw. Krankentransport wird binnen 14 Tagen in Rechnung gestellt, diese muss dann bei der GKK eingereicht werden.

12 bzw. 19 Euro an Mehrkosten
Eine volle Vergütung gibt es nicht: Zusätzlich zum schon bisher üblichen Selbstbehalt in Höhe der doppelten Rezeptgebühr (10,60 Euro) bleibt nun ein Servicepauschale, also die nicht gedeckten Mehrkosten seitens des Roten Kreuzes, das sind zwölf Euro ohne und 19 Euro mit Sanitäter, beim Patienten. Andreas Jaklitsch, Geschäftsführer des Roten Kreuzes Steiermark, versuchte gegenüber dem ORF zumindest die Patienten zu beruhigen. Man müsse sich keine Sorgen machen und solle im Notfall "unbedingt 144 rufen".

Auch für die rund 500 Angestellten des Roten Kreuzes Steiermark, die im Rettungs-und Krankentransportwesen tätig sind, ist die Situation laut Bäck äußerst belastend. Die Mitarbeiter seien aber schon vor Monaten vom drohenden vertraglosen Zustand und über zu befürchtende Sparmaßnahmen informiert worden.

Pensionsversicherung stimmt Tariferhöhung zu
Eine Einigung wurde mittlerweile mit der Pensionsversicherung erzielt, die am Montag einer Tariferhöhung für Krankentransporte zustimmte, wie es in dem ORF-Bericht heißt. Somit wird für alle PVA-Versicherten wieder direkt mit der Kasse verrechnet und nicht mit dem Patienten. Eine Einigung zwischen den Konfliktparteien GKK und dem Roten Kreuz ist aber noch nicht in Sicht.

Voves: "Es wird uns was einfallen müssen"
In der Fragestunde des steirischen Landtags war am Dienstag auch Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) mit der Causa konfrontiert. Voves verwies darauf, dass das Land nicht zuständig sei und mehrfache Appelle nicht gefruchtet hätten. "Aber es wird uns was einfallen müssen, weil wir die Leute nicht im Stich lassen können", meinte der Landeshauptmann speziell in Bezug auf sozial schwache und chronisch kranke Patienten.

Voves wies zunächst die "absurde Behauptung der GKK" zurück, das Land habe eine Kostentragungspflicht. Man trage zwar die Verantwortung für das Rettungswesen, für welches es auch den Rettungseuro gebe. Für Krankentransporte, die den Großteil der Fahrten ausmachten, sei man aber nicht zuständig. Voves meinte zudem, dass der aktuelle Zustand nicht binnen "ein paar Tagen" anders sein werde. Das Problem liege in der "fürchterlich polarisierenden Haltung" der beiden Vertragspartner.

Opposition ortet "berechtigten Unmut"
Die Frage an den Landeshauptmann war von KPÖ-Abgeordneten Werner Murgg gestellt worden, der auf einen einstimmigen Landtagsauftrag an die Regierung verwies, sich um eine Lösung zu bemühen, und von "berechtigtem Unmut in der Bevölkerung" sprach. Die Grünen kritisierten, dass Voves' Aussagen nicht aus der Sackgasse führten. "Eine derartige Haltung ist eines Landeshauptmannes unwürdig und vor allem unverantwortlich", hieß es seitens des BZÖ-Abgeordneten Wolfgang Spadiut. Er erwarte sich nun deutliche Worte von Bundeskanzler Werner Faymann.

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