Halber Tag pro Woche

Bürokratie größter „Zeitfresser“ für Unternehmer

Wirtschaft
12.04.2024 18:00

„Wir müssen diesem Bürokratiewahnsinn Einhalt gebieten“, appelliert WKO-Chef Harald Mahrer. Denn viele Unternehmer sehen sich einem Kontrollwahn ausgesetzt – zahllose Aufzeichnungen und Formalerfordernisse erschweren den Alltag. Ein durchschnittlicher Ein-Personen-Unternehmer wendet laut neuer Studie einen halben Arbeitstag pro Woche für Bürokratie auf.

96 Prozent der heimischen Betriebe haben weniger als zehn Mitarbeiter. Sie trifft der Bürokratieaufwand unverhältnismäßig stark, da sich der Aufwand auf nur wenige Angestellte verteilt. Laut einer neuen Studie des Market-Institutes im Auftrag der WKO gehen im Schnitt über alle Unternehmen 9,4 Arbeitsstunden für Bürokratie auf. KMUs brauchen gesamt 19,3 Stunden, also 2,5 Arbeitstage, EPUs sind einen halben Arbeitstag mit Bürokratie beschäftigt, können diese Tätigkeiten allerdings nur bedingt auslagern und bleiben meist alleine darauf sitzen.

Für sechs von zehn stieg Bürokratieaufwand in drei Jahren
„Es ist klar, dass es einen Rahmen braucht und eine gewisse Bürokratie auch nötig ist. Aber die europäische Politik sollte nicht vom Elfenbeinturm aus ein Bürokratiemonster auf die Betriebe loslassen“, meint Mahrer. Konkret nennt der Interessensvertreter das neue Lieferkettengesetz. „Eine Tischlerei im Waldviertel ist mit vielen dieser Regeln mitunter überfordert.“ Laut Studie ist der Bürokratieaufwand in den vergangenen drei Jahren für sechs von zehn Unternehmer gestiegen, bei den KMUs haben sogar sieben von zehn mehr damit zu tun.

Viele Selbstständige wünschen sich laut der Studie daher Erleichterungen. 88 Prozent halten dies für absolut essenziell, um die Wirtschaft voranzubringen. Knapp 80 Prozent sehen internationale Wettbewerbsnachteile. Am meisten Zeit kostet Unternehmern das Steuerrecht, darauf folgt das Arbeits- und Sozialrecht sowie diverse Veröffentlichungspflichten. „Die Amerikaner und Asiaten lachen über uns, wenn sie dabei zusehen, wie sich Europa zu Tode reguliert“, so Mahrer zur „Krone“.

„Generalverdacht für Unternehmer“
Er spricht sich gegen einen Generalverdacht aus. „Wegen ein paar schwarzen Schafen sollte der Staat nicht zigtausende anständige Unternehmen knechten.“ Kontrolle sei zwar nötig, aber Unternehmer nach jedem Schritt zu verfolgen, würde unnötig Ressourcen kosten. Mit der Digitalisierung lässt sich viel bereits laufend mitprotokollieren – Stichwort Registrierkasse. Ein wichtiger Schritt wäre die Erhöhung der Kleinunternehmerregelung von 35.000 Euro Umsatz auf 85.000 Euro Umsatz. Die Grenze wurde seit Jahrzehnten nicht angepasst. 

Die Wirtschaftskammer setzt sich generell für mehr Pauschalierungen ein, da sie vieles vereinfachen. Derzeit brauchen viele Unternehmer einen Steuerberater. Auch bei Förderungen sind die Angaben extrem genau zu machen. Noch ärgerlicher als einmalige Förder-Anträge seien aber die im laufenden Alltag zu erfüllenden Aufgaben. 

Viele dieser Vorgaben kommen aus der europäischen Ebene. Österreich hat hier lange Zeit „Gold Plating“ betrieben, das heißt, europäische Regeln übererfüllt. Noch mehr Kontrolle, noch mehr Bürokratie – wenn der rot-weiß-rote Amtsschimmel den europäischen übertreffen will, büßen es am Ende die Unternehmer, befürchtet Mahrer. 

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