Graues Herz von Österreich? Jahrelang stand die Steiermark in der Kritik, so viel Boden wie kein anderes Land zu versiegeln. Nun gibt es eine neue, differenziertere Erhebungsmethode, die zeigt, wie viel Boden mit Gras und wie viel mit Beton bedeckt ist.
Verlässlich holte sich die Steiermark jedes Jahr den wenig ruhmreichen Platz 1 der Boden-Zerstörer, wenn das Umweltbundesamt die Zahlen veröffentlichte. Über zwei Hektar waren es, die in der Steiermark täglich verloren gingen. Das Problem an dieser Erhebung: Es gab keinen Unterschied zwischen versiegelter Fläche unter einer Betondecke und in Anspruch genommenem Grund - etwa Parks, Gärten oder Pisten.
Mit einer neuen Methode, die von der Österreichischen Raumordnungskonferenz ausgearbeitet wurde, ist das nun möglich. Die Zahlen, die am Freitag veröffentlich wurden, zeigen: In der Steiermark, die 16.400 km² groß ist, sind 471 km² versiegelt - eine Fläche, die der Größe von Wien oder 3,5-mal Graz entspricht. Das sind 2,9 Prozent der Steiermark oder 9 Prozent des Dauersiedlungsraumes - also die Fläche, die man bewohnen und nutzen kann, ohne Berge. Damit liegt man in etwa gleich auf mit Oberösterreich und Kärnten und genau im Österreich-Schnitt.
Auch die Bauland-Reserven im Land werden nun erhoben. In den Ortszentren will man leere Flächen „mobilisieren“ - also bebauen - und abgelegene Grundstücke wieder umwidmen.
„Die Diskussion leidet, wenn wir beim Thema Boden immer Äpfel mit Birnen vergleichen“, sagt Umweltschutzlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ). Eine Obergrenze beim Bebauen, wie die Grünen sie wollten, lehnt sie ab.
Bodenschützer üben Kritik an Politik
Der WWF sieht das anders: „Der wichtigste erste Schritt ist eine verbindliche Obergrenze für den Flächenfraß“, sagt Bodenschutzsprecher Simon Pories. Die Erhebung zeige außerdem, dass in ganz Österreich viel mehr Fläche versiegelt sei als bisher angenommen, nämlich 2.964 km² statt 2417 km².
„Die Politik hat die bisher verwendete Methode häufig als Ausrede benutzt, um das Problem kleinzureden. Die neue Berechnung bestätigt jedoch das Versagen der Politik beim Bodenschutz. Mit jedem Tag, den Bund, Länder und Gemeinden ungenutzt verstreichen lassen, wird das Problem dringlicher“, sagt Pories.
Wichtig sei auch: Auch die in Anspruch genommene Fläche, die nicht versiegelt ist, ist für Natur, Artenvielfalt und die Landwirtschaft verloren.
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