Den Salzburgern ist der S-Link nicht egal. Das ist das deutlichste Ergebnis aus der Bürgerbefragung. Immerhin 22,35 Prozent der 113.578 Stimmberechtigten nahmen an der Abstimmung zur Lokalbahnverlängerung teil. Das Ergebnis im Detail: 58,3 Prozent sind dagegen, 41,7 Prozent sind für das Projekt. Für die Gegner ist das kein grandioser Sieg. Aber auch die Befürworter können sich nicht wirklich freuen. Denn ein klarer Auftrag das Projekt umzusetzen, sieht anders aus.
Der Ausgang spiegelt womöglich wider, dass sich viele Salzburger noch nicht ausreichend informiert fühlen. Die einen sehen das Projekt trotzdem positiv, die Mehrheit sieht es negativ. Viele gingen vielleicht gerade wegen zu weniger Informationen gar nicht hin.
Schnöll bereitet Befragung in mehreren Bezirken vor
Die Gegner sind aufgrund des Ergebnisses jedenfalls in Feierlaune. „Wir können sehr, sehr zufrieden sein“, sagt Wilfried Rogler, Sprecher der Initiative Stopp U-Bahn, zur „Krone“. Angesichts der Kampagne für das Projekt, die auch aus Steuermitteln finanziert wurde, fühle sich das Ergebnis wie ein Sieg an. „Wir sind David gegen Goliath“, meint Rogler. Der Initiativensprecher verbindet das Ergebnis mit einem klaren Auftrag an das Land und die S-Link-Projektgesellschaft: „Wir erwarten uns jetzt, dass die Fakten auf den Tisch gelegt und dass unsere Fragen endlich beantwortet werden.“
Nicht wirklich traurig ist aber auch Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll (ÖVP): „Ich nehme das als Stimmungsbild wahr. Ich bin aber schon überrascht, wie viele dafür waren, obwohl die genauen Pläne noch nicht auf dem Tisch liegen und die Frage irreführend war.“
Der Verkehrslandesrat und S-Link-Verfechter will im kommenden Halbjahr alle Informationen auf den Tisch legen und dann eine „überregionale Befragung“ durchführen. „Ob die landesweit stattfindet, wird man sehen“, sagt Schnöll. Er will jetzt ein Konzept für die Befragung ausarbeiten. Das Großprojekt bleibt jedenfalls Thema. Bereits am 11. Dezember startet die öffentliche Verhandlung zur Umweltverträglichkeitsprüfung für die erste unterirdische Etappe bis zum Mirabellplatz.
Ein Ergebnis ohne Gewinner
Ein Kommentar von Philipp Grill
Ein Blick zurück: Am 26. Juni 2022 nahmen 22 Prozent in der Stadt Salzburg an der Bürgerbefragung zum Ausbau der Mönchsberggarage teil. Das Ergebnis? Ein Triumph der Projektgegner. 84,38 Prozent waren dagegen, nur 15,62 Prozent dafür. Bürgermeister Preuner zog am selben Abend die Reißleine, der Ausbau war vom Tisch. Beim S-Link sieht es anders aus. Weder die Befürworter noch die Gegner können mit dem Ausgang zufrieden sein, beide Seiten werden es als Erfolg verbuchen wollen. Die Wahrheit ist: Vor der Bürgerbefragung wussten alle genau so viel wie jetzt. Es ist ein Ergebnis ohne Gewinner.
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