21.07.2023 15:00

100 Jahre nichts getan

Ärztekammer: „Arbeiten noch wie zu Kaisers Zeiten“

Der Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, Stefan Konrad, gibt im krone.tv-Interview mit Conny Winiwarter Entwarnung: „Aktuell muss niemand Angst haben, dass er im Krankenhaus keine Hilfe bekommt.“ Der Ärztenotstand sei dennoch real, die Strukturen heillos überaltert. Warum gibt es noch immer keine Lösung? „Weil es zu viele Beteiligte gibt, die mitreden.“ Außerdem stehe Konrad auf der „Black List“ von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) …

„Wir stecken in der Krise, aber ich glaube nicht, dass das Gesundheitssystem kollabiert“, zeigt sich der Vizepräsident der Wiener Ärztekammer optimistisch. Dennoch brauche es politisches Commitment - und einen üppigen Geldregen. Denn der vorgelegt 10-Punkte-Plan der Ärztekammer sieht vor, die Gehälter um 30 Prozent zu erhöhen, außerdem eine Bleibeprämie von 24.000 Euro für jede Person im Gesundheitswesen und eine Arbeitszeitverkürzung. Die 32-Stunden-Woche für Ärzte ist laut dem Vizepräsidenten nämlich „kein Märchen“. 

„In Corona-Krise wurde Geld ja auch abgeschafft“
Konrad ist überzeugt, dass das nötige Geld da ist. Die zentrale Frage sei laut ihm: Wie wichtig ist der Politik die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung? Nicht überzeugt zeigt sich der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Laut ihm sind die kostenintensiven Vorschläge der Ärztekammer im Gesundheitsbudget „nicht drin“. Apropos Hacker: Der spricht von dicker Luft zwischen ihm und einigen Funktionären der Ärztekammer. „Da gehöre ich auch dazu“, so der Vizepräsident.

Gesprächsbasis mit Hacker „sehr angespannt“
Es sei aber nicht so, dass sich „im Kammerl jemand eine Kampagne ausdenkt“. Die Ärztekammer wolle die Probleme lediglich artikulieren und aufzeigen, ist Konrad um Diplomatie bemüht. Die Lösungen liegen laut ihm auf dem Tisch, die Gespräche „stocken“. Der Vizepräsident stellt aber klar: „Die Ärztekammer führt keinen Kreuzzug gegen Herrn Hacker.“

„Sozialversicherung und Politik am Zug“
Die viel wichtigere Frage ist aber: Wer ist verantwortlich für die Misere im Gesundheitsbereich? „Das Gesundheitssystem ist prädestiniert für ein ewiges Pingpong-Spiel der Verantwortung. Tatsächlich arbeiten wir noch immer wie zu Kaisers Zeiten.“ Es gebe zu viele Akteure, die mitreden, so Konrad. Er sieht aber primär die Sozialversicherung und die Politik gefordert, die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Warum beim Ausbau der Primärversorgungszentren aktuell nichts weitergeht und ob die Ambulanzgebühr bald wieder zurückkommt, sehen Sie im Video oben.

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