Eine Ärztebedarfsanalyse des Landes zeigt, wo es in Tirol in Sachen Ärztemangel bald eng werden könnte. Das Land will mit einer Ausbildungsoffensive früh genug gegensteuern, vor allem im niedergelassenen Bereich.
Der Fachkräftemangel ist in Tirol auch in den Ordinationen und Spitälern ein Thema. Das Land Tirol hat daher die neuen Ärzte, die es in den kommenden Jahren brauchen wird, den aktuellen Absolventen gegenüber gestellt. Weil auch im Ärztebereich Work-Life-Balance eine immer größere Rolle spielt und der steigende Frauenanteil im Beruf mehr Karenzpausen bedingt, wurde dabei mit einem Schlüssel gerechnet: Für einen Arzt, der in Pension geht, muss etwas mehr als ein neuer nachrücken.
Nun liegt das Ergebnis dieser so genannten Ärztebedarfsanalyse vor: In fünf „Mangelfächern“ wird es demnach in den nächsten Jahren knapp, weil es nicht genügend Absolventen gibt. Konkret: Augenheilkunde und Optometrie, Kinder- und Jugendheilkunde, Psychiatrie, Urologie sowie Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde.
Die beschlossenen Maßnahmen und diese Ausbildung bringen in sechs Jahren Ergebnisse. Damit sind wir dann noch rechtzeitig dran.
Cornelia Hagele, Gesundheitslandesrätin
Praxismodul soll Lust auf eigene Ordination machen
Als gemeinsame Lösung schaffen Land, Ärztekammer und ÖGK in diesen Mangeldisziplinen bis 2025 23 neue Ausbildungsstellen für angehende Ärzte. Das System fußt auf drei Säulen: Auf eine Basisausbildung in einem Bezirkskrankenhaus folgt die weitere Ausbildung abwechselnd an der Klinik in Innsbruck und wieder im BKH.
Den Abschluss bildet ein neunmonatiges Modul in einer Lehrpraxis, also bei einem niedergelassenen Arzt, finanziell unterstützt von der ÖGK. So will man die angehenden Mediziner aus den Krankenhäusern in regionale Praxen oder Primärversorgungszentren bringen.
Ärztekammer-Präsident Stefan Kastner ist guter Dinge: „Ich kenne keinen, der von einer Praxis wieder an die Klinik zurückgekehrt ist.“ Aber man müsse dem Nachwuchs die Angst vor der Selbstständigkeit nehmen. Dazu die Lehrpraxis: „Sie lernen dort auch, wie man eine Ordination organisiert, unternehmerisch denkt“, weiß Kinderklinik-Direktor Thomas Müller.
Wir haben genug Absolventen, viele bekommen nicht sofort einen Ausbildungsplatz. Mehr Studienplätze sind also nicht die Lösung.
Stefan Kastner, Präsident Ärztekammer Tirol
Von großer Nachfrage ist man überzeugt
Sorgen, dass die 23 Ausbildungsstellen nicht besetzt werden können, hat ÄK-Präsident Kastner nicht - im Gegenteil: „Wir haben mehr als genug Interessenten. Derzeit gibt es lange Wartezeiten für einen Ausbildungsplatz.“ Auch das mit dieser Wartezeit verbundene Risiko, dass zukünftige Mediziner ins Ausland ausweichen und dort bleiben, soll mit den 23 zusätzlichen Stellen minimiert werden.
Damit die neuen Ärzte, wenn sie denn dann ihre Praxen eröffnen, in diesen auch Kassenpatienten betreuen, wollen Ärztekammer und ÖGK 2024 einen einheitlichen Leistungskatalog verhandeln, „der so attraktiv ist, dass einige Wahlärzte auch umsteigen“, hofft Kastner.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.