Auch ein Kunststück: Der US-Regisseur Daniel Kramer hat im Wiener Akademietheater Peter Handkes frühen Geniestreich „Kaspar“ mit Bildergewalt und Hardrock niedergedröhnt. Marcel Heuperman bleibt als Kaspar chancenlos.
„Ich möchte ein solcher werden, wie einmal ein andrer gewesen ist.“ Ähnlich soll sich Kaspar Hauser geäußert haben, als er 1828 in Nürnberg auftauchte. 1967 entwickelte der 25-jährige Handke daraus einen Text, der die Theatergeschichte verändert hat: Von Wittgenstein ausgehend wird das Werden und Sein von Sprache beschrieben. Mit ihrem Erwerb will der stumme Findling Zutritt zur Gesellschaft erlangen. Aber seine Einsager sind Seelenverkäufer: Er soll ein Angepasster werden.
Das Format des Textes lässt sich am Akademietheater indes nur minutenweise ahnen. Da zeigt Marcel Heuperman, ein Abgänger der neuen Direktion, dass er auch ein starker Rhetoriker ist. Und nicht nur ein eminenter Körperschauspieler - sein stöhnender, grunzender Auftritt durch einen bühnenhohen Geburtskanal ist allerhand. Ansonsten scheint im amerikanischen Regisseur Daniel Kramer früh die Erkenntnis gereift zu sein, dass ihm der Umgang mit einer ihm unerreichbaren Sprache zu mühsam ist. Er dröhnt das Stück nieder, mit Kettensäge, Auto und Hardrock, mit Comic-Monstern und einer Endlos-Pantomime, in deren Verlauf alle Herren engagiert mit dem Gemächt wedeln. Für eine schlüssige Aufführung reicht freilich auch diese Mühewaltung nicht.
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