Auf Grund des am Beginn der Trias herrschenden Klimas suchten viele Tiere Schutz in unterirdischen Bauten. Südafrika war damals Teil des Superkontinents Pangäa, es lag am Südende der Landmasse. Das Klima dieser Region war damals von starker Erwärmung geprägt, Hitze und monsunartige Regenfälle wechselten sich ab.
Im Karoo-Becken Südafrikas sind heute viele versteinerte Erdbauten erhalten. In diesen Höhlen entdeckten Vincent Fernandez von der University of the Witwatersrand und seine Kollegen nun mit Hilfe von Röntgenstrahlen die ungewöhnliche Urzeit-WG.
Eingerolltes Reptil und verletztes Amphibium
Sie entdeckten vorerst nur den Schädel von Thrinaxodon, einem zu den Therapsiden gehörenden Vierbeiner. Die etwa 50 Zentimeter langen Reptilien waren Vorfahren der heutigen Säugetiere, möglicherweise besaßen sie sogar ein Fell. Das in der Erdhöhle gefunden Exemplar lag zusammengerollt auf dem Bauch, vermutlich hatte es geschlafen. Verletzungen an den Rippen und ein gebrochenes Genick seien erst nach dem Tod des Tieres eingetreten, berichten die Forscher.
"Richtig aufregend wurde es aber, als wir einen zweiten Satz von Zähnen entdeckten, der völlig anders war als der von Thrinaxodon", erklärt Fernandez in einer Aussendung der Universität. Bei weiteren Scans zeigte sich ein eng an Thrinaxodon gekuscheltes zweites Tier (Bild 2 und 3). Es lag auf dem Rücken, ein Teil seines Körpers sogar auf dessen Flanke.
Weitere Untersuchungen zeigten schließlich, dass es sich um einen Vertreter des ausgestorbenen Amphibiums Broomistega handelte. Diese auf vier kräftigen, kurzen Beinen laufenden Tiere mit großem Schädel lebten als Jungtiere vorwiegend im Wasser, später dann in Gewässernähe an Land. Wie die Forscher schreiben, muss Broomistega verletzt gewesen sein, als es in die Erdhöhle kroch. Denn auf den Röntgenbilderm sind mehrere gebrochene, aber teilweise bereits wieder verheilte Rippen zu erkennen.
Kein Zufall und keine Beute
"Die faszinierende Frage ist: Was brachte die beiden Tiere in einer Erdhöhle zusammen?", sagt Fernandez. Denn unter heute lebenden Wirbeltieren seien solche engen Assoziationen in beengten Bauen höchst unwahrscheinlich. Theoretisch wäre es möglich, dass das größere Reptil das junge, kleinere Amphibium gejagt, verletzt und anschließend in seine Höhle geschleppt hat.
Doch die Forscher fanden keine Bissspuren des Reptils an Broomistega, und auch die Rippenverletzung passte nicht in das Jagdverhalten von Thrinaxodon. Die Position beider Körper spreche zudem gegen einen Kampf oder eine Fresssituation, so die Wissenschaftler. Ebenso ausgeschlossen ist, dass das Amphibium zufällig bei einer Überschwemmung in die Erdhöhle geschwemmt wurde, die bereits das Reptil beherbergte. Der Höhleneingang sei dafür zu klein, und zudem deute alles darauf hin, dass Broomistega noch eine ganze Weile in der Erdhöhle weitergelebt habe, heißt es.
Lag Thrinaxodon im Sommerschlaf?
Einen Hinweis darauf, warum die beiden Tiere gemeinsam in der Höhle lebten, gab den Paläontologen die Haltung von Thrinaxodon. "Ich bin immer wieder fasziniert, wie viele Thrinaxodon-Fossilien eingerollt erhalten geblieben sind - fast als hätten sie friedlich in ihren Höhlen geschlafen, als sie der Tod ereilte", berichtet Koautor Fernando Abdala von der University of the Witwatersrand.
Die Forscher vermuten daher, dass die säugetierähnlichen Reptilien besonders heiße und trockene Zeiten in einer Art Sommerschlaf überdauerten. Das verletzte Amphibium hat sich wahrscheinlich Schutz suchend in die Erdhöhle des Reptils geschleppt, während dieses in dieser Ruhephase war. "Das erklärt auch, warum das Amphibium nicht sofort wieder aus der Höhle verjagt wurde", so die Forscher. Vermutlich ging diese Urzeit-WG einige Zeit lang gut, bis Wassereintritt nach einem starken Regenfall die Erdhöhle mit Schlamm füllte und beide Tiere darin verendeten.
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