Bruchbuden bei Seefeld

Desolate „Geisterhäuser“ werden zum Jugendtreff

Tirol
11.03.2024 08:02

Zwei verfallene Häuser bei Seefeld in Tirol - eines davon heißt ausgerechnet „Waldruh“ - sorgen bei der Bevölkerung derzeit für Unruhe. In den verwahrlosten Gemäuern spielen nicht nur Kinder und machen Jugendliche Party. Auch Drogen dürften dort konsumiert werden. Die Gemeinde aber kann nichts tun.

Viele Kinder und Jugendliche auf dem Seefelder Plateau haben das „Geistergasthaus“ direkt am Wildsee längst als Abenteuerspielplatz entdeckt, feiern dort angeblich auch ausgelassen die eine oder andere Party. Dass die Ruinen aber auch eine Fülle von Gefahren in sich bergen, das scheint wenigen bewusst zu sein.

Seit Jahrzehnten sind zwei ehemalige Gastronomiebetriebe in Top-Lage direkt am Seefelder Wildsee dem Verfall preisgegeben. Hunderte an Besuchern kommen hier täglich vorbei, wenn sie auf der idyllischen Promenade rund um den Wildsee spazieren.

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Als wir an den leer stehenden Häusern vorbeikamen, sahen wir in großer Höhe auf dem Dach zwei Kinder spielen.

Der Vater, der anonym bleiben will

„Ich fahre sehr gerne am Wochenende nach Reith bei Seefeld, um mit meinen zwei Kindern die Natur rund um den Seefelder Wildsee zu genießen“, berichtet ein Vater von seinen jüngsten Erlebnissen und schlägt Alarm. „Als wir an den leer stehenden Häusern ,Waldruh‘ und ,Drei Tannen‘ vorbeikamen, sahen wir in großer Höhe auf dem Dach – es waren geschätzt zehn Meter – zwei Kinder im Alter von etwa zwölf Jahren spielen. Da ich selbst Vater bin, machte ich mir Sorgen, holte die Kinder vom komplett desolaten Dach“, berichtet der Vater, der anonym bleiben will.

Eines der beiden Häuser in der Nähe des Seefelder Wildsees.  (Bild: Philipp Neuner)
Eines der beiden Häuser in der Nähe des Seefelder Wildsees. 

„Ein Schandfleck für den Tourismusort Seefeld“
Bei dieser Gelegenheit sah er sich auch am verwahrlosten Grundstück um: „Da alle Türen aufgetreten und auch alle Fenster eingeschlagen sind, sah ich erst, was für eine tickende Gefahr das ist: Es waren rund 15 Personen, darunter Kinder, in den komplett verdreckten, überall mit Scherben bedeckten Häusern aufhältig.“

Seit Monaten sollen sich dort Freunde treffen, besonders am Wochenende. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas Schlimmes passiert, da die Kinder auch geraucht und Alkohol getrunken haben! Ich verstehe nicht, dass die Gemeinde nichts unternimmt. Auch für den Tourismusort Seefeld ist das ein Schandfleck, den jede Woche Tausende Gäste sehen, wenn sie spazieren gehen.“

„Krone“ auf Lokalaugenschein
Die angesprochenen Liegenschaften befinden sich auf Reither Gemeindegebiet an der Grenze zu Seefeld in Top-Lage direkt am See. Seit mehr als 30 Jahren sind die ehemaligen Gaststätten dem Verfall überlassen. Auf einer Terrasse wuchern Fichten und Sträucher, wie ein „Krone“-Lokalaugenschein zeigt. Nirgendwo findet sich ein Absperrzaun oder ein Schild „Betreten verboten“. Jeder scheint hier machen zu können, was er will. Kein Wunder also, dass Kinder und Jugendliche aus der umliegenden Region diesen „Lost place“ als „ihren Abenteuerspielplatz“ entdeckt haben.

Dass der Ort auch als Drogen-Umschlags- bzw. Konsumationsplatz genutzt wird, davon kann ausgegangen werden. Herumliegende Löffel weisen darauf hin.

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Haftbar ist grundsätzlich der Eigentümer, etwas anderes ist es, wenn man sich widerrechtlich am Grundstück aufhält.

Dominik Hiltpolt, BM Reith bei Seefeld

Gebäude sind baufällig, Gemeinde kann nichts tun
„Die Gebäude sind baufällig“, sagt der Reither BM Dominik Hiltpolt, betont aber, dass die Gemeinde nicht einschreiten könne, solange keine Gefährdung durch herabfallende Teile bestehe. Das Grundstück sei Privateigentum eines Österreichers, der überwiegend im Ausland ist. Wer haftet bei einem Unfall? „Haftbar ist grundsätzlich der Eigentümer“, sagt der Dorfchef, zugleich Baubehörde erster Instanz, „etwas anderes ist es, wenn man sich widerrechtlich am Grundstück aufhält. Das ist letztlich eine zivilrechtliche Frage.“

Das letzte Mal habe er den Eigentümer vor etwa einem Jahr gesprochen. Zu Plänen, was er mit den Ruinen vorhabe, habe er sich nicht geäußert.

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