In Kölner Moschee

Taliban-Vertreter: „Afghanistan ist jetzt sicher“

Ausland
18.11.2023 22:13

Der überraschende Auftritt eines „Gesundheitsdirektors“ der radikalislamistischen Taliban in einer Kölner Moschee sorgt in Deutschland weiterhin für Wirbel. Mittlerweile wurde bekannt, dass der Mann namens Abdul Bari Omar ohne ein Visum nach Deutschland eingereist war. In seiner Rede versicherte er übrigens, dass Afghanistan jetzt ein sicheres Land sei.

Die Rede des Taliban-Funktionärs hatte in Deutschland für Aufregung gesorgt. Über den Inhalt war bislang wenig bekannt, mittlerweile ist klar, dass Abdul Bari Omar von seinem Regime wohl auf eine Art „Werbetour“ geschickt wurde.

Taliban-Funktionär warb um Geld
Denn in seiner Rede betonte er, wie sicher Afghanistan nun sei nach dem „über 20 Jahre dauernden Dschihad“. Und er forderte die Anwesenden auf, „in das Land zu investieren oder sogar zurückzukommen“. Das Regime in Kabul ist international isoliert und die Taliban plagen Geldsorgen, da sie von den internationalen Devisenmärkten abgeschnitten sind.

Humanitäre Lage in Afghanistan prekär
Die ohnedies leidgeprüfte Bevölkerung bekommt dies in einer Hungersnot, welche besonders die ländlichen Gegenden trifft, zu spüren. Die EU stellte zuletzt 60 Millionen humanitäre Hilfe für die afghanische Bevölkerung bereit. 

Besonders die Lage der Frauen und Mädchen in Afghanistan ist prekär, erst kürzlich wurde die Frauenrechtlerin Parisa Asada in Haft genommen. Demonstrationen gegen die Taliban werden von ihnen brutal niedergeschlagen. 

Vor seinem Auftritt in Köln war der Taliban-Funktionär in Den Haag bei einer Konferenz der Weltgesundheitsorganisation WHO, die vom 6. bis 8. November stattfand, anwesend gewesen. Es werde nun untersucht, wie das möglich war, teilte der niederländische Gesundheitsminister Ernst Kuipers am Samstag über die Plattform X (Twitter) mit.

Gesundheitsminister bedauert Foto
Kuipers hatte sich bei der Konferenz auch mit dem Taliban-Vertreter fotografieren lassen. Das Foto war bereits vor mehr als einer Woche über X verbreitet worden, doch in den Niederlanden wurde es erst jetzt nach dem Wirbel über den Auftritt in Köln bekannt. 

Deutschlands Innenministerin will Aufklärung
Nach dem Besuch in den Niederlanden war Omar offenbar unbehelligt nach Deutschland eingereist - ein Umstand, der nicht nur für das Auswärtige Amt in Berlin äußert peinlich ist. Innenministerin Faeser betonte nun, die zuständigen Behörden würden dem Fall intensiv nachgehen. Vom Dachverband DITIB, dem die Kölner Moschee angehört, erwarte man „eine vollständige und sehr schnelle Aufklärung, wie es zu dem Auftritt in Köln kommen konnte“.

Das deutsche Auswärtige Amt (AA) hatte den Auftritt Omars am Freitag scharf verurteilt. Die Reise sei dem AA nicht angekündigt worden, und dem Mann sei vor seiner Einreise nach Deutschland kein Visum erteilt worden. Das nordrhein-westfälische Innenministerium erklärte am Samstag auf Anfrage, bei dem Mann handle es sich um den Leiter der Lebensmittel- und Arzneibehörden in Afghanistan.

„Ein unsäglicher Vorgang“
Die nordrhein-westfälische Staatskanzlei hatte den Auftritt des Taliban-Funktionärs ebenfalls verurteilt. „Dass Mitglieder einer radikalen Organisation wie die Taliban ihre Ideologien ungefiltert auf deutschem Boden verbreiten, ist ein unsäglicher Vorgang“, hatte ein Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt. Das Düsseldorfer Innenministerium verwies allerdings am Samstag auf eine Bewertung des Generalbundesanwalts: Nach dieser handle es sich bei den Taliban mit deren Machtübernahme in Afghanistan und der Bildung einer Regierung im September 2021 „ab diesem Zeitpunkt“ nicht mehr um eine kriminelle oder terroristische Vereinigung.

Abdul Bari Omar war am Donnerstag in Köln-Chorweiler in einer Moschee aufgetreten. Den Namen des organisierenden Vereins hatte der Dachverband DITIB zuerst mit „Afghanischer Kulturverein Köln Meschenich“ angegeben. Der Verein erklärte daraufhin, nicht an der Veranstaltung beteiligt gewesen zu sein, der Vereinsname sei missbräuchlich verwendet worden. Am Samstagabend korrigierte DITIB dann seine Angaben. Tatsächlich sei der Saal Personen zur Verfügung gestellt worden, die DITIB als Vorstand des Vereins „Kulturverein der Kunar Jugendlichen e.V.“ bekannt seien und in dessen Namen handelten.

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