Schönste Wanderrouten

Orte der Schatten und des Wassers

Vorarlberg
04.08.2023 11:25

Geformt von der ungezähmten Kraft des Wassers sind Schluchten beeindruckende Naturräume. In diesen hat sich eine hoch spezialisierte Pflanzen- und Tierwelt angesiedelt.

Über Jahrtausende hat das Wasser in bestimmten Gegenden Plätze von rauer Schönheit aus Fels und Stein geformt. In diesen Naturräumen, die von Extremen geprägt sind, hat sich eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt gebildet. Als Schlucht werden in der Geomorphologie enge Täler bezeichnet, deren Begrenzungen aus steilen Hängen und (Fels-)Wänden bestehen.

Für solche Orte gibt es auch eine Reihe teils nur regional gebräuchlicher Bezeichnungen: Besonders enge Schluchten, deren Talgrund von einem Wasserlauf eingenommen wird, werden in Bayern und Österreich Klamm genannt, im Alemannischen wird auch von einem Tobel gesprochen. Enge, felsige Schluchten mit vergleichsweise geringem Gewässergefälle werden mancherorts als „Klus“ bezeichnet.

Solche eindrücklichen Landschaftsgebilde entstehen durch das Einschneiden von Fließgewässern in den Untergrund. Dabei ist die Tiefenerosion weit stärker als die Seitenerosion, sodass sich bei dem Prozess keine nennenswerte Talsohle bildet. Die Talbegrenzung besteht folglich, wie eingangs erwähnt, aus steilen Hängen und Wänden. Voraussetzung für das Entstehen einer Schlucht ist entsprechendes Gestein, oftmals handelt es sich dabei um massige Sedimentgesteine. Übersteigt die Eintiefung des Wassers irgendwann die Standfestigkeit des Gesteins, dann kommt es zu Rutschungen und Felsstürzen.

Daten und Fakten

Typ: Ausflug Naturdenkmal Ausgangspunkt (für Kesselschlucht): Gemeindeamt Weiler
Dauer: ca. 40 Minuten für den Hinweg Ausrüstung: Schuhe mit guter Profilsohle, dem Wetter angepasste Kleidung Anmerkung: wie bei jeder Wanderung sollte man vor Aufbruch den Wetterbericht genau studieren; bei Starkregen oder Gewitter kann es in Schluchten sehr schnell sehr ungemütlich werden bzw. zu einem plötzlichen Wasseranstieg kommen, zudem erhöht sich die Rutschgefahr, wenn die meist felsigen/steilen Wege nass sind
Einkehrtipp: mehrere Lokalitäten in Weiler, an heißen Sommertagen gibt es zudem kühlende Leckereien in der Eiswerkstatt „Dario“ in Weiler oder im „The CUP by Kolibri“ in der Nachbargemeinde Röthis
Die bekanntesten Schluchten in Vorarlberg: Rappenlochschlucht/Kuhlochschlucht (Dornbirn), Engenloch-Schlucht (Hittisau), Argenschlucht (Au-Schoppernau), Bregenzerach-Schlucht, Örflaschlucht (Götzis), Kesselschlucht (Weiler), Üble Schlucht (Laterns), Kessi Schlucht (Großes Walsertal), Bürser-Schlucht (Bürs), Bannwaldschlucht (Silbertal), Röbischlucht (Gargellen; Vorsicht, nur über Klettersteig erreichbar!)

In einem Gebirgsland wie Vorarlberg gibt es zahlreiche Schluchten und Tobel in verschiedensten Größenausprägungen. Ihnen allen gemein ist, dass sie Orte sind, an denen sich die Kräfte der Natur auf ganz besonders eindrückliche Weise manifestieren. Was Wasserkraft und Zeit geformt haben, beeindruckt durch eine wilde Schönheit. Zudem sind Schluchten selbst an warmen Tagen kühle, schattige Plätze mit einer angenehmen Feuchtigkeit. Solche Orte sind oftmals Lebensräume für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten.

Gewöhnlicher Natternkopf

Der gewöhnliche Natternkopf (auch Gemeiner oder lauer Natternkopf) gehört zur Familie der Raublattgewächse und ist eine immergrüne, meist zweijährige Pflanze. Die Blütezeit variiert und reicht von Mai bis Juli oder je nach Witterung sogar bis in den Oktober. Als Pionierpflanze besiedelt der Natternkopf gerne sandig-lehmige Ruderalstellen, steinige Fluren oder Silikattrockenrasen. Der Gemeine Natternkopf bildet eine tief reichende Pfahlwurzel aus und treibt im ersten Jahr eine Blattrosette. Erst im darauffolgenden Jahr entwickeln sich aufrechte Stängel von bis zu 80 Zentimetern Wuchshöhe. Die Form der einzelnen Blüten soll an den Kopf einer Natter erinnern, wodurch die Pflanze auch ihren Namen erhielt. Anfangs sind die Blüten rosafarben bis violett, später wechseln sie zu einem kräftigen Blauton. Die Pflanze ist bei Insekten wie Bienen, Schwebfliegen und Faltern sehr beliebt und gilt daher als wertvolle Bienenweide

Gewöhnlicher Natternkopf (Bild: Bergauer )
Gewöhnlicher Natternkopf

So gehört die Üble Schlucht im Laternsertal beispielsweise zur „Natura 2000 Management Region Rheintal“. Steile Wände und große Temperaturschwankungen verlangen eine spezialisierte Anpassung von den Bewohnern. Ein solcher Spezialist aus der Pflanzenwelt ist beispielsweise das Schweizer Mannsschild, welches in der Üble Schlucht gedeiht und mit seiner Pfahlwurzel tief in Felsspalten vordringt. So kann die Pflanze auch exponierte Stellen besiedeln.

Schützenswertes Biotop
Die Kesselschlucht, die sich auf die Gemeindegebiete Weiler, Fraxern und Viktorsberg aufteilt, ist zumindest abschnittsweise als schützenswertes Biotop eingetragen. Der Name Kesselschlucht rührt von den beim Ratzbachwasserfall befindlichen Kolken - auch Strudeltöpfe genannt -, die in ihrer Ausprägung an Kochkessel erinnern. Eine Erklärung für den Namen Ratzbach lautet, dass sich dieser von dem Wort „ratis“ (Farn) ableiten soll. Mit Bestimmtheit nachgewiesen ist diese These allerdings nicht.

Wechselfeuchtes Kleinklima
Der Ratzbachwasserfall in Weiler ist natürlichen Ursprungs und wurde durch die jahrtausendelange Erosionswirkung des gleichnamigen Baches gebildet. Die Form seiner markanten Kolke zeigt die Drehrichtung des Wassers beim Durchfluss an. Größere und kleinere Geschiebeteile werden durch Hochwasser in die „Kessel“ eingetragen und drehen sich dort so lange mit dem Wasser mit, bis sie abgerundet sind. Auf diese Weise werden die Kolke nach und nach vergrößert. Bei der Kesselschlucht handelt es sich um ein tief eingeschnittenes Tobel mit wechselfeuchtem Kleinklima. Besonders geschützt ist hier der Lebensraum wassergebundener Pflanzen und Tiere wie zum Beispiel Flohkrebse und Steinfliegen. Im Biotop befindet sich zudem ein artenreicher Bergahorn-Eschen-Mischwald. In den Steilhangbereichen wachsen weiters Mehlbeeren, Waldföhren und Fichten. Gefährdete Pflanzenarten sind unter anderem die Wilde Mondviole, die Hänge-Segge sowie das Rohr-Pfeifengras.

Ratzbachwasserfall (Bild: Bergauer )
Ratzbachwasserfall
(Bild: Bergauer)

Kleine Tour zum Rüttischrofen
Die Kesselschlucht kann bis zum Ratzbachwasserfall begangen werden. Ausgangspunkt für die kleine Tour ist das Gemeindeamt Weiler. Von dort folgt man zunächst ein Stück weit der Hauptstraße, bis man auf die entsprechende Wegmarkierung stößt. Der Einstieg zur Schlucht befindet sich bei der ersten großen Linkskurve der Straße nach Fraxern. Der Wanderweg durchquert den Biohof Martenetsch und zweigt schließlich rechts ab. Ein schöner Waldweg führt nun hinab zur Schlucht. Gutes Schuhwerk ist gefragt, denn der Pfad wird zunehmend schmaler und steiler. Teilweise ist die Route gesichert. In der Nähe des Wasserfalls liegt zudem der beliebte Aussichtspunkt „Rüttischrofen“. Dafür nimmt man die Abzweigung „Weinberg“ und folgt danach der Beschilderung aufwärts zum Rüttischrofen".

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