Fischsuppe, ein Baum und ein kleines Päckchen: Im Obdachlosenquartier ist die Dankbarkeit für Kleinigkeiten zu Weihnachten unermesslich.
Die Lebensgeschichten schockieren: Da ist die Mutter, die vor unvorstellbarer häuslicher Gewalt geflüchtet ist, der in Wien gestrandete Bursch mit grauenvollen Erfahrungen aus einem Kinderheim, und der ältere Mann, der seinen Verwandten daheim aus Scham immer noch vorschwindelt, dass er es „in Wien geschafft“ hat. Doch zu Weihnachten wird all das für ein paar Momente egal - wenn Alena Mach, Leiterin des Donaustädter Volkshilfe-Notquartiers „Nordlicht“ dort die Weihnachtsfeier ausrichtet.
Alle freuen sich am Christbaum
Ihre Fischsuppe für 100 Personen zu kochen, lässt sie sich auch heuer nicht nehmen. „Das riecht man in der ganzen Gegend, fürchte ich“, lacht sie. Abgesehen davon packen jedoch alle gemeinsam an, vor allem beim Aufputzen des Christbaums. Ob alt oder jung, Österreicher oder nicht, mit Glänzen in den Augen stürzen sich die Bewohner auf Christbaumkugeln, Lametta und Lichterketten.
Ein ungeöffnetes Geschenk und die Geschichte dazu
„Beim Christbaumschmücken wird egal, woher man kommt, so wie beim Fußballschauen - da halten alle zu Österreich, egal wer der Gegner ist“, sagt Mach. Die Feier ist ihr auch ein Anliegen, weil sie damit einen Funken Hoffnung geben will, der Mut für den Weg aus der Obdachlosigkeit machen soll. Dazu gehören für sie unbedingt auch kleine Geschenke wie ein Duschgel oder ein Paar Socken, die mit Namen beschriftet sind.
Sie erzählt: „Als wir das zum ersten Mal gemacht haben, ist ein Mann stundenlang vor seinem ungeöffneten Geschenk gesessen. Als ich ihn gefragt habe, ob er es nicht auspacken will, hat er gemeint, er möchte noch warten, weil das das erste Mal in seinem Leben war, dass er ein Geschenk mit seinem Namen darauf bekommen hat.“ Weihnachten im Notquartier sei ansonsten aber nichts Spezielles: „Die meisten sind sentimental, manche streiten, und ein paar trinken zu viel - also eigentlich nicht anders als bei vielen Familienfeiern auch“, grinst Mach.
Das „Nordlicht“ (Dr.-Otto-Neurath-Gasse 1, 1220 Wien) freut sich über Sachspenden in gutem Zustand, vor allem:
Jeder Dritte schafft es
Rund ein Drittel ihrer Schützlinge schafft es früher oder später, sich wieder auf eigene Beine zu stellen, schätzt sie. "Viele sagen, sie kommen noch einmal vorbei, um sich zu verabschieden - es passiert nie. Mich macht das glücklich, denn das heißt, dass sie uns nicht mehr brauchen. Ich verabschiede sie immer mit einem ,ganz
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