Nur Wochen nach der Gründung flossen bei einem Klagenfurter Krypto-Start-Up Geld und Schampus - niemand hakte da nach.
Aus TV-Shows kennt man das ja: Zwei Minuten – zwei Millionen. Den Slogan dürften die Bosse der EXW Wallet Gruppe einst missverstanden haben. Denn kaum war ihr Unternehmen am Markt, floss nach wenigen Wochen (!) auch schon das einkassierte Geld ihrer Anleger – für Mallorca-Partys, Luxusboliden, Champagner, Penthouses, teure Einladungen am Wörthersee.
Nobel-Immobilien in aller Welt
Und nur zur Erinnerung: Der Hauptangeklagte Benjamin H. war da 21 Jahre alt, als er sich „standesgemäße“ Nobel-Immobilien in aller Welt gönnte. Zuvor hatte der Schulabbrecher noch einen Teeladen betrieben, ehe er in Kärnten auf „dicke Hose“ machte – was aber offenbar niemanden zu stören schien. „Er war nicht unbedingt zurückhaltend in seinem Lebensstil“, sagt sein Mitangeklagter A., ein 32-jähriger Klagenfurter. „Sehr vornehm ausgedrückt“, meint Richterin Claudia Bandion-Ortner trocken und hakt nach. „Ja, er hatte auch ein sehr beeindruckendes Haus in Thailand. Eine schöne Wohnung in Wien. Und ein tolles Haus mit Pool in Dubai.“ Ob er dort aber wirklich im Billionärsclub war oder wer den flotten Lamborghini fuhr, der vor der einstigen Firmenzentrale am Klagenfurter Fleischmarkt geparkt war, wisse A. nicht mehr. „Und wie wurde das alles so kurz nach der Firmengründung finanziert?“, will Frau Rat wissen. Ahnungsloses Schulterzucken. „Die Geschäfte liefen sehr gut.“ „Ja, die Kunden haben eingezahlt – aber das war doch nicht Ihr Gewinn.“
A. will EXW Wallet auch nach wenigen Monaten wieder verlassen haben. Um mit einer neuen Idee weiterzumachen: Er soll zu den Bossen von „My First Plant“ zählen, jenem Cannabis-Unternehmen, gegen das die Korruptionsstaatsanwaltschaft ebenfalls ermittelt und dessen kriminelle Dimensionen den Krypto-Gaunereien um nichts nachstehen sollen. „Dazu möchte ich aber noch nichts sagen“, hält sich A. bedeckt.
Wie geht’s nun weiter?
Der Prozess pausiert bis Ende Oktober; auf Anordnung der Richterin dürfen H. und A. in der Haft einander nicht begegnen, um sich nicht verabreden zu können. Spannende Zeugen werden erst später erwartet. Etwa eine Ex-Partnerin von Benjamin H., die behauptet, alles sei von Anfang ein großer Betrug gewesen. H. sieht das gelassen. „Sie konnte sich nicht vom Luxus verabschieden“, meint er. „Deswegen belastet sie mich falsch.“
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