Signa-Investor

Haselsteiner: „Benko muss Verantwortung tragen“

Wirtschaft
24.01.2024 23:11

René Benko verweigert sich der Öffentlichkeit, obwohl sein undurchsichtiges Firmengeflecht seit Monaten in Flammen steht. Die Signa Holding hat Ende November die größte Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte hingelegt, die Überschuldung dieser Dachgesellschaft beläuft sich auf rund fünf Milliarden Euro. Auf den Plätzen zwei und fünf folgen in dieser Negativ-Rangliste mit der Signa Prime und der Signa-Development zwei weitere Kerngesellschaften aus dem Reich des Finanzjongleurs.

Auf den ersten Blick war es ein wenig verwunderlich, dass Hans Peter Haselsteiner am Mittwochabend den Weg in die Medien wagte, um den Irrweg seines Kompagnons Benko zu verteidigen, dem Insider mittlerweile den Aufbau eines Kartenhauses aus weit mehr als 1000 Firmen vorwerfen. Auf den zweiten Blick war es das nicht. Denn Haselsteiner ist mit seiner Familienstiftung größter Co-Investor (14 Prozent an der maroden Holding) des Immobilienspekulanten, für den ehemaligen Strabag-Bauherren steht demnach selbst sehr viel Geld auf dem Spiel.

„Ein sehr schmerzhafter Fehler“
Doch die von Insidern erwartete Verteidigung blieb aus. Im Gegenteil: „Ich habe einem Geschäftsmodell vertraut, das hoch risikoreich war“, gestand der bald 80-jährige Bautycoon in der „ZiB 2“ des ORF. Und: Er habe es zugelassen, dass im Handel viel Geld verbrannt wurde. „Das war ein sehr schmerzhafter Fehler.“

Heftige Kritik an Benko
Der langjährige Boss der Baufirma Strabag versuchte anfangs zwar, die Probleme der Immobilienbranche im Allgemeinen als Ursache für die Schieflage zu nennen („Die Zinslandschaft hat sich radikal geändert“, „Signa ist wie die ganze Branche in einen Strudel geraten“), übte jedoch unerwartet heftige Kritik am Schöpfer des intransparenten Konstrukts: „René Benko hat eine aktive Gesellschafterrolle gespielt. Er hat in das Management sehr wohl eingegriffen. Er hat die Zügel in der Hand gehabt. Er hat seine Geschäftsführer angewiesen.“

Eben deshalb sei Benko auch „verantwortlich wie ein Geschäftsführer. Da sollte er sich hinstellen und sagen: ,Jawohl, ich trage diese Verantwortung mit‘.“ Auch der luxuriöse Lebensstil des Gründers habe seinen Teil zur negativen Außendarstellung beigetragen: „Die mangelnde Bescheidenheit des René Benko ist ein Teil dieses Bildes, das er in der Öffentlichkeit abgibt. Es ist seine persönliche Verantwortung. Die wird er zu tragen haben.“

„Wir haben keinen Plan B gehabt“
Auf die Frage, warum Benko nicht entscheidend zur Signa-Rettung beitrage, meinte Mitgesellschafter Haselsteiner: „Benko hat einen Großteil seines Vermögens verloren. Ob er in der Lage wäre, nennenswert einzuschießen, entzieht sich meiner Kenntnis.“ Man habe jedenfalls in der Signa-Gruppe zu lange auf frisches Kapital gehofft - „und keinen Plan B gehabt.“

Haselsteiner signalisierte in dem ORF-Interview die Bereitschaft, bis zu 25 Millionen Euro in die ebenfalls insovente Signa Development Selection AG einzubringen. Es gelte nun, die Kleinanleger vor größerem Schaden zu bewahren. Mit seinem Freund Gusenbauer werde er, Haselsteiner, noch ein Wörtchen zu reden haben. Über die Millionenhonorare, die der Altkanzler und Ex-Strabag-Aufsichstratschef von Benko kassierte.

Unter dem Strich bleibe aber für Haselsteiner eine „Niederlage“, auch für ihn selbst, als Unternehmer: „Ich frage mich ernsthaft, was ich verabsäumt habe. Und warum ich nicht kritischere Fragen gestellt habe. Das vertiefte Prüfen wäre sinnvoll gewesen.“

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