Sozialstunden

Jugendlicher drohte Mitschülern mit Amoklauf

Vorarlberg
26.01.2024 06:05

Trotz gefährlicher Drohung und Körperverletzung kam ein 16-jähriger Schüler am Donnerstag vor Gericht in Feldkirch mit der Ableistung von Sozialstunden davon. 

Statt Haft gibt es 25 Sozialstunden. So milde „bestraft“ wurde gestern ein Jugendlicher am Landesgericht Feldkirch für Taten, die normalerweise mit Gefängnisstrafen geahndet werden. Der Grund: Der Schüler ist unbescholten und einsichtig. „Er hatte im Herbst letzten Jahres an einer Mittelschule in Dornbirn mehrfach eine Schülerin misshandelt. Einem anderen Mädchen aus der Klasse drohte er, dass er sie zusammenschlagen werde. Anschließend ließ er seine Mitschüler wissen, dass er einen Amoklauf starten werde, und verkündete, wer zuerst daran glauben müsse, darunter auch eine Lehrerin“, so Staatsanwalt Manfred Bolter zu Beginn der Verhandlung.

Bekennt sich nur teilweise schuldig
Zu den Vorwürfen befragt, ergreift die Verteidigerin des Delinquenten das Wort und meint: „Der Angeklagte bekennt sich nur teilweise schuldig. Er gibt zu, die Schülerin in den Arm geboxt zu haben. Aber dafür hat er sich schon bei ihr mit einer Süßigkeit entschuldigt.“ Den von ihm angekündigten Amoklauf tut sie als unüberlegte Äußerung ab.

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Entweder übernehmen Sie voll und ganz die Verantwortung, dann ist eine Diversion möglich. Oder es gibt ein Urteil und somit eine Vorstrafe.

Richter Martin Mitteregger redet dem Angeklagten ins Gewissen

Es habe immer mehr Konflikte in der Klasse gegeben, weshalb er von den Mitschülern genervt gewesen sei. Doch auch bei seinen Klassenkameraden und der Lehrerin habe sich der Angeklagte bereits entschuldigt. „Der junge Mann will nur seinen Pflichtschulabschluss machen und dann eine Bäckerlehre anfangen“, sagt sie und regt eine Diversion an.

Mögliche Vorstrafe
Doch ganz so leicht will es Richter Martin Mitteregger dem Früchtchen dann doch nicht machen und spricht Klartext: „Vor der Polizei haben Sie geschwiegen. Dass Sie jetzt sagen, unschuldig oder nur teilweise schuldig zu sein, verstehe ich nicht. Entweder übernehmen Sie voll und ganz die Verantwortung für ihre Taten, dann ist eine Diversion möglich. Oder es gibt ein Urteil und somit auch eine Vorstrafe.“

Richter Mitteregger lässt den angeklagten Jugendlichen mit Sozialstunden davonkommen. (Bild: Chantall Dorn)
Richter Mitteregger lässt den angeklagten Jugendlichen mit Sozialstunden davonkommen.

Nachdem Staatsanwalt Manfred Bolter nochmals erörtert, dass im Falle des angekündigten Amoklaufs der Tatbestand der gefährlichen Drohung bereits erfüllt sei, wenn andere dadurch Angst bekommen, bekennt sich der Schüler dann doch noch in beiden Anklagepunkten für schuldig und gelobt Besserung.

Der Prozess endet für den 16-Jährigen folglich mit einer Diversion und 25 Stunden Sozialarbeit. Da hat er noch einmal Glück gehabt!

Porträt von Chantal Dorn
Chantal Dorn
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