Bahn zu teuer

Deutsche in Halbschuhen auf winterliche Zugspitze

Tirol
08.04.2024 07:00

Freizeitsportler, die die immer noch winterlichen Bedingungen in höheren Lagen ignorieren, bringen die Tiroler Bergretter in Ehrwald zum Verzweifeln. Ein Vorfall auf der Zugspitze sticht dabei besonders hervor.

Rund eine Stunde lang hatte der deutsche Radfahrer – wie berichtet – am Freitag versucht, im Schnee am Winterwanderweg (!) von Ehrwald im Tiroler Bezirk Reutte durch das Gaistal nach Leutasch zu gelangen. Dann musste der 41-Jährige in kurzer Hose im tief verschneiten Gaistal sein Rad abstellen und die Bergrettung alarmieren.

Immer wieder müssen die Ehrwalder Bergretter Alpinisten von der Zugspitze holen, die fahrlässig ...
Immer wieder müssen die Ehrwalder Bergretter Alpinisten von der Zugspitze holen, die fahrlässig unterwegs waren.(Bild: Bergrettung Ehrwald)

Im Sommermodus unterwegs
„Viele Leute schätzen die Lage am Berg derzeit völlig falsch ein. Sie befinden sich schon im Sommermodus, dabei ist hier heroben noch Winter“, sagt Robin Lutnig von der Bergrettung Ehrwald. Diesen Eindruck bestätigt auch die Ehrwalder Bergrettungschefin Regina Poberschnigg. „Die Ausflügler sind in kurzer Hose Richtung Seebensee oder Drachensee unterwegs – dafür bräuchte man aber Tourenski“, schüttelt sie ungläubig den Kopf. „Irgendwann drehen sie dann doch um – oder wir müssen sie holen.“

Obwohl im Gaistal zwischen Ehrwald und der Leutasch noch tief winterliche Bedingungen ...
Obwohl im Gaistal zwischen Ehrwald und der Leutasch noch tief winterliche Bedingungen vorherrschen, sind Radfahrer und sommerlich gekleidete Wanderer im Schnee unterwegs.(Bild: Robin Lutnig)

„Die Leute glauben uns nicht“
Was sie und Lutnig ganz besonders ärgert, ist die Ignoranz vieler Ausflügler: „Wir können den Leuten sagen, was wir wollen. Sie glauben uns nicht.“

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Um diese Tageszeit war der Hang zum Gatterl schon stark lawinengefährdet.

Robin Lutnig, Bergrettung Ehrwald

Warnungen vor Lawinengefahr ignoriert
„Gerade ist wieder ein Mountainbiker am Winterwanderweg Richtung Leutasch gefahren“, schildert Robin Lutnig während des Telefonates mit der „Krone“. Und zwei Bergsteiger machten sich am Samstag nach 14 Uhr (!) noch auf den Weg zur Knorrhütte, um anschließend die Zugspitze zu besteigen. „Um diese Tageszeit war der Hang zum Gatterl schon stark lawinengefährdet“, sagt Lutnig. Seine Warnungen schlug das Duo in den Wind – wie üblich.

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Ich habe den beiden gesagt, dass die sichere Fahrt mit der Zugspitzbahn deutlich günstiger sei als ein Rettungsflug.

Regina Poberschnigg, Ortsstellenleiterin Bergrettung Ehrwald

Bergretter können es nicht fassen
Stichwort Zugspitze: Regina Poberschnigg ist in Sachen Fahrlässigkeit von Bergsteigern auf Deutschlands höchstem Berg an sich schon „schmerzbefreit“. Die Begegnung mit zwei deutschen Wanderern samt Hund vor wenigen Tagen wird sie freilich nicht vergessen. „Die beiden wollten zu Fuß mit normalen Schuhen hinauf“, erzählt sie. Denn die Bahnfahrt sei „zu teuer“, argumentierte das Duo. „Ich habe ihnen gesagt, dass oben drei Meter Schnee liegen und sie völlig falsch ausgerüstet seien“, erzählt die Bergretterin. Selbst der augenzwinkernde Hinweis, dass die Rettung mit dem Heli in der Minute rund 100 Euro koste und die Bahn günstiger sei, half nichts.

Immerhin: Sie dürften später doch umgekehrt sein – zum Glück rechtzeitig.

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