Klischee-Studie

Deutsche fleißig, Italiener heißblütig…

Wissenschaft
06.10.2005 22:46
Nach gängigen Klischees sollen Deutsche fleißig und Italiener heißblütig sein. Nun haben Wissenschaftler in einer weltweit einzigartigen Studie nach dem berühmten Körnchen Wahrheit solcher Stereotypen geforscht. Ergebnis: "Nationale Klischees spiegeln nicht wirklich die einzelnen Persönlichkeiten in diesen Ländern wider", berichtet das US-Fachblatt "Science".

Bislang habe es mangels geeigneter Kriterien nur wenige Versuche gegeben, die Richtigkeit von nationalen Klischees zu überprüfen, schreibt ein großes internationales Team um den US- Forscher Antonio Terracciano vom National Institute on Aging in Baltimore (US-Staat Maryland).

Die Forscher fanden zum Beispiel keine Bestätigung der Klischeevorstellungen von Italienern. Auch andere Untersuchungen stellten jüngst bereits fest: Italiener sind keine Machos, sie fühlten sich Frauen nicht überlegen. Nur beim Punkt "playboyhaftes Auftreten vor Frauen" räumen viele Italiener ein, dies treffe auf sie zu.

Nicht überraschend nennen es die Forscher, dass sich Australier als extrovertiert betrachten, dass Deutsche und deutschsprachige Schweizer glauben, sie seien besonders pflichtbewusst und dass sich Kanadier als liebenswürdig beschreiben. Auch zeigten geographisch und historisch verbundene Kulturen wie Deutschland und Österreich oder die USA und Kanada ähnliche Persönlichkeitsprofile. Schließlich scheinen auch Geschlechterklischees - Frauen sind warmherzig, Männer durchsetzungsfähig -, die sich rund um den Globus halten, eine Grundlage in den Eigenschaften der einzelnen Menschen zu haben, wie es heißt.

Der Untersuchung lagen drei verschiedene Umfragen mit fast 4000 Teilnehmern in 49 Staaten und Regionen zu Grunde. Dabei wurden die Menschen nach Persönlichkeitsmerkmalen wie Experimentierfreude, Pflichtgefühl oder Offenheit gefragt. Sie sollten sich selbst sowie Freunde und schließlich einen "typischen Menschen ihrer Kultur" bewerten. Ergebnis: Die beiden ersten Erhebungen - Selbsteinschätzung und Angaben zu Freunden - entsprachen sich weitgehend, wichen aber stark von der dritten Untersuchung zur allgemeinen Wahrnehmung eines Volkscharakters ab.

Der so genannte Volkscharakter könnte eine soziale Konstruktion sein - und dem Erhalt der nationalen Identität dienen, folgern die Forscher. "Sie (die Klischees) werden kulturelle Phänomene, übermittelt durch Medien, Hörensagen, Erziehung, Geschichte und Witze."

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