In Belgien wird das Spiel zwischen Anderlecht und Genk nach einer VAR-Fehlentscheidung wiederholt. Fast der gleiche VAR-Schnitzer erhitzte im Herbst die Gemüter bei Sturm bei der Niederlage gegen den LASK. Für Sportchef Andreas Schicker könnte der belgische Präzedenzfall unliebsame Folgen haben.
Mit dem Schlager im Cup-Viertelfinale zwischen Titelverteidiger Sturm und der Austria (11.600 Karten sind bislang weg, Sturm-Abonnenten und -Mitglieder haben noch die Möglichkeit, mehrere Tickets zu kaufen) startet Freitag in der Steiermark das neue Fußball-Jahr. So sicher wie das Amen im Gebet: Auch 2024 wird es wieder VAR-Aufreger geben. Belgien hat ihn schon: Das Match zwischen Anderlecht und Genk, das im Dezember mit 2:1-Sieg geendet hatte, wird nach einem VAR-Fehler wiederholt. Der hatte nämlich einen Elfmeter-Nachschuss aberkannt, da Torschütze Sor zu früh in den Strafraum gelaufen war. Doch zwei Anderlecht-Spieler ebenso. Der Elfer hätte wiederholt werden müssen. Jetzt wird der Hit neu ausgetragen, das entschied der Liga-Disziplinar-Ausschuss.
Klopp war bedient
Bei Sturm kamen beim Belgien-Aufreger Erinnerungen an das LASK-Spiel im November hoch. Ein Böving-Nachschuss nach Sarkaria-Elfer wurde annulliert, weil der Däne laut VAR zu früh im Strafraum gewesen sein soll. Es war die erste von insgesamt drei Fehlentscheidungen beim 1:3 in Linz. „Die Entscheidung in Belgien hat mich schon ziemlich überrascht. Und ich finde sie auch nicht gut. Was, wenn das in anderen Ländern nun Schule macht“, fragt sich Sportchef Andreas Schicker. „Es will wohl keiner, dass jetzt nach VAR-Fehlern alle Spiele wiederholt werden müssen“
In England wiederum biss Liverpool-Coach Jürgen Klopp mit einer Neuaustragung auf Granit, nachdem der VAR beim 1:2 gegen Tottenham nach „Kommunikationsproblemen“ einen kapitalen Bock geschossen hatte. „Für mich war das der weitaus schlimmere Fehler als in Belgien“, erklärt Schicker, der in diesem Jahr aber von verbesserten VAR-Leistungen in der heimischen Meisterschaft ausgeht. „Das Ganze braucht halt auch Zeit. Mit Schiedsrichter-Chef Viktor Kassai hat man jetzt einen erfahrenen Mann zur Seite.“
So sieht der ehemalige Bundesliga-Referee und „Steirerkrone“-Kolumnist Rene Eisner die Situation:
Das kann ja heiter werden. Die angekündigte Neuaustragung der Partie Anderlecht gegen Genk in der belgischen Liga wird eine Fußball-Lawine auslösen! Nach dem doppelten Fehler - erst durch den Hauptschiedsrichter und dann durch den VAR - sowie der Entscheidung, das Match zu wiederholen, wird es nicht lange dauern, bis andere Klubs nachziehen und die Neuaustragung diverser Spiele mit kritischen Entscheidungen fordern. Hier hätte der belgische Verband eingreifen müssen: Man hätte zugeben müssen, dass zwar ein Fehler passiert sei, dass es aber im Nachhinein sicher keine Neuaustragung gibt! Jetzt ist jedem Einspruch Tür und Tor geöffnet. Und das ausgehend von einem Land, das Vorreiter bei der Einführung des VAR war.
Sturms Chancen auf eine Neuaustragung der Partie gegen LASK sind zwar nicht mehr vorhanden, da die Einspruchsfrist nach einem Match nur zehn Tage beträgt. Allerdings hat die falsche „VAR-Nehmung“ in Belgien sicher direkten Einfluss auf Spiele in Österreich. Denn nach diesem Präzedenzfall wird der VAR bei Entscheidungen noch mehr Zeit in Anspruch nehmen. Es wird im Stadion und vor dem Fernseher für Fans noch länger dauern - und Vereine werden im Nachgang Videosequenzen noch genauer sezieren.
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