Personalabbau droht

Voestalpine: Krise trifft jetzt steirische Werke

Steiermark
30.10.2024 19:00

Die anhaltende Konjunktur-Krise macht sich auch in den obersteirischen Voestalpine-Werken immer mehr bemerkbar. Für Böhler Bleche in Mürzzuschlag und Böhler Edelstahl in Kapfenberg werden Personalpakete geschnürt, auch der Abbau von Stammpersonal ist nicht ausgeschlossen.

Erst vor einem Jahr wurde die Eröffnung des neuen Edelstahlwerks in Kapfenberg gefeiert, eine „Jahrhundertinvestition“ für die Stadt. Bis Jahresende wird die Produktion (bis zu 205.000 Tonnen Edelstahl pro Jahr) voll angelaufen sein. Nun sind Maßnahmen am Standort notwendig, wie Voestalpine-Sprecher Peter Felsbach im Gespräch mit der „Krone“ erklärt.

Die Gespräche mit dem Betriebsrat haben begonnen. Ebenso wie bei Böhler Aerospace in Kapfenberg (dort bereitet der Streik bei Boeing Sorgen) geht es hauptsächlich um den Abbau von Überstunden und Urlaub, aber auch von Leihpersonal. Beim Stammpersonal ist derzeit keine Reduktion geplant, ein solcher Schritt ist aber auch nicht ausgeschlossen.

Etwas weiter ist man schon bei Böhler Bleche in Mürzzuschlag. Hier liegt ein ausverhandeltes Paket vor, es beinhaltet primär Überstundenabbau und die Einführung von Teilzeitmodellen. Eine einstellige Zahl von Stamm-Mitarbeitern musste das Unternehmen bereits verlassen. Ein zweites Paket dürfte folgen.

Steirischer Leitbetrieb

  • Die Voestalpine hat in der Steiermark acht Standorte mit 9620 Mitarbeitern und 430 Lehrlinge in 20 Lehrberufen.
  • Der Umsatz lag zuletzt bei 5,7 Milliarden Euro. In den vergangenen zehn Jahren wurden 2,4 Milliarden Euro investiert. 
  • Die Export-Quote der in der Steiermark hergestellten Produkte liegt bei 90 Prozent.

Das schwierige Konjunktur-Umfeld in Europa, vor allem aber in Deutschland, macht sich also auch bei Österreichs größtem Industrieunternehmen bemerkbar. Sprecher Felsbach nennt vor allem drei Themen, die in Europa problematisch sind und welcher sich eine neue Bundesregierung widmen muss: die starke Regulierung, die hohen Arbeitskosten (alleine die jüngste KV-Erhöhung kostet den Konzern 100 Millionen Euro) und die hohen Energiekosten. Sowohl der Erdgas- als auch der Strompreis liegen um das Vielfache über den Tarifen in den USA, die Schere geht gerade wieder weiter auseinander. 

Deutsches Autozuliefer-Werk wird geschlossen
Besonders unter Druck ist die europäische Autoindustrie, die VW-Krise macht ja derzeit viele Schlagzeilen. Die Voestalpine reagiert, indem das Autozulieferer-Werk in Birkenfeld geschlossen wird. Ebenfalls in Deutschland wird die Tochterfirma Buderus Edelstahl an ein Beteiligungsunternehmen verkauft. Das Geschäft von Werkzeugstahl wurde mittlerweile stark von asiatischen Anbietern übernommen. In Kapfenberg wird man sich jedenfalls noch stärker auf das hochqualitative Segment spezialisieren. 

Bau von Hochofen-Ersatz hat begonnen
Gut laufen die Geschäfte derzeit für andere steirischen Voestalpine-Standorte, etwa in Donawitz (Stahl), Zeltweg (Bahnkomponenten) und Kindberg (Hightech-Rohre). Im Zeitplan ist der Bau des ersten Elektro-Lichtbogenofens im Stahlwerk Leoben-Donawitz. Er soll ja ab 2027 einen klassischen Hochofen ersetzen. 

Gemeinsam mit einem zweiten Elektro-Lichtbogenofen in Linz sollen so ab 2029 fünf Prozent von Österreichs CO₂-Emissionen eingespart werden. Die Montage der Halle und der Kranbahnen hat bereits begonnen, die Austrian Power Grid (sie betreibt das überregionale österreichische Stromnetz, Anm.) errichtet ein Umspannwerk am Areal, um die Versorgung mit erneuerbarem Strom gewährleisten zu können.

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