Die Handlung der Erweiterung spielt hundert Jahre nach den Ereignissen aus dem Hauptspiel, die Stars sind diesmal die mit den Schwarzdrachen verbündeten Dunkelelfen, die in einer von zwei neuen Kampagnen wichtige Momente aus der Geschichte Ashans erleben dürfen und die neue "Dungeon"-Fraktion anführen. Ebenfalls spielbar: die düsteren Nekromanten aus der Nekropolis-Fraktion, die man wohl am ehesten mit den Untoten aus Blizzards Warcraft-Universum vergleichen kann.
Abtauchen in die Welt von "Might and Magic" braucht Zeit
Wie schon im Hauptspiel gilt auch bei "Shades of Darkness": Wer dieses Spiel genießen will, braucht Zeit. Nicht nur wegen der umfangreichen, verschachtelten Story rund um den neuen Hauptcharakter Raelag, sondern alleine schon, um die ganzen Zusammenhänge und Beziehungen, in denen die einzelnen Charaktere und Völker zueinander stehen, zu begreifen.
Allerdings braucht nicht nur die Story Zeit, um sich zu entfalten, sondern auch das Spiel ganz generell. Wer schnelle Echtzeitstrategiespiele gewöhnt ist, wird in "Might and Magic" nämlich erst mal staunen, wie gemächlich es im Strategie-Genre zugehen kann. Alle Aktionen finden rundenweise statt, stets wechselt sich der Spieler mit dem Computergegner oder einem menschlichen Gegner ab und tüftelt neue Schachzüge aus.
Das Spielprinzip: Taktik schlägt Geschwindigkeit
Dabei gilt: Nicht die Geschwindigkeit, mit der ein Zug ausgeführt wird, zählt, sondern die Absicht dahinter. Einzelne Einheiten oder Helden über die halbe Karte zu schicken, um dem Gegner damit in den Rücken zu fallen, funktioniert schon alleine deshalb nicht, weil die Einheiten pro Runde nur eine gewisse Strecke zurücklegen dürfen, danach heißt es warten.
Da ist es schon effektiver, die Schwachpunkte der gegnerischen Einheiten genau zu analysieren und im rechten Moment mit jenem Angriff zuzuschlagen, auf den der Gegner am empfindlichsten reagiert. Das Spiel funktioniert nämlich nach dem Stein-Schere-Papier-Prinzip, letztlich hat jede Einheit ihre Schwachstelle – mal Wasser, mal Feuer, mal Blitze, mal rohe Gewalt.
Spiel nervt immer wieder mit willkürlichen Abstürzen
Apropos rohe Gewalt: Beim Testen von "Shades of Darkness" hätten wir das eine oder andere Mal gerne herzhaft in unsere Tastatur gebissen. Das Spiel neigt nämlich dazu, ohne ersichtlichen Grund abzustürzen. Die Beschwerden betroffener Spieler in den Foren von Ubisoft und Steam lassen vermuten, dass es sich hierbei um keinen Einzelfall handelt. Auf Amazon strafen die Käufer der Standalone-Erweiterung Ubisoft bereits mit schlechten Bewertungen ab.
Reproduzierbar waren die Abstürze bei unserem Test nicht. Sie kamen sporadisch, meist dann, wenn wir gerade mitten in einem spannenden Gefecht steckten. Ubisoft hat mittlerweile auf die Kritik der Spieler reagiert und angekündigt, die Situation genau zu beobachten und möglichst bald nachzubessern. In Spielerkreisen wird spekuliert, dass die Probleme durch die Anbindung an Ubisofts uPlay-Netzwerk zustande kommen, bestätigt wurde diese Vermutung bislang jedoch nicht.
Wenn es dann mal läuft, entschädigt "Shades of Darkness" den Spieler dafür mit liebevoll designten Karten, die vor Details nur so strotzen. Da stehen verzauberte Bäume neben glänzenden Artefakten, die Spielwelt wird von zahlreichen neutralen Charakteren bewohnt und die Landschaften, die man in den beiden Kampagnen erkunden darf, decken ein großes Spektrum ab. Eiswüsten dürfen ebenso besucht werden wie verzauberte Wälder oder gefährliche Dungeons.
Optisch nicht ganz taufrisch, dafür detailverliebt
Langweilig wird "Shades of Darkness" also – wenn es nicht mit seinen willkürlichen Abstürzen nervt – nicht so schnell. Ganz auf der Höhe der Zeit ist es technisch aber nicht, schließlich hat das Hauptspiel, auf dessen grafischem Grundgerüst das Add-on basiert, auch schon anderthalb Jahre auf dem Buckel. Der hübsche Comicstil und die Detailverliebtheit, mit der die Designer die Welt von "Shades of Darkness" gestaltet haben, entschädigt aus unserer Sicht aber für die Polygonarmut. Außerdem ist Grafik bei Strategiespielen ohnehin nicht alles.
Sehr gelungen finden wir – wie schon im Hauptspiel – den Soundtrack, der mal martialisch, mal malerisch immer sehr gut zum Geschehen passt und den Spieler in die zauberhafte Welt von "Might and Magic" eintauchen lässt. Lobenswert sind auch die deutsche Sprachausgabe und die Sprecher zu erwähnen, die sich gut ins Ambiente des Games einfügen.
Leicht zu erlernen, schwer zu meistern
Gesteuert wird "Shades of Darkness" quasi vollständig mit der Maus, das Erlernen von Tastatur-Hotkeys, wie es heute in manchen Echtzeitstrategiespielen auf der Tagesordnung steht, ist nicht notwendig. Unserer Meinung nach ein angenehmer Beitrag zur Entschleunigung des Spielerlebnisses, außerdem macht die gemächliche Spielmechanik in Kombination mit der einfachen Steuerung das Spiel auch für Einsteiger recht zugänglich – wenn sie denn bereit sind, sich auf das opulente Fantasy-Universum von "Might and Magic" einzulassen.
Der Mehrspielermodus im Add-on entspricht weitgehend jenem des Hauptspiels. Selbstverständlich dürfen die neuen Fraktionen auch im Multiplayer ins Feld geführt werden und auch die neuen Einheiten und Gegenstände verleihen dem auch im Hauptspiel schon recht gelungenen Multiplayer, der sowohl online als auch offline mit Freunden gespielt werden darf, zusätzlichen Tiefgang.
Fazit: Das Add-on "Shades of Darkness" spinnt die Geschichte von "Might and Magic Heroes VI" geschickt weiter und entführt den Spieler in zwei wunderschön gemachte Kampagnen, die mit einem düsteren Setting und zwei Fraktionen mit Ecken und Kanten in Erinnerung bleiben. Optisch wie akustisch kann man "Shades of Darkness" nichts Schlechtes nachsagen, sehr wohl zu kritisieren sind hingegen die immer wieder auftretenden Abstürze, die den Spielspaß schmälern und meist genau dann kommen, wenn man sie ganz und gar nicht gebrauchen kann. Diese technischen Mängel sind es dann auch, die keine bessere Wertung gestatten.
Plattform: PC (getestet)
Publisher: Ubisoft
krone.at-Wertung: 7/10
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