Evelyn S. ist eine taffe Frau. Eine, die sonst bei anderen mit anpackt und hilft, wo sie kann. Jetzt rinnen ihr die Tränen über die Wangen, braucht sie selbst dringend Hilfe! Nach den Unwettern sagt sie: „Ich stehe buchstäblich vor dem Nichts.“
Dort, wo der Keller nicht unter Wasser steht, ist er von einer dicken, zähen Schlammschicht bedeckt; dort, wo sie schon getrocknet ist, ist sie hart wie Beton. „Ich weiß nicht mal, wie ich das wegkriegen kann“, sagt die Oststeirerin.
Die Strapazen sieht man ihr an. Mit einem Grubenlicht auf der Stirn, überall voll mit Dreck, steht sie schon seit Stunden im nassen Keller, schuftet, wischt, putzt, rennt mit dem vollen Kübel ins Freie. Um sie herum treibt noch allerlei, was früher einmal gut brauchbar war; jetzt nicht mehr. Die Waschmaschine ist kaputt, der Gefrierschrank, die gesamte Holzheizung.
Der ganze Keller ist eine Katastrophe, die Auffahrt auch, der Garten geflutet. Mächtige Baumstämme, die dort ganz hinten lagen, wurden nach vorne an die Straße geschwemmt, so enorm war die Wucht. Die liebevoll gesetzten Pflanzen picken verdreckt im Gebüsch.
„Jeder braucht Hilfe“
Normalerweise ist es die Frau, die nur über ein Mindesteinkommen, aber über ein großes Herz verfügt, die anderen hilft – „und hier in meiner Straße ist jeder betroffen, jeder braucht Hilfe!“ Sie leidet besonders darunter, dass sie angesichts der Katastrophe im eigenen Heim nicht andere unterstützen kann.
Im eigenen Heim – wer weiß, wie lange das noch so ist. Das Haus älteren Baujahres ist nur gemietet, war vorher schon baufällig. „Wahrscheinlich kann man es nur noch wegschieben“, befürchten Nachbarn. Dann ist die Steirerin, die schon so viel an die Flut verloren hat, auch noch heimatlos.
Und nicht nur sie. Auch Hündchen „Bella“, die sie aus einer Tötungsstation gerettet hat. Und Chihuahua „Snowy“, der vom Vorbesitzer so an einer Kette angebunden war, dass diese ihm in den Hals wuchs. Und die beiden Katzen, natürlich ebenso aus dem Tierschutz.
Sie im Gewitter zu beruhigen und in Sicherheit zu bringen war auch ihr größtes Bemühen, als die Wassermassen von allen Seiten kamen, die Gasse nahezu in einen Fluss verwandelten, die Hoffnungen nahmen. Und der Frau vermutlich auch das Dach über dem Kopf. „Es ist einfach nur zum Rean“, sagt sie, die sonst so taff ist und schon viele Schwierigkeiten im Leben gemeistert hat. Das jetzt, das brachte das Fass aber zum Überlaufen.
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