Hohe Kosten für Bauern

Milchpreis stabil, „aber Gewinnspanne ist kleiner“

Steiermark
27.05.2024 13:15

Jedes Jahr nehmen die steirischen Bauern den Weltmilchtag am 1. Juni als Anlass zur Lagebesprechung. Der Preis ist aktuell zwar stabil, hohe Baukosten und Kreditzinsen fordern jedoch vor allem junge Milchbauern. Digitalisierung bekommt immer mehr Bedeutung – dies fördert auch eine bessere Work-Life-Balance.

Mindestens drei Stunden in der Früh und drei Stunden am Abend nur fürs Melken – und das zu zweit: Das war früher der tägliche Arbeitsaufwand für Milchbäuerin Sophia Spath (29) aus Hitzendorf. „2021 haben mein Mann und ich den Hof übernommen und uns entschieden, einen Melkroboter anzuschaffen“, erzählt sie. 

200.000 Euro kostet so ein System in der Anschaffung, plus laufende hohe Energiekosten. Dafür ist der Alltag von Spath und ihrer Familie mit ihren 60 Milchkühen heute ein ganz anderer: „Ich schaffe die gesamte Arbeit in eineinhalb Stunden in der Früh alleine.“ Während die Maschine melkt, kann Spath das Futter einstreuen und sich um andere Dinge kümmern. So bleibt der Mutter einer kleinen Tochter mehr Zeit – und mehr Lebensqualität.

Mit dem Handy in den Stall verbunden
Ihre Kühe tragen außerdem Halsbänder, die Vitalwerte messen – so kann Spath erkennen, ob eine Kuh krank wird, zwei Tage bevor die Krankheit ausbricht. Das spart Folgekosten und verbessert die Milchqualität. Der Nachteil? „Man schaut ständig am Handy oder Tablet, wie es den Kühen geht. Man ist quasi immer erreichbar, auch, wenn man unterwegs ist.“ 

Zahlen und Daten zur steirischen Milchwirtschaft

  • 3631 Milchviehbetriebe gibt es in der Steiermark
  • Seit 2010 hat ein Drittel die Stalltüren für immer geschlossen
  • Im Schnitt hat ein Milchbauer in der Steiermark 25 Kühe
  • Zum Vergleich: In Deutschland sind es 94, in Dänemark 248
  • Die Menge der angelieferten Milch ist seit 2021 von 539.422 Tonnen auf 541.678 im Jahr 2023 gestiegen. Im Schnitt liefert jeder Betrieb 150 Tonnen Milch im Jahr.
  • Die Exportquote von Milchprodukten ist seit dem EU-Beitritt Österreichs von ca. acht Prozent auf über 50 Prozent gestiegen

Laut der Landwirtschaftskammer melken 291 Roboter in der Steiermark Kühe. Nur acht Prozent der Betriebe verwenden sie – die Tendenz ist aber stark steigend, weitere 17 Prozent sagten 2021 in einer Umfrage, ein solches Gerät anschaffen zu wollen. „Das ersetzt die Bauern nicht, sondern unterstützt sie“, sagt LK-Präsident Franz Titschenbacher. Die Produktivität steigt durch die Technik, weil die Maschinen den Menschen Handgriffe abnehmen.

Franz Spath, Andreas Radlingmaier, Franz Titschenbacher und Jakob Karner (Bild: Pail Sepp)
Franz Spath, Andreas Radlingmaier, Franz Titschenbacher und Jakob Karner

„Marktsituation ist stabil“
Die versammelten Branchenvertreter gaben sich zum heurigen Weltmilchtag entspannt wie lange nicht mehr. „Die Marktsituation ist aktuell stabil“, sagt Titschenbacher. Am Höhepunkt der Inflation lag der Milchpreis bei 58 Cent pro Liter, jetzt ist er auf 48 Cent gefallen. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit ist das viel, dümpelte der Milchpreis seit 2012 doch zwischen 28 und 38 Cent herum.

Bleibt den Bauern deswegen mehr im Börserl? „In absoluten Zahlen, ja, relativ aber nicht“, sagt Jakob Karner, Obmann der Obersteirischen Molkerei, denn „die Baukosten und Kreditzinsen sind so stark gestiegen, dass es kaum mehr möglich ist, neue Ställe zu bauen“. Franz Spath, Vorstand der Steirermilch, pflichtet ihm bei: „Die Spanne ist kleiner geworden.“

Nach wie vor gehen pro Jahr etwa drei bis vier Prozent der Milchbetriebe verloren. „Die Liebe zum Beruf ist die eine Sache“, sagt Andreas Radlingmaier von Ennstal Milch. „Die Betriebswirtschaft ist die andere.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Steiermark



Kostenlose Spiele