Prager Amoklauf

Ministrant erschossen: Trauer und Angst in Wien

Adam Jurák (links) ministrierte gemeinsam mit seinem Vater in Wien-Döbling.

(Bild: Pfarre Unterheiligenstadt)

Messdiener Adam Jurák (34) wurde in Prag von Attentäter David K. getötet. Pfarre und Freunde trauern um den „hilfsbereiten Anpacker“ - Tschechen in Wien verstärken nun aus Sorge vor Nachahmungstätern die Sicherheitsmaßnahmen zu Schulbeginn. Hilfe von der heimischen Exekutive ist bislang Fehlanzeige.

Tiefe Trauer begleitete heuer auch das Weihnachtsfest bei der Tschechischen Volksgruppe in Österreich. Der verheerende Prager Amoklauf am 21. Dezember mit 14 Toten im Umfeld der Karls-Universität zieht nämlich seine Kreise bis Wien und Umgebung. Der bei der Attacke getötete Dolmetsch-Student Adam Jurák (34) galt als veritable Stütze der Pfarre Unterheiligenstadt in Wien-Döbling.

Es habe keinen Festgottesdienst gegeben, bei dem der tiefgläubige Tscheche nicht das Weihrauchfass schwang oder mit dem Kreuz voranging. Darüber hinaus galt der Verstorbene als „hilfsbereiter Anpacker, der bei Pfarrfesten gerne mit Bier oder selbst gemachtem Punsch für fröhliche Stimmung sorgte“, betonten die kirchlichen Würdenträger.

Das Tränen- und Blumenmeer in Prag löste auch in Österreich tiefe Betroffenheit und Sorge aus.

(Bild: (c) www.VIENNAREPORT.at)

Schock im Freundeskreis: „Es ist unfassbar tragisch“
Schwer getroffen ist - als einer von vielen Gläubigen und Wegbegleitern des beliebten Kirchendieners - der 61-jährige Christoph Kacher aus Nussdorf. „Wir haben gemeinsam gelernt und uns auch sehr oft und sehr intensiv über Gott, die Welt und christliche Werte ausgetauscht“, schildert der um seinen engen Freund trauernde Pfarrangehörige.

Kacher hat nach dem Amoklauf tagelang versucht, diesen zu erreichen. Doch er hob am Handy nicht mehr ab. Kacher zur „Krone“: „Meine schlimmsten Befürchtungen haben sich jetzt durch die Todesnachricht aus der Pfarre bestätigt. Ich vermisse Adam und seine sympathische Art sehr.“

Österreicher eng mit Prag verbunden
Doch auch viele andere Österreicher mit Wurzeln im Nachbarland sind betroffen. Karl Hanzl vom österreichisch-tschechischen Schulverein Komenský erzählt: „Viele unserer Mitglieder sind eng mit Prag verbunden. Meine Frau hat beispielsweise an der betroffenen Philosophischen Fakultät studiert. Es ist traurig, dass so etwas in unmittelbarer Nähe passiert.“

Die tschechische Minderheit wünscht sich polizeiliche Bewachung der Komenský-Bildungseinrichtungen in Wien.

(Bild: Peter Tomschi, Krone KREATIV)

Sicherheit für Volksgruppe hat jetzt oberste Priorität
Der Schock der Prager Wahnsinnstat hat auch weitere Auswirkungen auf Wien. Die Komenský-Bildungseinrichtungen - Kindergarten, Volksschule und Realgymnasium - sollen zum Schulstart verstärkt bewacht werden. „Wir haben die Schulen bereits mit modernen Schließsystemen und Kameras ausgestattet. Ab sofort soll es im Empfangsbereich aber auch eine Überwachung mittels Portier geben“, so Hanzl weiters.

Im Gegensatz zu anderen gefährdeten Einrichtungen stelle das Innenministerium für die tschechische Minderheit aber keine Beamten ab. Das wird leise kritisiert.