Angriff von hinten

Wegen Handy: Mädchen tritt 84-Jährige ins Spital

Gericht
08.02.2024 13:10

Weil ihr das Smartphone heruntergefallen war, attackiert eine 15-Jährige im Bahnhof Wien-Heiligenstadt aus dem Nichts eine Pensionistin. Durch den überraschenden „Bodycheck“ erleidet das Zufallsopfer zahlreiche Brüche, Prellungen und Rissquetschwunden. Im Prozess verzichtet die 84-Jährige auf Schmerzengeld, die Seniorin hat nur einen bescheidenen Wunsch.

Geduldig wartet Frau S. vor Saal 22 im Wiener Landl auf ihre Zeugenaussage. Die 84-Jährige wird von ihrem Enkerl zum Prozess begleitet. Der junge Mann ist vielleicht ein paar Jahre älter als die Angeklagte - die gerade einmal 15 Jahre jung ist und eine tragische Vorgeschichte hat: gewalttätiger Vater; trotz ihrer Jugend schon massiver Drogenmissbrauch, der in der Vergangenheit mehrfach zu Rettungseinsätzen geführt hat.

„Das ist vielleicht eine Erklärung, aber sicher keine Rechtfertigung für die schockierende Tat“, leitet die Staatsanwältin ein, als im Saal laut ein Telefon klingelt. „Was um Gottes Willen machen Sie mit Ihrem Handy?“, fragt Richter Andreas Hautz die Jugendliche, warum sie auf der Anklagebank sitzend auf den Anruf mit einer Nachricht zu antworten scheint.

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Was um Gottes Willen machen Sie mit Ihrem Handy?

Selbst im Prozess hantiert die Angeklagte mit dem Smartphone. Zum Unmut des Richters.

Das Handy war am 30. Oktober 2023 auch Auslöser für ein sinnloses Verbrechen. Gemeinsam mit einer Freundin war Deria (Name geändert) gerade mit dem Zug aus Tschechien zurückgekehrt. Sie hatte sich dort die Nägel machen lassen, Ecstasy und Cannabis konsumiert. Am Bahnhof Heiligenstadt streifte das Mädchen - auf ihr Handy schauend - die 84-Jährige. Das Gerät fiel zu Boden, was zu einem massiven Aggressionsausbruch führte.

Videokameras filmten das Verbrechen
Ohne Grund lief sie Frau S. nach und versetzte ihr von hinten einen kräftigen Tritt oder Stoß in den Rücken. „Einen Bodycheck von hinten“, fasst Herr Rat zusammen. Der überraschende Angriff wird von mehreren Videokameras festgehalten. Und hatte für die rüstige Seniorin, die ungebremst am Steinboden landete, schwere Folgen: Kieferbruch, Jochbeinbruch, Bruch der Augenhöhle, mehrere Rippenbrüche, Rissquetschwunden und Prellungen.     

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Im Niederfliegen hab ich noch das Geschrei von den Mädchen gehört. Sie haben hysterisch geschrien, hatten Angst ums Handy.

Das 84-jährige Opfer sagte als Zeugin aus.

„Ich hab ausgesehen wie ein Zombie“, erinnert sich die Pensionistin an die Zeit im Krankenhaus. Den Vorfall sieht sie nur noch in Fragmenten: „Im Niederfliegen hab ich noch das Geschrei von den Mädchen gehört. Sie haben hysterisch geschrien, hatten Angst ums Handy.“ Auf Schmerzengeld verzichtet das Opfer. „Ich brauch nichts. Ich möchte das abschließen.“ Nur die Zahnprothese, die beim Aufprall kaputtging und ihr den Mund zerschnitt, hätte sie gerne ersetzt. Als sich Deria bei ihr entschuldigt, antwortet die Frau: „Wissen Sie, was das heißt für eine 84-Jährige? Das ist nicht einfach.“

„Das war durch die Drogen“
Zeugen berichten im Prozess von lauten Schreien, Schimpftiraden - die sie im Gerichtssaal gar nicht wiederholen wollen - und extrem aggressivem Verhalten der Mädchen. „Ich bin normal ein hilfsbereiter Mensch. Das war durch die Drogen, ich hab urviel genommen“, rechtfertigt sich die reuige Jugendliche, die jetzt eine Lehrstelle finden will. Das Urteil des Schöffengerichts - zehn Monate bedingt mit auferlegten Weisungen - ist nicht rechtskräftig. Die 532 Euro für die Zahnprothese muss Deria zahlen. 

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