NÖ-Studie zeigt:

Kranke Schwangere werden mangelhaft aufgeklärt

Niederösterreich
26.04.2024 05:45

Gesundheitsberatung und -kontrolle ist für viele Schwangere sehr wichtig, kommt aber offenbar in vielen Fällen zu kurz. Die Studie einer Kremser Universität zeigt, dass zwei Drittel der befragten Frauen mangelhafte Informationen erhalten haben. 

Es herrscht eine Lücke in der Betreuung von schwangeren Frauen, die ein erhöhtes Risiko für Herz-, Kreislauf- oder Nierenerkrankungen vorweisen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Karl Landsteiner Privatuniversität in Krems.

Mehr als zwei Drittel der 161 befragten Frauen, die während ihrer Schwangerschaft an bluthochdruckbedingten (hypertensiven) Schwangerschaftserkrankungen oder Diabetes litten, hätten demnach nicht ausreichend Information über die Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhalten. Umso notwendiger sei es, die Beratungs- und Betreuungsleistungen durch das Gesundheitspersonal zu optimieren, betonen die Autoren der Studie.

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Die Ergebnisse zeigen, dass weniger als ein Drittel aller Frauen mit Schwangerschaftserkrankungen angemessen beraten wurde.

Dr. Birgit Pfaller-Eiwegger, Oberärztin am Universitätsklinikum St. Pölten

Nur 14 Prozent bei Nachuntersuchung
Außerdem ergab die Befragung, dass nur der Hälfte der Frauen mit Hochrisikoschwangerschaften empfohlen wurde, ihren Lebensstil anzupassen – obwohl dies das Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken könnte. „Dies führt dazu, dass nur 14 Prozent der betroffenen Frauen eine Nachuntersuchung durchführten“, erklärt Dr. Birgit Pfaller-Eiwegger, Oberärztin am Universitätsklinikum St. Pölten und Forscherin an der Karl Landsteiner Uni.

Bei über 85 Prozent der Frauen, die Schwangerschaftserkrankungen mit einem Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten, hätte langfristig kein Follow-up stattgefunden, heißt es in der Studie. Sogar Termine beim Hausarzt nahmen sehr viele nicht wahr. Weniger als 40 Prozent mit Hochrisikoschwangerschaften ließen sich innerhalb der ersten Monate nach der Geburt durchchecken.

Fakten

Bluthochdruckerkrankungen betreffen ca. fünf bis zehn Prozent aller Schwangerschaften. Dadurch entsteht ein höheres Risiko für Bluthochdruck, Diabetes und Herzinfarkt oder Schlaganfall im späteren Leben.

Etwa zehn bis 15 Prozent der schwangeren Frauen entwickeln Schwangerschaftsdiabetes. Hier wird in der Regel eine spezifische Ernährungsberatung angeboten, einige Frauen benötigen während der Schwangerschaft Insulin. Die meisten haben nach der Geburt keinen Diabetes mehr. Das Risiko, in der nächsten Schwangerschaft wieder an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, ist bei ihnen jedoch hoch.

Personal mehr sensibilisieren
Die Autoren der Studie kommen zu dem Entschluss, dass mehr Aufklärung und eine bessere Nachsorge nach Schwangerschaftserkrankungen notwendig sind. Zudem empfehlen sie auf Grundlage der Ergebnisse eine verbesserte Ausbildung für alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen, um sie für die langfristigen Folgerisiken von Schwangerschaftserkrankungen zu sensibilisieren. „Die Integration strukturierter Beratungspläne in die Gesundheitspraxis könnte somit einen signifikanten Beitrag zur Prävention und Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Frauen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen leisten“, heißt es.

(Bild: parilov, stock.adobe.com)

Frauengesundheit im Fokus
Studienleiterin Dr. Pfaller-Eiwegger startete im Rahmen der vom Land geförderten Forschungsimpulse der KL Krems im Jahr 2020 am Universitätsklinikum St. Pölten mit dem Aufbau einer Ambulanz für Frauen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenerkrankungen nach Schwangerschaftserkrankungen. Die PreCareFem-Ambulanz will Risikofaktoren nach Schwangerschaftskomplikationen identifizieren und so Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen.

Der Körper leistet während einer Schwangerschaft enorm viel. So kann das Austragen eines Kindes für das Herz ein Stressfaktor sein. Nach dem Auftreten von Schwangerschaftskomplikationen – beispielsweise Bluthochdruckerkrankung in der Schwangerschaft, Schwangerschaftsdiabetes, Frühgeburt vor der 37. Schwangerschaftswoche, vorzeitiger Plazentalösung oder Wachstumsverzögerungen – ist die Zeit nach der Geburt dementsprechend wichtig, um Risikofaktoren zu identifizieren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen. Regelmäßige Kontrollen können helfen, diese frühzeitig zu erkennen und schließlich zu vermeiden. 

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