Kind unterwegs

Renata (43) und Ervin (16): “Wir wollen heiraten”

Österreich
10.02.2012 17:23
Ervin war 13, als Renata (damals 41) das erste Mal Sex mit ihm hatte. Vor dem Gesetz war es Missbrauch. Im Interview mit Conny Bischofberger spricht das Paar von Liebe, man erwartet Nachwuchs und will sogar heiraten.

Es ist die Geschichte einer verbotenen Liebe, die das Land vor zwei Jahren bewegte und erregte - und die schließlich vor dem Richter landete. Ervin und Renata haben sie in ein Buch gepackt.

Als wir in die altehrwürdigen Räumlichkeiten des Verlags "edition a" am Wiener Lugeck kommen, verlässt gerade ein "Vera"-Kamerateam das Haus. Die Schwangerschaft von Renata, heute 43, ist eine willkommene Fortsetzung der ungewöhnlichen Love-Story, beinahe Stoff für einen Fortsetzungsroman (der pfiffige Verleger hat auch noch einen "nicht schuldfähigen" Philosophie-Studenten, der seinen Vater getötet hat, eine Geheimprostituierte, einen Großpleitier und eine Hexe im Sortiment).

Auf der hellen Couch, unter einem antiken, goldenen Spiegel, sitzen zwei, die schon bald Eltern werden. Sehr junger Daddy, späte Mutter. Ervin hat seinen Arm die ganze Zeit um Renata geschlungen. Immer wieder suchen ihre Blicke einander.

Was bedeutet der Altersunterschied von 27 Jahren? Wie stellen sich die beiden ihre Zukunft vor? Was werden sie ihrem Kind einmal erzählen? Renata und Ervin sind nicht um Antworten verlegen.

"Krone": Glückwunsch zum Kind. Wann ist es soweit?
Renata: Geburtstermin ist der 20. Juni. Demnach wird unser Kind ein Zwilling. Wenn es später kommt, ein Krebs. Der Termin ist ideal, denn die Handballmeisterschaft endet Mitte Mai.
Ervin: Und Mitte August beginnt das Trainingslager wieder, da kannst du das Kind schon mitnehmen.

"Krone": Wie war das für Sie, Ervin, als Sie erfahren haben, dass Sie Vater werden?
Ervin: Renata kam mit diesem Teststreifen aus dem Bad und verkündete: "Ich bin schwanger!" Sie hat das lachend gesagt. Für mich war es ein unbeschreibliches Gefühl. Aber so richtig real wurde es dann mit dem ersten Ultraschallfoto. Seit ich das bei mir trage, werden meine Noten in der Schule immer besser. Ich denke ständig an das Kind.
Renata: Du hattest so ein Funkeln in den Augen. Und schreibst seither fast nur noch Einser.

"Krone": Wovon leben Sie denn im Moment? Ervin geht ja noch in die HTL.
Renata: Ich arbeite als Vertreterin einer Sportfirma, trainiere nach wie vor die Bundesliga der Damenmannschaft im Handball und unterrichte Business English in der Erwachsenenbildung.
Ervin: Ich will Hochbau-Ingenieur werden. Finanziell geht es sich aus. Aber wir brauchen auch nicht viel.

"Krone": Sind Sie auch ein bisschen schwanger, Ervin?
Ervin: Renata hat ja schon zwei Töchter, sie braucht keine Schwangerschaftsvorbereitung. Ich schon (lacht). Ich lese zurzeit viele Bücher und will bei der Geburt natürlich dabei sein.
Renata: Offiziell ist es eine Risikoschwangerschaft. Aber ich fühle mich wie bei meinen ersten Schwangerschaften. Ich denke, es wird schnell gehen, weil ich als Sportlerin einen elastischen, trainierten Körper habe. Vielleicht eine 15-Minuten-Blitzgeburt.

"Krone": Wird es ein Bub oder ein Mädchen?
Renata: Wir wissen es, aber wir sagen es nicht.
Ervin: Aber wir haben schon einen Namen. Den durfte sich Renatas jüngere Tochter aussuchen. Nachnamen wird unser Kind meinen tragen.

"Krone": Apropos Namen: Warum ist jetzt ein "v" in Ihrem Namen?
Ervin: Ich habe meinen Geburtsnamen wieder angenommen. Ervin Szabo. Den Kontakt zu meinem Stiefvater habe ich abgebrochen.

"Krone": Er hat Renata damals bei der Polizei angezeigt...
Ervin: Dieser Mensch ist mir vollkommen egal.

"Krone": ...und so den Fall ins Rollen gebracht. Wie begegnen Ihnen die Menschen, nachdem Sie wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Unmündigen zu 22 Monaten bedingter Freiheitsstrafe verurteilt worden sind?
Renata: Sie erkennen uns. Frauen reagieren emotionaler, können es auch weniger verstehen. Männer gratulieren uns meistens.

"Krone": Könnten Sie es verstehen, wenn Ihre Tochter mit einem 27 Jahre älteren Mann Sex gehabt hätte?
Renata: Was mir passiert ist, hat mit meiner Tochter nichts zu tun. Ich hätte auf jeden Fall viel mit ihr geredet.

"Krone": Warum wollten Sie jetzt noch ein Kind? Gibt es Ihnen gar nicht zu denken, dass Renata fast 60 ist, wenn das Kind in die Pubertät kommt?
Ervin: Für das Kind wird das kein Thema sein. Probleme haben damit nur die Erwachsenen.
Renata: Es ist doch heutzutage ganz normal, dass man über 40 noch ein Kind bekommt. Bei Männern wird es halt gern verziehen, wenn ihre Partnerinnen viel jünger sind. Beim Herrn Lugner zum Beispiel. Das Alter seines Katzi ist nie ein Thema.
Ervin: Auch ein schwules Paar hat seinem Kind mehr zu erklären als wir beide. Was sind dagegen schon 27 Jahre Altersunterschied?

"Krone": Was sagen Ihre Schulkollegen dazu, dass Sie jetzt Vater werden, Ervin?
Ervin: Ehrlich gesagt nerven mich diese Fragen. Wäre es vielleicht besser, wenn ich jedes Wochenende betrunken aus der Disco heimkäme, aber dafür vielleicht schon 20 Jahre alt wäre?
Renata: Ich sage immer: Über unseren Altersunterschied regen sich die auf, die viel Zeit und kein Leben haben.

"Krone": Wie wird Ihr Kind aufwachsen?
Renata: Auf jeden Fall sportlich. Wir nehmen es zum Training mit, wie alle Sportler. Sport spielt in unserem Leben eine wichtige Rolle.
Ervin: Sport und Liebe. Für das Kind ist es am wichtigsten, dass es geliebt wird.
Renata: Ervin wird ein Supervater sein. Verlässlich und liebevoll.

"Krone": Was wird in zehn Jahren sein?
Renata: Da werden wir eine ganz normale Familie sein.
Ervin: Und ein Ehepaar.
Renata: Ja, es stimmt. Wir wollen heiraten.

Hintergrund: Verbotener Sex
Als Handballtrainerin coachte Renata Juras (lebte damals von ihrem Mann getrennt, zwei Töchter) die U-13-Mannschaft der Knaben beim Handballverein ZV McDonald's Wiener Neustadt. Im Oktober 2009 verliebte sich die damals 41-Jährige in ihren besten Spieler Ervin, damals erst 13. Fünf Monate vor Ervins 14. Geburtstag hatte das Paar zum ersten Mal Sex. Ervin weiht seine Mutter ein, doch der Stiefvater des Jugendlichen zeigt die Trainerin an. Juras wird wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Unmündigen zu 22 Monaten bedingter Haft verurteilt. "14 und 41" heißt das Buch über die verbotene Liebe, es ist im Verlag edition a erschienen und kostet 19,95 Euro.

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