Der Fotovoltaik-Boom hält ungebrochen an - und sorgt für Konflikte mit der Landwirtschaft. Das muss nicht in allen Fällen so sein: In Gabersdorf erzeugt die erste vertikale Anlage nachhaltige Energie - und überzeugt kritische Bauernvertreter.
Sonnenstrom auf der einen, Lebensmittelerzeugung auf der anderen Seite: Seitdem der Fotovoltaik-Ausbau mit Vollgas erfolgt, verschärft sich dieser Konflikt. Landwirte fürchten, dass zu viele wertvolle Ackerflächen mit (finanziell deutlich lukrativeren) Solarpaneelen verbaut werden.
Dass nachhaltige Energiegewinnung aber nicht immer zu Lasten von wertvollem Boden gehen muss, das wird in Neudorf an der Mur (Gemeinde Gabersdorf) bewiesen. Dort ist die österreichweit erste vertikale Fotovoltaik-Großanlage in Betrieb. Hinter dem Projekt stehen Peter Gsell und Josef Gründl: „Wir haben 2019 zusammen eine Gesellschaft gegründet, die G & G Sonnenstrom.“
Vertikale Fotovoltaik-Anlage auf Kürbisacker
Gsell ist für die Technik zuständig, Gründl hat seinen besten, fünf Hektar großen Kürbisacker zur Verfügung gestellt. Das Investitionsvolumen betrug etwa 1,7 Millionen Euro. Es wird mit einem Energieertrag von bis zu 2200 Megawatt im Jahr gerechnet, der Strom wird in das Netz des örtlichen E-Werks eingespeist.
„Genau solche Projekte bringen uns weiter. Der Landwirt wird zum Energiewirt“, sagt Bernd Brodtrager, Vorstandsmitglied bei den steirischen Jungbauern. Diese sehen große Fotovoltaikanlagen auf Äckern ja sehr skeptisch und plädieren für den Ausbau auf Dächern.
Das ist ein Leuchtturmprojekt, welches Landwirtschaft und Stromerzeugung bestens verbindet.
Bauernbund-Direktor Franz Tonner
Bauernbund-Direktor Franz Tonner spricht von einem „Leuchtturmprojekt, das Landwirtschaft und Stromerzeugung verbindet“. Viel Zustimmung kommt auch vom Leibnitzer Bauernbund-Bezirksobmann Josef Kaiser.
Fotovoltaik-Ausbau bringt 2023 Rekord
Generell geht der Fotovoltaik-Ausbau in der Steiermark ungebremst weiter. Laut Urs Harnik von der Energie Steiermark gibt es mittlerweile 40.000 Anlagen, alleine sein Unternehmen hat im Vorjahr 7000 neue Anlagen mit einer Leistung von 110 Megawatt (entspricht etwa fünf Murkraftwerken) ans Netz gebracht - eine Verdreifachung zum Jahr davor. Heuer im ersten Halbjahr waren es 80 Megawatt: 2023 wird also abermals alle Rekorde brechen.
Das von der Landesregierung vor Kurzem beschlossene Sachprogramm Solarenergie, das Riesen-Anlagen auf ausgewiesenen Freiflächen ermöglicht, wird einen weiteren Schub bringen. Alleine die Energie Steiermark hat sich dabei 450 Hektar und somit mehr als die Hälfte aller Flächen gesichert.
Josef Fürbass und Jakob Traby, Kronen Zeitung
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