Betroffene erzählt

Ausstieg bei Zeugen Jehovas ist „sehr schwer“

Steiermark
14.04.2024 07:00

Die versuchten Bombenanschläge auf Zeugen Jehovas in der Steiermark rücken auch die Rituale der Gläubigen wieder verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit. Eine einstige „Zeugin“ zur Ächtung von Aussteigern. 

Zwei versuchte Bombenanschläge auf Zeugen Jehovas in der Steiermark binnen weniger Monate (wir haben berichtet) bescheren der Glaubensgemeinschaft auch wieder vermehrt öffentliches Interesse. Vor allem die Frage nach dem Motiv des Täters – die Polizei ermittelt auf Hochtouren – wirft Fragen auf.

Unverständnis mündet in feindliche Gesinnung
Denn auch wenn die Zeugen Jehovas seit 2009 eine gesetzlich anerkannte Glaubensgemeinschaft sind, bleiben sie in der öffentlichen Wahrnehmung umstritten. „Es gibt immer gewisse Konnotationen mit Glaubensgemeinschaften, die Aufsehen erregen, bei den Zeugen Jehovas zum Beispiel das Thema Verweigern von Bluttransfusionen. Das versteht man nicht, was rasch in eine feindliche Gesinnung mündet“, erklärt Daniela Grabovac, Leiterin der steirischen Antidiskriminierungsstelle.

„Ächtung hat für mich einfach nicht gepasst“
Immer wieder kritisiert wird auch der Umgang mit Aussteigern. Die Ächtung von Ausgeschlossenen und freiwillig Ausgetretenen ist Usus – selbst innerhalb der Familie. Das kennt auch die Grazer Psychotherapeutin Heidi Wieser, die als Tochter einer Zeugin Jehovas als Jugendliche selbst aus der Gemeinschaft ausgetreten ist und heute in ihrer Praxis auch Aussteiger begleitet.

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Nach dem Ausstieg geht es den Menschen oft sehr schlecht, sie haben meistens den Kontakt zu Angehörigen und Freunden verloren, oft wird man nicht einmal mehr gegrüßt. Das muss man einmal verkraften können.

Psychotherapeutin Heidi Wieser

 „Diese Ächtung hat für mich einfach nicht gepasst. Religion hat für mich mit Liebe zu tun und das geht einfach nicht zusammen“, erklärt Wieser ihre Beweggründe. „Nach dem Ausstieg geht es den Menschen oft sehr schlecht, sie haben meistens den Kontakt zu Angehörigen und Freunden verloren, oft wird man nicht einmal mehr gegrüßt. Das muss man einmal verkraften können“, so die Therapeutin. Hinzu komme, dass Aussteiger „die Welt da draußen“ nicht so gut kennen und wegen Überforderung oft depressiv würden oder gar Suizidgedanken hätten.

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