Der „Fantasiedachboden“ im Theater- und Feriendorf Königsleitn in Litschau (NÖ) ermöglicht es wortwörtlich, in eine andere Welt hineinzuschlüpfen.
Steigt man durch eine Kastentüre, auf den Dachboden einer ehemaligen Tennishalle bei Litschau, taucht man in ein Reich voller Kostüme ein. Auf 400 m² erstreckt sich eine riesige Sammlung mit rund 17.000 Objekten. Dieser Ort ist aber nicht nur Lagerstätte für Theaterrequisiten, sondern soll seinen Besuchern helfen, die eigene Fantasie anzuregen, erklärt Theaterregisseur Zeno Stanek.
Vor knapp zwei Jahren schuf der Intendant des „Schrammel.Klang.Festivals“ diesen Ort als Teil des Veranstaltungshauses MOMENT, gemeinsam mit der Kostümbildnerin Anna Katharina Jaritz, die für die Gestaltung der Kostümausstellung verantwortlich zeichnet und Kuratorin der Sammlung ist.
Idee von Pippi Langstrumpf
Inspiriert habe Stanek der Dachboden von Pippi Langstrumpf. Der „Fantasiedachboden“ solle „ein Ort der Fantasie sein, der anregt“, um „ein Hereinschlüpfen in eine andere Welt, fernab des Digitalen zuzulassen“, erklärt Stanek. Das können die Besucher im wahrsten Sinne am eigenen Leib erleben. Denn es ist nicht nur erwünscht, sondern ausdrücklich erlaubt, sich aus dem Fundus zu bedienen, ein Kostüm anzulegen und Theater zu spielen. Pro Jahr werden rund 60 Theaterworkshops für Schulgruppen und 20 für Erwachsene abgehalten.
Vom Frack bis zum Hühner-Kostüm
Sinn und Zweck des „Fantasiedachbodens“ sei es, einen großen Spielplatz für Jugendliche und Erwachsene zu bieten. „Wir wollen das Theater transparenter machen und den Stellenwert des Kostüms erklären. Denn ein Kostüm ist keine Faschingsverkleidung, es ist ein dramatisches Element. Ob alt, neu oder zerrissen, es erzählt eine Geschichte über die Figur“, sagt Stanek. Das belegt er mit folgendem Beispiel: „Jemand verkleidet sich als Nachtwächter und nimmt eine Lampe, jemand anderes als Koch mit Löffel. Interessant wird es, wenn sie die Gegenstände tauschen. Dann sind wir in einer Geschichte. Wir wollen, dass die Besucher ihre eigene Fantasie entdecken im Miteinander auf der Bühne.“
Fantasie abseits von Smartphones
Dass sie dadurch dem Alltag entfliehen, zeigt eine Anekdote über das bisher schönste Kompliment zum „Fantasiedachboden“, das Zeno Stanek von einer Schulgruppe erhalten hat: „Nach Betreten des Dachbodens haben sie nicht mehr an ihre Handys gedacht. Erst als sie die Kostüme anhatten und ihnen einfiel, sich zu fotografieren, haben sie sich wieder daran erinnert.“
Das Angebot an Kostümen und Requisiten setzt der Fantasie keine Grenzen und reicht von Kleidern im Stil des 19. Jahrhunderts, über Kopfbedeckungen aus Opernproduktionen bis hin zu Uniformen, Fracks und Tiermasken. Auch Originalkostüme der Bundestheater befinden sich darunter.
Berühmte Kostümträger
Ein Blick auf die Etiketten lohnt sich, wurden diese doch schon von Schauspielgrößen wie Birgit Minichmayr oder Erwin Steinhauer getragen. Ein besonderes Exponat ist ein Hühner-Kostüm aus gelben Gummihandschuhen. Dass es in ihrer Sammlung etwas nicht gibt, schließt Anna Katharina Jaritz aus. Sollte doch ein Stück fehlen, reiche die eigene Fantasie, um es herbeizuholen. An einen Ort, an dem die Fantasie wahrlich grenzenlos zu sein scheint.
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