Nach über 15 Jahren und 582 Spielen nimmt Andi Ulmer am Sonntag Abschied von Red Bull Salzburg. Die „Krone“ bat die scheidende Vereinslegende zuvor noch zum großen Interview. Dort blickt der Linksverteidiger zurück auf seine erfolgreiche Zeit in der Mozartstadt.
Als Andreas Ulmer 2009 nach Salzburg kam, war er einer von vielen. Wenn er am Sonntag Abschied nimmt, geht er als erfolgreichster Bulle aller Zeiten. Ein Interview über eine Ära, Titel und die Zukunft.
„Krone“: Andi, du wirst am Sonntag nach fünfzehneinhalb Jahren als Spieler von Salzburg verabschiedet. Wie geht es dir emotional?
Andreas Ulmer: Es ist gerade echt stressig, daher bleibt wenig Zeit zum Nachdenken (lacht). Wahrscheinlich kommt das beim Spiel oder danach. Ich bin schon sehr gespannt. Wir haben aber noch viel vor in diesem letzten Match.
Wie hoffnungsvoll bist du, dass sich der Titel auf den letzten Drücker ausgeht?
Ich stelle mir vor, dass es passiert, vielleicht funktioniert es ja auch. Es ist das Wichtigste, dass es im Kopf ist. Ich weiß, dass viel zusammenpassen muss, aber es ist möglich.
Wie siehst du die Lage?
Wir müssen so oder so gewinnen. Für Sturm ist die Lage sicher ungewohnt.
Du hast 14 Bundesliga-Titel geholt, nur Salzburg als Klub hat mehr. Wie ordnest du deine Titelsammlung ein, zu der auch zehn Cupsiege kommen?
Darüber habe ich gar nicht richtig nachgedacht, weil ich jemand bin, der gerne nach vorne schaut und nur selten zurück. Es ist aber cool, dass ich einige Meisterschaften gewinnen konnte. Dass wir als Klub zehn in Folge holen konnten, ist wahrlich außergewöhnlich.
17 Titel: Red Bull Salzburg
14 Titel: Andreas Ulmer
14 Titel: Austria Wien
7 Titel: Wacker Innsbruck, Rapid Wien
3 Titel: Sturm Graz
1 Titel: Grazer AK
Lass uns trotzdem einen Blick zurück werfen. Wie betrachtest du deine Zeit in Salzburg im Rückspiegel?
Der Fußball war anfangs noch ganz anders. Es war schon speziell, als ich als junger Spieler in die Kabine kam. Da waren echt große Namen hier, mit denen ich den Platz teilen konnte. Da durfte ich viel mitnehmen.
In welchen Bereichen ortest du bei dir die größten Unterschiede zu damals?
Der größte Unterschied ist, dass man als junger Spieler sehr auf sich selbst fokussiert ist und nicht alles im Blick hat. Ich habe mit Sicherheit viel von den Jungs mitnehmen können, auch von den unterschiedlichen Kulturen. Dadurch bin ich als Person sehr gereift.
Bereust du etwas aus deiner Zeit in Salzburg?
Nein.
Du würdest also nichts anders machen?
Vielleicht einen Meistertitel mehr gewinnen (lacht).
Wer war dein bislang härtester Gegenspieler?
Spielertypen wie Sadio Mane. Bei unserem Spiel in Liverpool hat er in der zweiten Hälfte auf meine Seite gewechselt. Er war extrem schwer zu bespielen. Mauro Zarate von Lazio war richtig gut. Bei den Bayern sind auch sehr, sehr starke Spieler am Flügel. Paulo Dybala im Spiel gegen die Roma war zudem stark.
Siehst du dich als Salzburg-Legende?
Nein, damit kann ich nur wenig anfangen. Lieber hätte ich 600 Spiele gemacht.
Es gibt Gedankenspiele, deine Nummer 17 zu sperren. Deine Einschätzung?
Es wäre etwas ganz Außergewöhnliches und Besonderes. Das gibt es im Fußball nur ganz selten.
Die Fans verehren dich. Was bedeutet dir das?
Das ist schön zu sehen. Es ist ein Zeichen dafür, welche Leistungen ich hier bringen konnte, hat aber auch mit der Loyalität den Fans und dem Klub gegenüber zu tun.
Deine Frau und eure zwei Söhne sind bei jedem Heimspiel dabei. Welche Rolle spielt deine Familie?
Das bedeutet mir unglaublich viel, eigentlich alles! Mir ist wichtig, dass es ihnen gut geht. Ich bin auch unglaublich dankbar für die Unterstützung meiner Frau. Es ist nicht einfach, mit zwei kleinen Kindern auf der Tribüne zu sitzen, die am liebsten am Spielfeld rumlaufen würden (lacht).
Du willst unbedingt weiterspielen. Weißt du schon, wo?
Ich spreche mit anderen Klubs, ich kann aber noch nichts Konkretes verkünden. Kopf und Herz sind aktuell in Salzburg.
Wie wirst du die Zeit hier in Erinnerung behalten?
Ich bin dankbar für alles, was ich hier erleben durfte. Für die Menschen, die ich kennenlernen durfte. Im Verein, aber auch außerhalb.
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