Die Neue Galerie in Graz zeigt mit „Show!“ eine neue Ausstellung mit rund 350 Highlights aus der Sammlung des Hauses. Wegen der namhaften Schenkungen der vergangenen Jahre gibt es dabei auch viel Neues zu entdecken. Das Resultat ist ein sehenswerter Parcours durch die Kunstgeschichte der vergangenen 200 Jahre.
Es war ein „intensiver Wunsch des Publikums“, sagt Kurator Günter Holler-Schuster, die Highlights der Sammlung der Neuen Galerie in Graz wieder einmal in einer Ausstellung zu sehen. Diesem Wunsch kommt man mit der Schau namens „Show!“ nun nach. Und diese hat es in sich. Denn neben den Klassikern des Hauses – von Schiele, Klimt, Waldmüller und Boeckl bis hin zu Bresslern-Roth, Brus oder Hollegha –, die sich schon lange in der Sammlung befinden, sind in den vergangenen Jahren viele spannende Werke dazugekommen: Die Schenkungen von Helmut Suschnigg und Regina Ploner etwa beinhalteten ikonische Werke von Andy Warhol und Roy Liechtenstein bis hin zu Alex Katz und Yves Klein. Zudem überließen auch Künstler wie Maria Lassnig dem Haus im Zuge von Personalen wichtige Arbeiten.
„Vernetzte Gesamterzählung“
Durch die Auswahl und Hängung, die Holler-Schuster vorgenommen hat, ergibt sich jedoch weit mehr als eine reine „Schmankerl-Schau“ der Zeit zwischen 1800 und heute, der sich die Neue Galerie ja widmet. Er kultiviert in der Ausstellung eine „vernetzte Gesamterzählung“, wie er es nennt, und greift dafür wichtige Motive der Kunstgeschichte (Landschaft, Stillleben, Porträt, Akt) auf und zeigt ihre Entwicklung über die Jahre.
So beginnt die Schau etwa mit Landschaftsmalereien des Biedermeier: „Sie haben in ihrer lieblichen Schönheit auch zur Etablierung des Tourismus beigetragen. Deshalb stellen wir ihnen zeitgenössische Werke gegenüber, die die Auswirkungen des Massentourismus thematisieren“, erklärt Holler-Schuster.
Spannende Reibungen
Diese Form der kritischen Gegenüberstellung führt zu vielen spannenden Reibungen: So stellt man etwa Wilhelm Thönys berühmten Stadtansichten von New York in den 1930er-Jahren Tony Ourslers Videoarbeit zum Terroranschlag von 9/11 gegenüber. Oder konterkariert die vielen Bilder des Orientalismus, die klischeehaft auf die Ferne blicken, durch die Arbeiten von Liu Xiaodong, der mit ähnlichem Blickwinkel durch Eisenerz zog.
Auch die Entwicklung der Aktmalerei ist ein Schwerpunkt der Schau: von der Idealisierung des menschlichen Körpers – etwa bei Klimt, von dem man unter anderem eine Vorstudie zum „Bildnis Fräulein Liesser“, das aktuell in den Schlagzeilen ist, in der Sammlung hat – über Schiele, bei dem der Körper zum Ausdruck innerer Traumata wird, bis hin zu Günter Brus, für den der Körper selbst zur Leinwand, zum künstlerischen Ereignis wird.
Das Ergebnis ist ein spannender Parcours durch die Kunst der vergangenen 200 Jahre, der nicht nur den Reichtum und die Vielfalt der Sammlung der Neuen Galerie aufzeigt, sondern auch viele spannende Querverweise zieht und damit Brüche und Kontinuitäten der Kunstgeschichte sichtbar macht. Zu sehen bis 18. August.
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