Experten im Interview

Sind E-Fuels der Motor der grünen Mobilitätswende?

Steiermark
09.03.2024 06:30

Wie können wir die Mobilitätswende schaffen? Eine brisante Frage, bei der immer wieder das Schlagwort E-Fuels fällt. Jürgen Roth und Stephan Schwarzer von der E-Fuel Alliance Österreich über die Vor- und Nachteile des alternativen Treibstoffs - und mögliche Chancen für steirische Unternehmen. 

„Krone“: Ganz einfach erkärt: Was sind E-Fuels denn überhaupt?
Jürgen Roth und Stephan Schwarzer: Für E-Fuels wird aus 100 Prozent Ökostrom durch eine Elektrolyseform Wasserstoff produziert. Dieser Wasserstoff wird durch ein Verfahren unter der Zugabe von CO₂ verflüssigt. Dieses flüssige Produkt ist dann ein synthetischer, CO₂-neutraler Brenn- und Kraftstoff. So entstehen Treibstoffe für Autos, Flugzeuge und so weiter. Es gibt also nicht nur einen E-Fuel, sondern viele verschiedene.

Ursprünglich sollte das Verbrenner-Aus für die EU ab 2035 kommen, jetzt soll es für E-Fuels wahrscheinlich eine Ausnahmeregelung geben. Ein wichtiger Vorstoß aus Ihrer Sicht?
Jürgen Roth: Unsere Sicht ist so: Von der Logik her kann es nicht sein, dass ein Elektroauto, das jeden Tag Kohlestrom tankt, CO₂-neutral ist. Jetzt will man in Zukunft beim Elektroauto miteinbeziehen, was für einen Strom es tankt, und wird feststellen, dass ein Verbrennungsmotor, der mit E-Fuels betrieben wird, sogar sauberer ist als ein Elektromotor. Wenn man so eine Betrachtungsweise heranzieht, ist es sinnvoll, dass man neben dem Elektroauto zukünftig auch Autos erlaubt, die mit synthetischem Kraftstoff betrieben werden.

Welche Chancen stecken in der klimaneutralen Mobilität für steirische Unternehmen?
Jürgen Roth: Die Steiermark ist in Österreich ein überproportionales Automobil-Zulieferland. Dadurch hängen Zigtausende Angestellte auch am Verbrennungsmotor. Beim Elektromotor ist der Zulieferanteil aus der Steiermark gering. Wir sind der Meinung: Zwei Pferde würden die Klima-Kutsche schneller aus dem Dreck ziehen als eines. E-Fuels sollen nicht Elektroautos ersetzen, sondern viel eher die Verbrenner. Gemeinsam mit der AVL wird aktuell eine erste Demonstrationsanlage für E-Fuels in Österreich errichtet. Dafür haben wir bereits einen zweistelligen Millionenbetrag investiert, innerhalb eines Jahres soll das Projekt umgesetzt werden.

Was wird ein Liter E-Fuel kosten, wenn Sie in die Produktion gehen?
Jürgen Roth: In der Simulation sind wir noch bei Preisen zwischen zwei und drei Euro. Wir gehen aber davon aus, wenn wir große Anlagen zur Stromgewinnung in Ländern mit vielen Sonnenstunden bauen, ist ein Literpreis unter einem Euro möglich. Die Idealvorstellungen gehen sogar noch niedriger. Gegenüber hoch besteuerten fossilen Brennstoffen sollten wir also kompetitiv sein.

E-Fuels sind alles andere als unumstritten. Zieht man beispielsweise den Vergleich zu E-Autos, spricht man von einer schlechteren Energiebilanz wegen Verlusten bei der Herstellung. Was entgegnen Sie dieser Kritik?
Stephan Schwarzer: Es ist ein Fehler, nur auf den Motor zu schauen. Denn E-Autos haben das Problem, dass beim Transport des Stroms Verluste entstehen. Wir wollen Strom in der Sahara oder Patagonien erzeugen, wo die Sonne bisher umsonst scheint, einsammeln und sie direkt in eine speicherbare Form bringen - eben als E-Fuels. In unserem Projekt mit der AVL haben eine neue Technologieform mit dem Namen „Hochtemperaturelektrolyse“ entwickelt, die deutlich effizienter ist als bisherige Verfahren. Also ich gehe davon aus, dass die Effizienz noch Riesenschritte machen kann. Außerdem müssen die Fahrzeugkomponenten nicht ausgetauscht werden - E-Fuels können direkt in den Verbrennungsmotor getankt werden. Auch die bestehende Infrastruktur kannn weiterverwendet werden - von den Transportschiffen bis zu den Tankstellen.

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