27.03.2024 13:19

Sprache als Vorschrift

„Gendern wird immer öfter instrumentalisiert“

Übers Gendern wird immer wieder heftigst diskutiert. Man dürfe die Diskussionen rund um das Thema nicht nur negativ sehen, sagt Kommunikationsexperte Jürgen Eisserer. Es gehe ums wichtige Thema Gleichberechtigung. Dennoch werde Gendern immer öfter instrumentalisiert und auch politisiert. „Das ist wiederum etwas, was unsere Sprache zerstört.“

Gendern sei der Sprache nicht hilfreich und schon gar nicht der Gesellschaft, sagt Eisserer im krone.tv-Talk. Vor allem die Politik mischte zuletzt mit: In Bayern, Deutschland, wurde vergangene Woche das Gendern in Schulen, Hochschulen und Behörden verboten. In Niederösterreich gab es im vergangenen Jahr einen Gendererlass, der das Binnen-I und dem Gender-Sternchen den gar aus machte. Die Regel gilt allerdings nur für Landesbedienstete. Der Aufschrei gegen die Regeln war und ist groß.

Psychologisches Phänomen
Als Institution habe man eine Vorreiterrolle, das heißt, sie müssen natürlich dem Volke dienen. Dennoch sei ein politisches Mitmischen hier fehl am Platz: „Hier helfen weder Verbote noch der Zwang“, so Eisserer. „Das Einzige, das man damit auslöst, ist ein psychologisches Phänomen, nämlich die Reaktanz, das heißt eine Gegenbewegung gegen den Zwang. Nach dem Motto: Ich will mir nicht vorschreiben lassen, wie ich zu sprechen habe.“

„Kluft wird dadurch noch größer“
Gendern dient eigentlich der Inklusion. Dennoch bewirke es das Gegenteil. Früher hätten sich mit der männlichen Form wirklich beide angesprochen gefühlt. Dies sei durch die Debatte nun nicht mehr der Fall: „Wenn ich die Genderform verwende, fühlt sich immer irgendjemand ausgegrenzt. Das heißt, die große Kluft wird noch größer.“ 

Ideologisch gefärbt
Sowohl das eine als auch das andere verfolge eine Ideologie. „Das Gendern zu nutzen, ist ja auch schon wieder eine Ideologie an sich.“ Sowohl das eine als auch das andere sei nicht befürwortbar. „Was es eher braucht, ist die Akzeptanz der Frauenrechte grundsätzlich in der Gesellschaft. Und das braucht größere Bildungsinitiativen, ein größeres Bewusstsein für Frauenrechte. Aber das funktioniert nicht durch das Anpassen der Sprache.“

Das ganze Interview mit Jürgen Eisserer sehen Sie im Video oben.

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