Gattin starb bei Brand

Pensionist angeklagt: Löste Zigarette Feuer aus?

Wien
07.12.2023 15:08

Eine Wohnung in Wien-Favoriten brannte Anfang April dieses Jahres lichterloh. Eine Pensionistin schaffte es nicht rechtzeitig, sich zu retten. Vor Gericht muss nun ihr Ehemann Platz nehmen - durch eine Zigarette habe er fahrlässig den Brand ausgelöst. Der 73-Jährige und sein Verteidiger sehen die Ursache des Feuers aber ganz woanders. 

„Wie geht es Ihnen mit dem Verlust Ihrer Frau?“, fragt die Richterin den Pensionisten im Wiener Landesgericht. „Miserabel“ - der grauhaarige Mann mit eingefallenem Gesicht beginnt zu weinen. Denn für den Tod seiner Gattin soll laut Anklage er fahrlässig verantwortlich sein. Am 2. April 2023 kam es in der gemeinsamen Wohnung in Wien-Favoriten zu einem Brand - sie starb an einer Rauchgasinhalation.

Laut Anklage Zigarette für Brand ursächlich
Wie es zu dem verheerenden Feuer gekommen ist, prüfte ein Gutachten, gestützt auf Zeugenaussagen. Das ergab: Der 73-Jährige habe eine Zigarette nicht aus gedämpft und sie in den Plastikmistkübel in seinem „Bastlerzimmer“ geworfen - der Brand breitete sich gegen fünf Uhr in der Früh schnell aus. „Fahrlässige Herbeiführung einer Feuersbrunst“, so das angeklagte Delikt, mit einem Strafrahmen von bis zu drei Jahren - schließlich starb seine Frau.

„Eine Übernahme der Verantwortung wäre hier ein Belügen von ihm selbst und ein Belügen seiner verstorbenen Gattin“, nimmt Verteidiger Otto Stadler schon zu Beginn vorweg, dass sich sein Mandant nicht schuldig bekenne. Denn Zigaretten hätten mit dem Wohnungsbrand nichts zu tun. Viel mehr sei der Wechselakku der Bohrmaschine des Wieners explodiert: „Kurz bevor ich schlafen gehe, stecke ich ihn an, damit er dann aufgeladen ist“, so der Hobby-Bastler. 

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Ich bin unten auf der Straße gesessen und hab‘ nicht gewusst, was ich machen soll. Ich wusste nicht einmal, ob meiner Frau was passiert ist. Die hat nicht mehr raus können anscheinend.

73-jähriger Wiener auf der Anklagebank

Nickel-Cadmium-Akku explodiert?
Die Nachforschungen seines Anwalts Stadler ergaben: Es hätte sich wahrscheinlich um einen Nickel-Cadmium-Akku gehandelt, der seit 2017 nicht mehr in der EU verkauft werden darf. Und: Nach Anfrage beim Verkäufer, kam auf, dass es bereits einen Zwischenfall mit einem Akku der gleichen Marke gab - ein Carport sei nach einer Explosion abgebrannt.

Geprüft wurde das in dem Brandgutachten nicht, das laut Verteidigung „fehlerhaft“ sei. Außerdem: „Mein Mandant und seine Frau waren schwere Raucher“, so Otto Stadler - der verwendete Aschenbecher hätte sogar eine Vorrichtung zum Ausdämpfen der Zigaretten gehabt. „Da erstickt die Glut in weniger als 30 Sekunden“, klärt der 73-Jährige auf.

Warum er das bei der Polizei nicht schon gesagt hatte, will die Richterin wissen: „Ich war viel zu sehr aufgeregt. Ich bin unten auf der Straße gesessen und hab‘ nicht gewusst, was ich machen soll. Ich wusste nicht einmal, ob meiner Frau was passiert ist. Die hat nicht mehr raus können anscheinend“, erinnert sich der Wiener mit zittriger Stimme zurück. 

Über eine Million Versicherungsschaden
Interesse daran, einen Verantwortlichen für den schrecklichen Brand zu finden, hat auch die Wiener Städtische Versicherung - die sich als Privatbeteiligte an dem Strafverfahren angeschlossen hat. Erst kurz vor dem Vorfall wurde das gesamte Wohnhaus renoviert, es entstanden Versicherungsschäden von 1,156 Millionen Euro. 

Weil es aber viele Ungereimtheiten im Gutachten, dem polizeilichen Aktenvermerk und Zeugenaussagen gibt, muss vertagt werden, um diese zu klären. Der Pensionist bleibt jedenfalls dabei: „Ich habe nichts angezündet.“

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