Schutzhundeausbildung

„Diskussion hat den Boden der Vernunft verlassen“

Tierecke
18.12.2023 13:26

Bundesminister Johannes Rauch (Grüne) und Tierschützer setzen sich für die Abschaffung der Schutzhundeausbildung und Gebrauchshundesport im privaten Bereich ein. Die Stimmung in der Schutzhunde-Szene ist aggressiv und angespannt. Der Tierarzt und Hundeexperte vom Messerli Institut der Veterinärmedizinischen Universität Wien, Karl Weißenbacher, sagt im krone.tv-Gespräch mit Jürgen Winterleitner, es sei „schlichtweg ein Wahnsinn für die Gesundheit des Hundes, diese Form des Sportes auszuüben.“

Seit Wochen wird in Österreich über die umstrittene Schutzhunde-Ausbildung durch private Halter diskutiert. Auslöser dafür war die tödliche Hunde-Attacke auf eine 60-jährige Joggerin in Oberösterreich durch einen Hund der Rasse American Staffordshire Terrier. Kurz nach dem Angriff ist der Verdacht aufgekommen, dass die Besitzerin den Vierbeiner zu einem Schutzhund abgerichtet und somit „scharf gemacht“ hatte.

Karl Weißenbacher, Tierarzt und Hundeexperte vom Messerli Institut der Veterinärmedizinischen ...
Karl Weißenbacher, Tierarzt und Hundeexperte vom Messerli Institut der Veterinärmedizinischen Universität Wien und Andrea März, Hundetrainerin im krone.tv-Talk(Bild: krone.tv)

Hundeexperte Weißenbacher erklärt, welche fatale Auswirkung das für den Vierbeiner hat: „Der Hund hat einen massiven Stress. Höherer Stresslevel bedeutet aber auch auf der anderen Seite schlechteren Gehorsam. Diese Hunde beißen auch öfter. Das steht außer Zweifel.“

Enorme Belastung für Tier
Die Schutzhundeausbildung stehe aus mehreren Gründen in der Kritik. „Einerseits ist es das Hetzen auf Menschen“, sagt Weißenbacher. Andererseits habe es Tierschutz-Relevanz. Für Hunde sei es eine enorme Belastung, wenn er in diesen Schutzärmel reinfährt. „Sie müssen sich ja vorstellen, bei der langen Gerade läuft der Hund mit ungefähr 30 km/h und stoppt abrupt ab. Das heißt, es ist eine enorme Belastung im Halswirbel-Bereich.“

Hundebisse seien immer situationsabhängig, sagt Hundetrainerin Andrea März. „Das heißt, du kannst eine Situation noch so oft üben. Wird da ein kleiner Funke verändert ist, ist es für den Hund eine völlig andere Situation und dann kann er auch völlig anders reagieren.“ Es gehe nicht darum, die Schutzhundeausbildung komplett zu verbieten, sondern sie nicht am Menschen durchzuführen.

„Mit Seil oder Schuh, statt mit Menschenarm trainieren“
Ihr Vorschlag: „Wenn es nicht um den Menschen geht, dann ist es doch ganz einfach, den Menschen durch etwas zu ersetzen: durch einen Gegenstand, wo der Schutzarm befestigt wird, durch ein Seil, wo der Schuh durch die Gegend gezogen wird.“

Doch was bewegt Menschen, diesen Sport überhaupt auszuüben? „Meines Erachtens ist das schon Ausüben von Macht“, so Weißenbacher. „Es ist der Gedanke: ‚Ich habe die Macht über meinen Hund, ich besitze den Hund, ich beherrsche den Hund.‘“ Die Diskussion habe für ihn den Boden der Vernunft bereits verlassen: „Es wird nicht mehr auf die Wissenschaft gehört. Das ist eine rein emotionale Diskussion.“

Das ganze Interview mit Andrea März und Karl Weißenbacher sehen Sie im Video oben. 

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