Investoren-Ultimatum

Immo-Imperium des René Benko zerbricht

Wirtschaft
02.11.2023 18:54

Insolvenzen, Baustopps und reiche Investoren, die auf einmal rasch aussteigen wollen. Im Signa-Konzern des Tiroler Immobilien-Jongleurs René Benko könnte bald kein Stein mehr auf dem anderen bleiben. Zumal Benko nun offenbar seine größten Investoren entmachten wollen.

Die Geldgeber entziehen Benko nun das Vertrauen. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, wird in einem persönlichen Brief der Rückzug des Tirolers von der Spitze der Signa-Gruppe und auch die Abgabe seiner Stimmrechte an einen Treuhänder gefordert. In diesem Zusammenhang werde auch gleich Sanierungsexperte Arndt Geiwitz als dieser Treuhänder vorgeschlagen. Unter den Unterzeichnern finden sich auch Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller.

Zuletzt war bekannt geworden, dass Geiwitz bereits das Innenleben des schwer angeschlagenen Signa-Firmenkonglomerats durchleuchtet. Haselsteiner hatte bis vor Kurzem als enger Vertrauter Benkos gegolten.

Die Baustellen des Immo-Jongleurs
Es kommt selten vor, dass ein österreichischer Unternehmer von europäischen Wirtschaftsmedien derart in das Visier genommen wird. Benkos Signa-Konstrukt mit 1000 verschachtelten Firmen war erst in die Kritik, dann ins Wanken geraten. Im Konzern des Immobilienjongleurs bröckelt ab, was mit vielen Schulden aufgebaut worden ist.

Ein Überblick über seine Baustellen:

  • Benko verliert das Vertrauen von Kerninvestoren: Laut „Handelsblatt“ möchte nach dem Unternehmensberater Roland Berger auch Fressnapf-Gründer Toeller seine Verkaufsoption ziehen - für Anteile an der Signa Holding, an der er 4,5 Prozent hält.
  • Dem Vernehmen nach beklagen sich einige Geldgeber über fehlende Transparenz, die sogar im Firmenbuch offensichtlich wird: Einige maßgebliche Signa-Gesellschaften veröffentlichten zum Teil über Jahre keine Jahresabschlüsse, was zu Strafzahlungen führte. Von mangelnder Informationspolitik war bereits von jenen Benko-Investoren zu hören, die rechtzeitig ausgestiegen sind: darunter Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, Novomatic-Gründer Johann Graf oder die Lauda Privatstiftung.

„Immer gut verdient“
Noch im Sommer 2022 hatte Benkos Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Gusenbauer im ORF erklärt, die vielen Investoren hätten „immer gut verdient“. Bemerkenswert gut verdienten bei Benko zuletzt jedenfalls die Manager: Vier Vorstände der Signa Prime kassierten für 2022 insgesamt rund 20 Millionen Euro an Prämien. Einer aus dem Quartett, Claus Stadler, warf bei Gusenbauer das Handtuch.

  •  Kostspielige Ausflüge in den Handel haben die Gruppe viel Geld und Reputation gekostet. In Deutschland schlitterte Galeria Karstadt Kaufhof zwei Mal binnen dreier Jahre in die Insolvenz - für die Steuerzahler stehen rund 700 Millionen an Staatshilfen auf dem Spiel.
  • In Österreich musste Kika/Leiner nur wenige Tage nach dem Verkauf Ende Mai Insolvenz anmelden: 1500 Mitarbeiter wurden gekündigt, Signa muss nachträglich 20 Millionen in den Insolvenztopf einzahlen - zahlbar in vier Raten, bis Juni 2024. Dramatisch gestaltete sich zuletzt die Entwicklung bei Signa Sports United: Nach dem Flop der Aktie, nahm Signa das Papier vom Markt und kassierte eine von der Holding bereits zugesagte Kapitalspritze von 150 Millionen wieder ein. Folge: Insolvenz.
  • Die Firmenpolitik der letzten Jahre schlägt sich in dunkelroten Bilanzzahlen nieder. Die Schweizer Signa Retail Selection AG hat mit Ende September 2022 ein Minus von 1,39 Milliarden Euro in den Büchern. Signa Prime musste per 31.12.2022 einen Verlust von 1,2 Milliarden eingestehen, die Signa Holding 505 Millionen. Dazu kommen 300 Millionen Minus bei der Development.

Einige Immobilien wanken
Baustopp in Hamburg. Baustopp in Düsseldorf. Baustopp in Stuttgart. Da wie dort stehen Zahlungen der Signa aus. Mittlerweile ist das Kerngeschäft massiv in Gefahr, hat die Gruppe mit Geiwitz einen Sanierungsexperten an Bord. In Hamburg ist der Elbtower bei 100 von 245 geplanten Metern ins Stocken geraten.

Die Stadt hofft nun auf Benko-Investor Klaus Michael Kühne, der mit einem Vermögen von 39 Milliarden Euro als einer der reichsten Deutschen gilt. Kühne hatte Benko bereits Ende Juli über seinen Statthalter via „Spiegel“ ausrichten lassen: Die „Bonanzazeit“ der letzten Jahre sei „definitiv vorbei“ - „Risiko raus, Solidität rein“.

Kam diese Warnung an Benko zu spät? Jetzt soll er ganz raus ...

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