"Eiserne Lady"

Thatchers Tod spaltet GB: Trauer und Freudenfeiern

Ausland
09.04.2013 15:16
Die im Alter von 87 Jahren verstorbene ehemalige Premierministerin Margaret Thatcher spaltet Großbritannien auch nach ihrem Tod. Während in einer Umfrage des "Guardian" rund 50 Prozent der Befragten angaben, Thatcher sei gut für das Land gewesen, erklärten 35 Prozent, sie habe einen negativen Einfluss gehabt. Ihre Gegner nützten den Sterbetag der "Eisernen Lady" am Montag denn auch für Freudenfeiern, die mancherorts sogar mit Randalen endeten.

So wurden nach dem Tod von Thatcher in Südwestengland sechs Polizisten verletzt, die eine Freudenfeier von Kritikern der ehemaligen Premierministerin auflösen wollten. Einer der Beamten habe bei dem Vorfall in Bristol schwere Verletzungen erlitten, teilte die Polizei am Dienstag mit. Rund 200 Menschen nahmen demnach dort an einer Feier zum Tod der "Eisernen Lady" teil, die Großbritannien zwischen 1979 und 1990 regiert und harte Reformen durchgesetzt hatte.

Ähnliche Partys gab es im schottischen Glasgow und im südlichen Londoner Stadtteil Brixton, wo es 1981 schwere und gewaltsame Krawalle gegen Thatchers Regierung gegeben hatte. Dort feierten am Montagabend ebenfalls etwa 200 Menschen den Tod der Ex-Premierministerin mit Hip-Hop- und Reggae-Musik. Einige Teilnehmer hatten Plakate mit Aufschriften wie "Freude - Thatcher ist tot" dabei. In Glasgow nahmen rund 300 Menschen an einer ähnlichen Party teil und sangen "Maggie, Maggie, Maggie - tot, tot, tot."

"Ich habe kein Mitleid, sie hat uns Schlimmes angetan"
Auch in der Politik gab es einige kritische Stimmen zum Tod der umstrittenen Politikerin. Der frühere Londoner Bürgermeister Ken Livingstone etwa sagte, die Politik Thatchers sei "grundlegend falsch" gewesen. Der Generalsekretär der Gewerkschaft der Bergleute in Durham erklärte sogar, es sei ein "großartiger Tag" für Kohle-Arbeiter. "Ich habe kein Mitleid, weil sie unserer Gesellschaft Schlimmes angetan hat. Sie hat unsere Gemeinschaft, unsere Dörfer und unsere Menschen zerstört."

Thatcher hatte die britische Politik und Teile der Weltpolitik in den 1980er-Jahren entscheidend geprägt. Innenpolitisch hatten vor allem ihr extrem harter Kurs gegen die Gewerkschaften, das Kürzen von Sozialleistungen und eine Welle von Privatisierungen für Furore gesorgt.

Außenpolitisch gab sich Thatcher ebenso kompromisslos - für viele Entscheidungen musste die Tochter eines Gemischtwarenhändlers und studierte Chemikerin massiv Kritik einstecken. Darunter war auch ihr Wankelmut im Umgang mit dem Apartheidregime in Südafrika.

Auch Queen nimmt an Trauerfeier teil
Großbritannien nimmt am Mittwoch kommender Woche in einer Trauerfeier Abschied von Thatcher. Dazu werden auch politische Weggefährten sowie Staats- und Regierungschefs aus zahlreichen Ländern erwartet. Sogar Queen Elizabeth II. und ihr Ehemann Prinz Philip werden teilnehmen, wie der Buckingham Palast am Dienstag ankündigte. Dies ist ein ungewöhnlicher Akt, denn die Queen ist normalerweise nur bei Begräbnissen oder Gedenkfeiern für Mitglieder von Königshäusern zugegen.

Thatcher soll nach nächtlicher Aufbahrung im Westminister-Palast in einem Sarg in einem Trauerzug mit militärischen Ehren vom Parlament durch die Londoner Innenstadt zur St. Paul's Kathedrale gebracht werden. Der Gottesdienst in der Kathedrale wird für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sein. Thatcher wird auf eigenen Wunsch kein volles Staatsbegräbnis erhalten. Nach der Feier soll ihr Leichnam eingeäschert werden.

Die letzte Ehre dieser Art für einen Premierminister wurde 1965 Winston Churchill zuteil. Ähnliche Trauerfeiern wie Thatcher erhielten in der Vergangenheit nur die verstorbene Queen Mum und Prinzessin Diana.

Beim Lesen Schlaganfall erlitten
Thatcher war am Montag im Alter von 87 Jahren an einem Schlaganfall gestorben. Ihr Leichnam wurde in der Nacht auf Dienstag aus dem Londoner Hotel Ritz, wo die konservative Politikerin gestorben war, an einen geheim gehaltenen Ort gebracht. Die pflegebedürftige Thatcher hatte seit einigen Monaten in dem Hotel gelebt. Sie habe sich gerade von einer kleineren Operation erholt, hieß es. Zeitungen berichteten, sie habe gelesen, als sie der Schlaganfall ereilte.

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