Opfer schon im Auge

Toulouse-Killer wollte am Mittwoch wieder morden

Ausland
22.03.2012 00:18
Der Todesschütze von Toulouse hat der Polizei während der Belagerung seines Hauses neue Details seines Plans verraten. Laut Beamten wollte der 23-jährige Mohammed Merah auch am Mittwoch erneut morden, der Polizeieinsatz machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Seine Taten bedauert der Al-Kaida-Anhänger nicht - im Gegenteil. Am Mittwochabend strahlte der öffentlich-rechtliche französische Fernsehsender "France 2" ein Video aus, auf dem der Attentäter zu sehen ist (siehe Infobox).

Die Aufnahmen sollen vor zwei Jahren entstanden sein und zeigen den damals 21-Jährigen dabei, wie er auf einem verlassenen Gelände in einem Vorort von Toulouse mit einem BMW riskante Fahrmanöver vollführt. Anschließend steigt er aus dem Auto und grinst direkt in die Kamera.

Wie ebenfalls am Mittwoch bekannt wurde, erfolgte das Umstellen des Wohnhauses des 23-Jährigen offenbar keine Sekunde zu früh: Laut Angaben der Beamten wollte Merah am selben Tag einen Soldaten und zwei Polizisten umbringen. Er hatte seine potenziellen Opfer bereits ausgekundschaftet, konnte seinen Plan jedoch dank des rechtzeitigen Eingreifens der Behörden nicht mehr umsetzen. In den vergangenen Tagen hatte Merah - ein Franzose algerischer Herkunft - in Toulouse und Umgebung bereits drei Soldaten sowie drei Kinder im Alter von drei, sechs und acht Jahren sowie einen Rabbiner kaltblütig erschossen. Alle sieben Opfer seien am helllichten Tag mit aufgesetzten Kopfschüssen regelrecht hingerichtet worden.

Im Austausch für ein Telefon hatte Merah der Polizei am Mittwoch einen Colt übergeben - die mögliche Tatwaffe. Im Gespräch mit Polizisten habe er anschließend bedauert, nicht noch mehr Menschen getötet zu haben, so der zuständige leitende Staatsanwalt Francois Molins in Toulouse. Merah habe sich gerühmt, Frankreich auf die Knie gezwungen zu haben. Außerdem habe er gesagt, dass er "keine Märtyrer-Seele hat, er zieht es vor zu töten und selbst am Leben zu bleiben", sagte Molins.

Elitepolizisten hatten zuvor mehrere Male vergeblich versucht, in Merahs Wohnung in Toulouse einzudringen. Jedes Mal seien die Polizisten mit Schüssen aus schweren Waffen zurückgedrängt worden. Ein Beamter habe einen Knieschuss erlitten, ein weiterer sei durch seine schusssichere Weste vor schweren Verletzungen bewahrt worden.

Polizei kam Täter durchs Internet auf die Spur
Der Sender BFM berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, die Ermittler seien dem Verdächtigen letztendlich durchs Internet auf die Spur gekommen. Das erste Opfer war demnach mit seinem mutmaßlichen Mörder über eine Internet-Verkaufsplattform in Kontakt gekommen. Das Opfer hatte sein Motorrad verkaufen wollen und die geringe Kilometerleistung in einem Inserat mit längeren beruflichen Auslandseinsätzen als Soldat erklärt. Der Täter hatte mit ihm per Mail einen Treffpunkt vereinbart. Die von Polizeiermittlern identifizierte IP-Adresse gehörte zu einem Computer, der der Mutter des Tatverdächtigen gehört.

Der Verdächtige sei in der Vergangenheit in die Unruhegebiete an der pakistanisch-afghanischen Grenze gereist und habe Verbindungen zu Salafisten- und Dschihadisten-Gruppen. Zudem sei er in der afghanischen Stadt Kandahar wegen der Verübung eines Bombenattentats festgenommen worden, jedoch bei einem Massenausbruch, den die Taliban durch einen Angriff bewerkstelligten, entkommen.

Laut Gueant zähle der Mann zu "den Leuten, die aus Kampfgebieten zurückkommen und immer die Geheimdienste beunruhigen". Laut Freunden und Bekannten sei Merah bislang jedoch stets ruhig, höflich und bescheiden aufgetreten (siehe Infobox). Der französische Inlandsgeheimdienst habe den Verdächtigen jahrelang beobachtet und im vergangenen Jahr sogar verhört, aber kein Anzeichen dafür entdeckt, dass er ein Verbrechen planen könnte. Im Laufe des Einsatzes seien am Mittwoch auch die beiden Schwestern und Brüder des Mannes sowie dessen Mutter festgenommen worden. Einer der Brüder sympathisiere wie der Verdächtige mit den Salafisten.

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