Mann in Lebensgefahr

Rekordversuch im Freitauchen endet dramatisch

Österreich
06.06.2012 21:42
Monate der Planung, sechs Wochen intensives Training - und nach 4:30 Minuten sollte bei 244 Metern Tiefe ein neuer Weltrekord stehen. Doch vor der Küste des malerischen griechischen Inselparadieses Santorin spielte sich Mittwochnachmittag um den Wiener Extremtaucher Herbert Nitsch in den Tiefen des Mittelmeeres ein Drama ab.

Die "Krone" war bei dem waghalsigen Unterfangen dabei, doch der Weltrekordversuch nahm eine dramatische Wende: Planmäßig tauchte der 42-Jährige nach exakt 4:23 Minuten wieder auf. Er wurde sofort mit Sauerstoff versorgt und wieder unter die Oberfläche gebracht, wo sich seine Lunge - sie wurde durch den ungeheuren Druck auf die Größe einer Orange zusammengequetscht - wieder entfalten sollte. Banges Warten an der Oberfläche.

Nach gut 20 Minuten tauchte der Extremsportler erneut auf. Aber er rang weiter um Luft, griff sich instinktiv an die Kehle. Innerhalb weniger Sekunden wurde Nitsch auf ein Motorboot gehievt und an Land gebracht, war aber noch bei Bewusstsein.

Vater wacht am Krankenbett
"Es geht ihm gut", ließ seine Crew zunächst verlautbaren, nur als "reine Sicherheitsmaßnahme" sei der Taucher in eine Dekompressionskammer nach Athen geflogen worden. Wenig später hieß es jedoch aus der Klinik: "Der Patient wurde intubiert, sein Zustand ist kritisch." Vater Gerhard wacht am Krankenbett.

Dass das ehrgeizige Vorhaben Nitschs geglückt sein dürfte, rückt da in den Hintergrund. Das Messgerät trug er noch am Handgelenk, als er in die griechische Hauptstadt geflogen wurde - der Tiefenmesser zeigte 800 Fuß an.

Das Projekt "Extreme 800" war bis ins kleinste Detail geplant. Um dann doch noch im letzten Moment umgeworfen zu werden. Starker Westwind und unruhige Gewässer hatten Nitsch zu einem Ortswechsel gezwungen. Der neue Schauplatz des Weltrekordversuchs lag in der Bucht von Thirassia, einer kleinen Vulkaninsel nahe von Santorin. Um Punkt 14 Uhr Ortszeit stieg der Wiener ins Wasser, 30 Minuten später tauchte er ab. Auf den Begleitbooten herrschte gespannte Stille. Beim Auftauchen gab es anfangs Beifall, dann nahm die Tragödie ihren Lauf...

Tauchmediziner waren skeptisch
Schon im Vorfeld schlugen die Ärzte ob des Vorhabens die Hände über den Köpfen zusammen: "Bloß nicht", warnten viele Mediziner den 42-Jährigen, die Gefahr sei zu groß. Tauchexpertin Dr. Roswitha Prohaska: "Auch die Medizin weiß nicht, was in diesen Tiefen passiert. Es sind schon zu viele Unfälle geschehen, zu viele Fragen offen."

Fakten und Rekorde
Freitauchen, auch bekannt als Apnoetauchen, gilt als die ursprünglichste Form des Tauchens. Im Gegensatz zum Flaschentauchen wird nur einmal tief Luft geholt. Diese Zeit des Luftanhaltens wird als "Apnoe" bezeichnet. Bereits in der Steinzeit wurde auf diese Weise gejagt. In den vergangenen Jahrzehnten entwickelte sich das Freitauchen zu einer Extremsportart. Bei verschiedenen Wettkämpfen rund um den Globus treten die Weltbesten gegeneinander an.

Als Königsdisziplin gilt "No Limits": Dabei wird der Sportler an einem Schlitten oder Lift befestigt und in die Tiefe gezogen. Der Weltrekord liegt derzeit bei 217 Metern. Bei "Free Immersion" darf der Taucher keine Flossen oder ähnliche Hilfsmittel verwenden. Zur Fortbewegung zieht er sich an einem Seil in die Tiefe und wieder hinauf. Rekord: 120 Meter.

"Constant Weight with Fins" bezeichnet das Abtauchen ohne technische Hilfsmittel, dafür aber mit Flossen. Der Rekord liegt hier bei 124 Metern, aufgestellt im Jahr 2009 auf den Bahamas. Eine weitere wichtige Disziplin nennt sich "Variable Weight". Der Sportler wird zwar in die Tiefe gezogen, muss aber aus eigenem Antrieb wieder an die Oberfläche gelangen. Der Weltrekord liegt hier bei 142 Metern.

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