Beschlagnahmt, ausgesetzt und zu sorglos angeschafft. Der Verein „ARGE Papageienschutz“ ist die letzte Station für exotische Vögel, die diesen traurigen Leidensweg hinter sich haben. Ein aktueller Fall zeigt erneut, wie mit Tieren schnelles Geld gemacht wird und falsch verstandene Tierliebe für noch mehr Leid sorgt.
Offenbar träumen viele Menschen von der Vorstellung, sich einen Papagei zu halten, der ihnen zutraulich auf die Schulter springt, immer ein Liedchen pfeift und mit seinem beachtlichen Wortschatz seine Umgebung zum Schmunzeln bringt. Doch mit der Realität hat das eigentlich nichts zu tun.
So ging es auch Frau B. aus Niederösterreich. Die Pensionistin fühlte sich einsam und ging auf tierische „Partnersuche“ im Internet. Rasch antwortete sie auf eine einschlägige Anzeige für einen Graupapagei, die sie bei einer „Interessensgemeinschaft für Vogelhalter“ fand, weitere Recherchen stellte sie nicht an.
Nur kurze Zeit später stand der Verkäufer vor ihrer Haustüre. „Ich war überrumpelt und habe nicht nachgedacht“, gibt sie im Gespräch mit der „Krone“ zu. Der Kauf erfolgte in bar, ohne gültigen Herkunftsnachweis und ohne Rechnung über die bezahlten 600 Euro.
Illegaler Handel ohne nachzudenken
Ob es Frau B. zu diesem Zeitpunkt nicht klar gewesen sein müsste, dass sie mit diesem illegalen Geschäft nicht nur sich, sondern auch das Tier in eine prekäre Lage brachte, möchte sie nicht beantworten. Dass man sich doch vorab informieren müsse, sieht die Pensionistin nicht ein, sie habe ausreichend Sachkenntnis, da sie vor Jahrzehnten schon einmal Wellensittiche hatte.
Doch „Coco“ verhielt sich völlig anders, als die Dame es erwartet hatte. Er schrie förmlich den ganzen Tag, die Lautstärke war unerträglich. Nervlich am Ende entschied sie, den Graupapagei wegzugeben und wandte sich an den Verein „Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz“.
Dort teilte man Frau B. höflich aber bestimmt mit, dass sie den Vogel zwar hier abgeben könne, aber die anfallenden Pflegekosten dafür im Rahmen einer Patenschaft anteilig übernehmen müsse. Erst nach langen Diskussionen und Preisverhandlungen, stimmte die Niederösterreicherin zu, monatlich nun 30 Euro für ihren „Coco“ zu bezahlen.
Ignoranz oder Unwissenheit dieser gesetzlichen und ethischen Rahmenbedingungen entbindet nicht von der Verantwortung.
Diemar Bobacz, ARGE Papageienschutz
Für die Gründerin des Vereins, Zoologin Nadja Ziegler, fügt sich diese Geschichte nahtlos in eine Reihe von Tierabgaben wie diese: „Es ist einfach nur traurig zu sehen, wie sorglos Menschen mit Lebewesen umgehen. Sie werden wie Ware im Internet bestellt und vor die Haustüre geliefert. Auch in diesem Fall fehlen die nötigen Papiere und der Handel ist illegal gelaufen – ein klarer Verstoß gegen das Artenschutzgesetz“.
Verliebter „Falco“
Für „Coco“ hat sich das Blatt zum Glück gewendet. Er hat sein panisches Verhalten mittlerweile ablegen können und hat sich mit seinem neuen Namen „Falco“ gut in eine große Gruppe von Graupapageien integriert. Er legt ein interessiertes Verhalten an den Tag und Beobachtungen seiner Pfleger zu Folge, dürfte er auch Frühlingsgefühle gegenüber einem Weibchen entwickeln.
Wie es für seine Artgenossen aussieht, die immer noch per Inserat im Internet angeboten werden, kann man nur mutmaßen und hoffen, dass solche Machenschaften bald ein Ende finden.
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