Aus nach 48 Jahren

Von der Allianz in die Insolvenz – das war die Alpine

Wirtschaft
21.06.2013 17:00
Zuweilen liegen Erfolg und Untergang dicht beieinander. Diesen Montag noch schien die Rettung der Alpine Bau gesichert. Am Dienstag zog Esther Alcocer Koplowitz, die Präsidentin des spanischen Eigentümer-Baukonzerns FCC, der selbst unter finanziellem Druck steht, die Notbremse: kein Geld mehr für die Alpine, die in den vergangenen Jahren noch mit spektakulären Bauprojekten wie etwa der Münchner Allianz Arena von sich reden gemacht hatte, und damit das Aus. Bei der Alpine hat die spanische Milliardärsfamilie etwa 700 Millionen Euro verloren.

Die Alpine selbst wurde 1965 von Georg Pappas (2008 verstorben) gegründet. Bald danach kam Dietmar Aluta ans Ruder, der 30 Jahre lang die Geschicke des Unternehmens lenkte und eine gewaltige Expansion in die Wege leitete.

1996 wurde die Mayreder Bau übernommen. Unter Rudolf Mayreder war Ende des 19. Jahrhunderts die Zweite Wiener Hochquellenwasserleitung errichtet, die Donau reguliert, die Bahn landschaftsschonend durch die Wachau geführt worden - teils vergessene Industriegeschichte.

2002 kam die Universale Bau dazu, eigene Spezialunternehmen wurden gegründet und große Schritte ins Ausland unternommen. Spektakuläre Bauprojekte wurden verwirklicht, etwa die Allianz Arena in München oder eine Brücke über die Donau.

Problem Osteuropa
Allerdings erwiesen sich vor allem einzelne Vorhaben in Osteuropa als ernstes Problem und Geldvernichtung. 2006, auf dem Höhepunkt der Immobilienblase in Südeuropa, übernahmen die Spanier die Mehrheit an der Alpine von der Familie Pappas. Im Vorjahr trennte sich auch Aluta von seiner Minderheitsbeteiligung, womit die FCC alleiniger Eigentümer wurde. Aber da waren die versteckten Risiken schon gewaltig, trotz guter Auftragslage und hervorragendem Know-how der Österreicher.

Wie riskant komplexe Bauaufträge werden können, zeigen die Aufsehen erregenden und kostspieligen Pannen der vergangenen Jahre in Deutschland: der neue Berliner Großflughafen, der Unsummen kostet und nicht in Betrieb geht, die Hamburger Elbphilharmonie oder der Bahnhof Stuttgart 21, an dem auch die deutsche Alpine Bau beteiligt ist. Die musste ebenfalls Insolvenz anmelden, soll im Unterschied zur österreichischen Alpine aber saniert werden und bestehen bleiben.

Parallelen zu Maculan-Pleite
Dass Österreichs zweitgrößter Baukonzern untergeht, gab es schon einmal: 1996 rutschte Maculan in die Pleite. In den Jahren unmittelbar nach der Wende in Deutschland hatte Tycoon Alexander Maculan voll auf Expansion in der ehemaligen DDR gesetzt, wo riesiger Baubedarf herrschte. Es gebe dort "gewaltige öffentliche Mittel und bisher nicht gekannte steuerliche Vergünstigungen", frohlockte er. Unterm Strich war es wohl doch nicht genug.

80 Firmen "ernsthaft" in Gefahr
Während die Verhandlungen um eine Lösung für den insolventen Baukonzern nun auf Hochtouren laufen, hat der Kreditschutzverband von 1870 am Freitag eine erste Analyse vorgelegt, wieviele Firmen, die in Geschäftsbeziehung mit der Alpine Bau stehen, von der Insolvenz betroffen sind: Rund 80 Unternehmen erwirtschaften demnach mehr als ein Drittel ihres Jahresumsatzes mit der Alpine und seien daher "ernsthaft" gefährdet (siehe Infobox). Insgesamt wackeln damit knapp 1.000 Jobs akut.

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