Im Oster-Interview

Franziskanerpater: “Der Tod hat nicht das letzte Wort”

Österreich
30.03.2013 17:00
Im Ostersonntags-Interview spricht Franziskanerpater Thomas mit Conny Bischofberger über die Wahrhaftigheit von Papst Franziskus, seine bloggende Klosterkatze "Franzi" und das unglaubliche Ereignis der Auferstehung.

"Als ich hörte, dass der neue Papst sich Franziskus I. nennt, war ich so glücklich wie das letzte Mal, als ich drei Klostermäuse auf einmal gefangen habe." Bloggte "Franzi", die Klosterkatze, am Tag der Papstwahl. Mastermind hinter dem Glaubens-Blog ist Pater Thomas aus dem 1454 gegründeten Franziskanerkloster Maria Enzersdorf im Süden von Wien.

Hier gibt's drei Hörproben von Pater Thomas: zum Thema Ostern, über die Papstwahl und über den Zölibat

Gemeinsam mit drei Mitbrüdern lebt er hier in Armut, aber reich an Abwechslung. Hinter den Klostermauern findet das pralle Leben statt. "Das ist der Flori!" Fürsorglich streichelt Pater Thomas dem 86-jährigen, dementen Pater Florian, der im Rollstuhl sitzt, über die Wangen. "Er soll nicht im Altersheim sterben."

Durch die Klosterküche düst ein vergnügter Zweijähriger auf seinem Plastikauto, Sohn der slowakischen Altenpflegerin. "Gell, Niki, du bist unser kleiner Mönch!" Plötzlich ertönen Kirchenglocken an seinem Handy. "Ein Signal dafür, dass im Beichtstuhl jemand auf mich wartet", erklärt er und eilt davon.

Im Refektorium des Klosters kocht der Franziskanerpater mit den lachenden braunen Augen später Kaffee und schwärmt von den beiden muslimischen Köchinnen, die gerade die Zubereitung des Osterlamms für Ostersonntag besprechen. An der Wand hängt ein Kruzifix, flankiert von zwei Stichen, die Franz und Klara von Assisi zeigen.

"Krone": Pater Thomas, was war hier im Franziskanerkloster los, als der neue Papst gewählt wurde?
Pater Thomas: Wir saßen zu viert vor dem Fernseher. Kurz nach acht ist der Name verkündet worden, das war ein Jubel! Dass er unseren Franz von Assisi zum Namenspatron gewählt hat, macht uns sehr glücklich. Sofort hab' ich alle vier Glocken eine Viertelstunde durchläuten lassen für den Heiligen Vater. Der Name Franziskus ist jetzt sein Programm.

"Krone": Wie lautet dieses Programm?
Pater Thomas: Gebet, Gemeinschaft, Eucharistie und einfaches Leben: Das, was wir hier im Kloster praktizieren.

"Krone": Was können wir von Franziskus lernen?
Pater Thomas: Dass er den Glauben, den er predigt, auch lebt. Diese Wahrhaftigkeit ist es, die die Menschen so fasziniert. Ein Papst, der am Gründonnerstag ein Jugendgefängnis besucht und mit Straffälligen die Heilige Messe feiert, kann keinen kalt lassen.

"Krone": Glauben Sie, dass sich für die Armen auf der Welt unter diesem Papst etwas ändern wird?
Pater Thomas: Die Kirche tut grundsätzlich sehr viel für die Armen, aber jetzt wird es plötzlich sicht- und spürbar. Jetzt nimmt sich die Zentrale direkt dieser Sorge an, kommuniziert sie immer und immer wieder. Die Macht der Kirche liegt ja im Dienst an den Armen. Das hat Franz von Assisi schon damals gesehen und gelebt, deshalb wurde er oft als der zweite Christus bezeichnet.

"Krone": Auch Sie haben hier im Kloster eine Ausspeisung für Arme. Welche Menschen kommen da zu Ihnen?
Pater Thomas: Wir merken, dass die Not zunimmt. Es kommen immer öfter Leute, die ihre Miete nicht zahlen können, wir unterstützen sie dann nach besten Kräften. Gestern kam ein Mann, der von seiner Partnerin auf die Straße gesetzt wurde. Er sagt, er sei todkrank. Er wohnt jetzt bis auf Weiteres bei uns.

"Krone": Ihr Namenspatron Franz von Assisi hat aber auch ein großes Herz für Tiere gehabt. Stimmt es, dass Sie sogar "Letzte Ölung für Tiere" anbieten?
Pater Thomas: Nein, das nicht, denn Sakramente sind den Menschen vorbehalten. Aber wenn mich jemand anruft und bittet, sein Tier zu segnen, bevor es stirbt, dann mache ich das natürlich. Wir haben, immer um den 4. Oktober herum, eine große Tiersegnung und bringen damit zum Ausdruck, dass auch Tiere Geschöpfe Gottes sind. Da kommen dann die Leute mit Hunden und Katzen in Käfigen. Sogar Fische bringen sie mit.

"Krone": Und warum schreibt Ihre Klosterkatze einen Blog?
Pater Thomas: Weil Glaubensthemen gleich ganz anders klingen, wenn sie aus der Sicht einer Katze beschrieben werden.

"Krone": Aus Ihrer Sicht: Worum geht es am Ostersonntag?
Pater Thomas: Für mich als gläubigen Christen bedeutet Ostern, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Unsere Kirchen haben eine enorme Widerstandskraft gegen den Tod. Sie feiern jeden Tag Auferstehung.

"Krone": Aber wer glaubt heute noch an die Auferstehung?
Pater Thomas: Viele Menschen müssen tatsächlich in Extremsituationen kommen, um daran glauben zu können. Dann brauchen sie das, über das Hier und Jetzt hinauszublicken, in eine Zukunft, die mit dem Tod nicht einfach zu Ende ist.

"Krone": Ist das nicht eine Riesen-Illusion, mit der man den Menschen den Tod schönreden will?
Pater Thomas: Für jeden Christen ist es eben keine Illusion, denn Gott hat uns mit Jesus Christus gezeigt, dass das Grab leer war, dass Jesus auferstanden ist, seine Kraft hat den Tod durchbrochen und neues Leben möglich gemacht. Ich glaube, es gibt keinen Menschen, der sich nicht in irgendeiner Weise diesem Ostergeheimnis nähert. Gerade vor Ostern verzeichnen wir auch einen großen Andrang zur Aussprache und zur Beichte. Papst Franziskus hat das schön gesagt: "Gott wird nie müde, den Menschen das Erbarmen zu schenken. Aber der Mensch wird manchmal müde, um dieses Erbarmen zu bitten."

"Krone": Wie wird Ostern ein frohes Fest?
Pater Thomas: Für mich gehören durchaus auch Geschenke dazu. Man will diese unbegreifliche Osterfreude ja irgendwie zum Ausdruck bringen. Aber das größte Geschenk ist nicht der Osterhase, das liegt tiefer und wenn sich der Mensch nicht auf die Suche macht danach, dann lebt er banal und wird nicht glücklich. Wenn er aber sucht, dann wird er sagen können: Die Menschen, die ich liebe, werden nicht dem Tod verfallen, sondern nach dem Tod in purer Liebe leben. Diese Hoffnung lehrt uns Ostern und die Auferstehung.

"Krone": Wann war eigentlich der Moment, wo Sie beschlossen haben, Priester zu werden?
Pater Thomas: In der zweiten Klasse Volksschule, nachdem ich erst Baggerfahrer und dann Astronaut werden wollte. Die Lehrerin fragte, wer es an die Tafel schreiben möchte. Da bin ich marschiert, hab' die Kreide genommen und geschrieben: "BRISTER". Meine Eltern haben das von Anfang an ernst genommen, dafür bin ich ihnen sehr dankbar.

"Krone": Wie schwer ist es, auf Kinder und Ehe zu verzichten?
Pater Thomas: Die Frage wird mir immer wieder gestellt. Aber wir leben im Kloster ja nicht ohne Beziehungen, wie Sie hier sehen können. Wir verzichten nur bewusst auf die Liebe einer Frau und auf Kinder. Ich sag' immer: Verheiratete Männer verzichten auf 99 andere Frauen, ich verzichte auf 100... (Lacht)

Die Franziskaner
Im Kloster Maria Enzersdorf leben vier Patres mit der bloggenden Klosterkatze "Franzi" und einem Klosterbaby (Niki, 2 Jahre alt); es gibt eine Armenausspeisung und eine Notschlafstelle. Franziskaner-Pater Thomas Lackner, geboren am 28. Februar 1968 in Güssing, ist seit 1996 ihr Hausoberer. Als Pfarrer wirbt er mit ungewöhnlichen Mitteln um Schäfchen - zum Beispiel mit Segway-Prozessionen, Tiersegnungen und einem Beicht-Bereitschaftsdienst (inkl. Handy-Alarm) rund um d

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