Pflegende Tochter:

„Was tue ich, wenn mich dann mein Chef braucht?“

Salzburg
19.02.2024 07:00

Was das Burgenland kann, sollte auch Salzburg können, meint die SPÖ. Jeder dritte pflegende Angehörige ist erwerbstätig - und oft in einem schwierigen Spagat. Das „Burgenland-Modell“ würde die Doppelbelastung mildern.

Ihr kleines Frühstück hat heute schon einen großen Teil von Hedwig Wasserbauers Kraft gefordert. Danach ist die 88-Jährige sofort erschöpft eingeschlafen. Beim Besuch der „Krone“ ist sie wieder etwas bei Kräften.

Kein Pflegefall, aber ohne Betreuung ginge nichts mehr
Jetzt geht die Salzburgerin mit ihrer Tochter Claudia Hemetsberger-Wasserbauer ihre neun Medikamente durch. Die einst stattliche frühere ÖVP-Landtagsabgeordnete wiegt nur noch 45 Kilogramm. Der Gewichtsverlust und die Erschöpfung sind Auswirkungen des „Frailty“-Syndroms. Die Altersgebrechlichkeit wurde bei Wasserbauer vor zwei Jahren festgestellt. Hinzu kamen eine Viruserkrankung, Corona und der 80-prozentige Verlust ihres Sehvermögens. Ohne Betreuung ginge nichts mehr.

Ohne Tochter bliebe nur der Weg ins Heim
Die 88-Jährige hofft, dass ihre Tochter noch länger für sie da sein kann. Denn die müsste nach sechs Monaten Pflegekarenz jetzt wieder arbeiten gehen. Vor der Karenz hat sie ihre damalige Stelle als Haushälterin verloren. „Jetzt bekomme ich Jobangebote geschickt und müsste wieder um die 30 Stunden zur Verfügung stehen“, schildert die 57-Jährige.

Arbeiten wäre kein Problem, aber Altersgebrechlichkeit ist unberechenbar. „Was tue ich, wenn es meiner Mutter immer wieder akut schlecht geht, aber mein Chef mich braucht?“, fragt sich die gelernte Hotel- und Gastgewerbeassistentin. Ihre Töchter sind selbst mit Familie und Job beschäftigt, für die gebrechliche Großmutter bliebe also nur der Weg ins Heim und ihr Wunschheim hat keinen Platz.

Die verzwickte Lage der 57-Jährigen zeigt die Realität tausender Salzburger. Laut Erhebungen pflegen in Österreich 950.000 Menschen Angehörige, jeder Dritte ist erwerbstätig. Damit sie weiter ihre Eltern zuhause betreuen können, fordert die Salzburger SPÖ für Salzburg das so genannte „Burgenland-Modell“.

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Bei dem Modell würde das Land diese Personen anstellen. Sie hätten Ansprechpersonen und eine Urlaubsvertretung.

(Bild: Arne M?seler)

SPÖ-Landtagsabgeordnete Barbara Thöny sieht als Vorbild das Burgenland.

Pflegende Angehörige hätten Urlaubsvertretung
„Dabei würde das Land diese Personen anstellen. Sie hätten Ansprechpersonen und eine Urlaubsvertretung“, sagt Abgeordnete Barbara Thöny. Im Burgenland bei SPÖ-Landeshauptmann Hans Doskozil habe sich das Modell bereits bewährt. Im Landtag beantragt Thöny am Mittwoch die Übernahme des Modells. Hemetsberger-Wasserbauer und viele Familien könnten vermutlich aufatmen. Eine betroffene Schleedorferin sagt es so: „Liebe Politiker, wenn schon das Pflegepersonal zu wenig ist, macht es zumindest uns pflegenden Angehörigen einfacher.“

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