Auf der Soboth im Bezirk Deutschlandsberg gab es diese Woche eine Sensationssichtung. Eine scheue Waldbewohnerin, die einst in Österreich heimisch war und dann als ausgestorben galt, wurde von einer Wildkamera fotografiert - die Wildkatze. Experten freuen sich über die Rückkehr.
Die einst ausgestorben geglaubte Europäische Wildkatze wurde in der Nacht von 6. auf 7. März 2024 auf der Soboth in Deutschlandsberg gesichtet. Johann Silberschneider, Jäger und Bezirksjägermeister, dessen Wildkamera die Bilder der Wildkatze im Herzen der Weststeiermark zufällig eingefangen hat, zeigt sich äußerst erfreut über die Sichtung. Er gibt jedoch auch zu bedenken, dass es leider immer beliebter wird, seltene Wildtierarten regelrecht zu verfolgen, um ein Sensationsfoto zu bekommen.
Rückkehr auf leisen Pfoten
Die scheue und zurückgezogen lebende Wildkatze war bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts in Österreich heimisch. Dann verschwand sie aus den österreichischen Wäldern und galt offiziell als verschollen oder ausgestorben. 2009 wurde die „Koordinations- und Meldestelle Wildkatze“ eingerichtet, und es wurden wieder Nachweise und Hinweise zu Sichtungen von Wildkatzen gesammelt.
„Die Begeisterung über die Natur und das Interesse an Wildtieren steigt, für Wildtiere soll dieses Interesse aber nicht unangenehm werden.“
Johann Silberschneider, Jäger und Bezirksjägermeister
In der Steiermark ist es nicht die erste Sichtung. Im Jänner 2020 wurde in Preding eine Wildkatze überfahren. Sie ist heute in der Tierwelt Herberstein ausgestellt. Im Zuge des Totfunds wurde dann ein Fotofallen-Monitoring ins Leben gerufen, um die Rückkehr der seltenen Waldbewohnerin zu dokumentieren. 2022 gab es dann im östlichen Teil von Leibnitz eine Sichtung einer Wildkatze. „Sie werden offensichtlich mehr und sie breiten sich langsam wieder aus“, ist sich der Wildkatzen-Experte vom Naturschutzbund, Andreas Kranz, sicher.
So schätzt der Experte die Sichtung ein
„Das ist schon sehr besonders. Man könnte sagen, es ist eine kleine große Sensation.“ so Kranz. Laut ihm handelt es sich bei dem Exemplar auf dem Foto der Wildkamera mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um eine Wildkatze. Hundertprozentige Bestätigung erhält man laut Kranz jedoch nur durch Kot- oder Haarproben.
Europ. Wildkatze: ockergelbes Fell wie trockenes Gras, verwaschenes kontrastarmes Muster, dunkler schmaler Aalstrich am hinteren Rücken, Schnurrhaare ganz weiß, häufig ein kleiner weißer Kehlfleck, relativ buschiger Schwanz mit drei nicht miteinander verbundenen Ringen
Wildkatzenfarbene Hauskatze: Grundfarbe Silbergrau, schöne kontrastreiche Tigerung, mehrere kurze verästelte Streifen am Rücken, Schwanzende meist spitz, Farbe der Schnurrhaare variiert, weißer Kehlfleck äußerst selten
Bei dem Fotofallen-Monitoring werden auch Lockstöcke angebracht. Diese werden mit Baldrian beträufelt und dienen als eine Art Haarfalle. „Darauf springen die Katzen sehr gut an und es ist möglich, Haarproben zu erhalten.“ So kann dann auch genetisch bestätigt werden, ob es sich tatsächlich um eine Wildkatze handelt.
Wildkatze oder Wildkatzenfarbene Hauskatze
Die Europäische Wildkatze ist eine eigene Katzenart, die mit der Hauskatze nicht gleichzusetzen ist, auch wenn sie durchaus optische Gemeinsamkeiten aufweisen. Die Ähnlichkeit mit unseren Stubentigern kann den Wildkatzen jedoch auch zum Verhängnis werden, daher ist die Aufklärung laut Naturschutzbund hier besonders wichtig.
„Jede Katze, die tot gefunden wird und bei der man sich nicht sicher ist, ob es sich womöglich um eine Wildkatze oder gar einen Hybriden, also eine Kreuzung zwischen Wild- und Hauskatze, handelt, sollte man abfotografieren und melden. Dann kann dies vom Wildökologen aufgeklärt werden“, so der Experte. Das hilft auch beim Monitoring der Wildkatzen.
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