Intendant im Interview

Beim Brucknerfest dreht sich alles nur um Frauen

Oberösterreich
13.08.2023 16:00

Das Brucknerfest zwischen 4. September und 11. Oktober 2023 (Bruckners Geburts- und Sterbetag) geht heuer einen ungewohnten, neuen Weg. Kein einziges Werk von Bruckner wird erklingen, sondern „alles dreht sich um die Frauen als Komponistinnen und Interpretinnen“, sagt Intendant Dietmar Kerschbaum.

Darüber haben wir bereits berichtet. Im „Krone“-Talk lässt Indendant Kerschbaum nun hinter die Kulissen blicken und beschreibt das Ausmaß des Tabubruchs – und was er sich davon erhofft.

„OÖ-Krone“:Das erste Mal wird das Brucknerfest völlig weiblich sein. Gibt es einen Unterschied in der Organisation?
Dietmar Kerschbaum: Von der Organisation hier ist nichts anders. Aber uns wird immer mehr klar: Es geht nicht primär nur darum, vergessene Komponistinnen ins Rampenlicht zu stellen, sondern auch aufzuzeigen, was wir uns als Gesellschaft angetan haben, indem wir in früheren Zeiten geglaubt haben, auf künstlerische Leistungen von Frauen verzichten zu können.

Wären Kunst und Musik heute anders?
Ja, ganz sicher. Die Unterdrückung im 19. Jahrhundert bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts ist der Grund, warum es in der jetzigen Gesellschaft keine „Mozarts“ und „Bruckners“ mehr gibt. Egal, ob Frau oder Mann, man soll sich verwirklichen können und den vollen Respekt der Gesellschaft erhalten. Diese Freiheit ist eigentlich das Thema, das wir aufzeigen wollen.

Welche Reaktionen haben Sie bisher erhalten?
Wir haben viel Zuspruch bekommen, sogar die Salzburger Festspiele haben uns zu unserem Mut gratuliert. Aber es gab natürlich auch nicht wenige, die überrascht reagiert haben, weil wir keinen Bruckner spielen. Ich sage aber: Wir durchleuchten seit sechs Jahren mit einer Strategie das Brucknerfest und haben alles aufgearbeitet, was es im Brucknerhaus noch nicht gegeben hat. Und 2024 haben wir ein tolles Brucknerjahr, in dem wir noch einmal mit der Wucht des ganzen Landes Bruckner Revue passieren lassen. Lassen wir uns doch eine Atempause!

Was hat Sie noch verwundert?
Es gab auch Communities, die andersherum argumentiert haben – so nach dem Motto: „Aha, warum erst jetzt? Der weibliche Schwerpunkt kommt viel zu spät!“ Ja, weil jetzt die Zeit ist, sich dem Thema hinzugeben. Und jetzt machen wir es. Ich kann nur sagen, dass wir uns sehr ernsthaft damit beschäftigen.

Das Brucknerhaus braucht laut Kontrollamtsbericht mehr Publikum. Ist auch das ein Grund für den Frauenschwerpunkt?
Es gibt zwar nicht primär die Absicht, mit dem Thema neue Publikumsschichten zu erreichen, aber wenn uns gelingt, noch mehr Neugierde zu wecken, freut es mich.

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